
SPD Salzgitter: Es gibt Kritik am freiwilligen Rückzug
Salzgitter. Der vorzeitige Abschied ihres Bundestagsabgeordneten Sigmar Gabriel hat die SPD in Salzgitter offenbar kalt erwischt. Anfang November will der frühere Vorsitzende und Vizekanzler sein Mandat abgeben. Die SPD steht dann ohne Vertreter aus der Region da, der Platz im Parlament geht vermutlich an einen Politiker aus dem Raum Osnabrück.
In einer Videobotschaft im Internet verkündet Sigmar Gabriel seinen Rückzug aus der Politik und führt dabei seinen 60. Geburtstag an und die Möglichkeit, sich in dem Alter noch einmal neu orientieren zu können. Er bedankt sich bei Wählern und Wegbegleitern für das Vertrauen und die Unterstützung. Zugleich bittet er um Verständnis für seine Entscheidung.
Doch dieses dürfte sich in Grenzen halten bei den Sozialdemokraten in Salzgitter, auch wenn diese in einer offiziellen Stellungnahme die Verdienste Sigmar Gabriels hervorheben. „Wir verlieren damit einen starken Sozialdemokraten im Parlament, der sich immer sehr für die Interessen unserer Region und der hier lebenden Menschen eingesetzt hat,“ so Michael Letter, Vorsitzender des Unterbezirks Salzgitter, der schon vor einigen Wochen sein Interesse an einer Bundestagskandidatur bekannt gemacht hatte. Auf hallo-Anfrage antwortet er: „Der SPD Unterbezirk Salzgitter hätte sich gewünscht, dass Sigmar Gabriel sein Mandat bis zum Ende der Legislaturperiode ausübt.“ Sein vorzeitiger Verzicht werde „bei allem Verständnis für seine persönliche Situation“ durchaus kritisch gesehen. Michael Letter verweist auf die konkreten Dinge, die künftig fehlen wie Sigmar Gabriels Büro als Anlaufstelle für die Bürger. „Unsere Region verliert im Bundestag derzeit an Einfluss, einige Bürger werden es verständlicherweise nicht nachvollziehen können, dass ein von ihnen mit großen Mehrheit gewählter Vertreter vorzeitig ausscheidet.“
Auch für den zukünftigen Kandidaten wird es nicht einfacher, den Wahlkreis zu gewinnen, der seit 1961 fest in SPD-Hand ist. „Wir werden darum auch sehr darauf achten“, versichert Michael Letter, dass eine Person kandidiere, „die sehr zuverlässig und vertrauenswürdig“ sei und „eine sichere Perspektive für die Menschen“ biete.
Sigmar Gabriel war insgesamt achtmal direkt gewählt worden, zuerst in den Landtag und ab 2005 in den Bundestag. 2017 gewann er mit 42,8 Prozent der Erststimmen den Wahlkreis 49 Salzgitter-Wolfenbüttel – eigentlich für vier Jahre.