SPD in Salzgitter-Bad feiert runden Geburtstag
SPD-Ortsvereinsvorsitzende Laura Letter erhält aus den Händen des Landesvorsitzenden Stephan Weil die „Willy-Brandt-Medaille“. Foto: pa

SPD in Salzgitter-Bad feiert runden Geburtstag

SZ-Bad. Zum 125. Geburtstag des SPD-Ortsvereins Salzgitter-Bad erschien die ganz große Parteiprominenz im neu hergerichteten Festsaal im Veranstaltungshaus „Im Fischbachs“. Außer dem Bundesvorsitzenden Sigmar Gabriel und Landes-Chef Stephan Weil kamen auch der Vizepräsident des niedersächsischen Landtags, Klaus-Peter Bachmann, und der niedersächsische Finanzminister Peter-Jürgen Schneider sowie die beiden Landtagsabgeordneten Stefan Klein und Marcus Bosse zur Jubiläumsfeier.

Salzgitter-Bad durfte sich bundesweiter Aufmerksamkeit erfreuen. ZDF, ARD und SAT 1 schickten ihre Kamerateams vorbei, um aktuelle Statements der Politprominenz zu den aktuellen Flüchtlingsfragen aufzunehmen. Die Ortsvereins-Vorsitzende Laura Letter begrüßte erst die 130 anderen Gäste, die als langjährige Partei-Mitglieder mit viel ehrenamtlichen Einsatz ebenso geladen waren. Letter beleuchtete in ihrer Festrede die aufgrund der industriellen Revolution sich verändernden politischen Verhältnisse im ausgehenden 19. Jahrhundert und damit die Ursachen zur Gründung erster Arbeitervereine in Deutschland.
Danach bat der kürzlich in die SPD eingetretene Pfarrer der evangelischen Kirchengemeinde Heilige Dreifaltigkeit, Ulf Below, die beiden Vorsitzenden Sigmar Gabriel und Stephan Weil zu einem Gespräch. Das Einsammeln von Geld für eine Druckmaschine der sozialistischen Jugend direkt nach dem Ende des faschistischen Franco-Regimes in Spanien war für Gabriel der Anlass, in die SPD einzutreten. Mit dem Bibelvers „Du sollst den Fremden lieben wie dich selbst“ ging Below auf die aktuelle Flüchtlingsproblematik ein. Gabriel machte deutlich, dass nur eine kleine Minderheit Asyl (als politisch Verfolgte) erhalte, 95 Prozent seien geduldete Flüchtlinge gemäß der Genfer Flüchtlingskonvention. „Wir müssen die aktuell hohen Zugangszahlen an Flüchtlingen ganz schnell besser organisieren und die europäischen Außengrenzen sichern, um die Flüchtlinge geordnet und sicher vor Schleppern nach Deutschland zu bringen“, betonte der Bundesvorsitzende. Da in absehbarer Zeit Millionen Facharbeiter in Deutschland fehlen würden, sieht Gabriel für Deutschland und Europa große Chancen. Das würde zwar Geld kosten, teurer sei es aber, weniger Kinder in Deutschland zu haben.
Ministerpräsident Stephan Weil betonte, dass die SPD sich der Solidarität verpflichtet habe. Man dürfe das Problem zwar nicht kleinreden und müsse den richtigen Weg zwischen Solidarität und Sicherheit gehen. Fragen zur Rechtsentwicklung in Europa und die Zusammenarbeit der SPD mit den Kirchen schlossen die Gesprächsrunde ab. pa

Die Chronik hat 46 Seiten

Der SPD-Ortsverein hat eine 46-seitige Broschüre über die bewegte Geschichte der SPD in Salzgitter-Bad herausgebracht. Die Autoren sind Jörg Leuschner und Reinhard Försterling. Deutschland wurde durch die Revolution 1848/49 gesellschaftlich stark verändert. Die industrielle Revolution erreichte den ländlichen Bereich, zu dem auch die Kleinstadt Salzgitter gehörte. Arbeiterbildungs-, Sport- und Gesangsvereine entstanden. 1863 gründete Ferdinand Lasalle am 23. Mai in Leipzig den „Allgemeinen Deutschen Arbeiterverein“. In der Folge erreichten die sozialdemokratischen Ideen Braunschweig und die Dörfer der heutigen Stadt Salzgitter. Nach der Aufhebung im Jahr 1890 des von Bismarck in den Reichstag eingebrachten Gesetzes gegen die Sozialdemokratie wurde die SPD im Flecken Salzgitter gegründet. Mit 20,3 Prozent der Stimmen bei der Reichstagswahl legten die Genossen einen tollen Start hin, bis 1912 (45 Prozent Stimmenanteil) Salzgitter Hochburg der Sozialdemokratie wurde. Nach dem Verbot 1933 wurde der Ortsverein im September 1942 neu gegründet.
An seiner Spitze standen unter anderem Günter Klapproth, Willi Fricke, Wolfgang Schneider, Karn Löchter und Wolfgang Bauer. 30 Jahre lang vertrat Hans-Jürgen Junghans die Stadt Salzgitter im Deutschen Bundestag, Hermann Struck prägte viele Jahre die Geschicke der Stadt als ehrenamtlicher Oberbürgermeister. pa