Immer mehr Schockanrufe und Trickbetrügereien bei Senioren in Salzgitter

Immer mehr Schockanrufe und Trickbetrügereien bei Senioren in Salzgitter

Sie tarnen sich als Schornsteinfeger oder Wasserwerker, geben sich als Enkel oder Dachdecker aus. Die Zahl der Trickbetrügereien, Schockanrufe und dubiosen Haustürgeschäfte steigt rapide an. Meist sind alleinstehende Senioren die Opfer. Die Polizei rät zu Wachsamkeit.

Die Polizei hat eine Broschüre veröffentlicht mit Sicherheitstipps für Senioren.

Über mangelnde Arbeit kann sich die Ermittlungsgruppe SÄMÜT (Straftaten zum Nachteil älterer Menschen – überörtliche Täter) in Salzgitter nicht beklagen. Fast immer haben es die Gauner auf Senioren abgesehen. Dabei lässt sich in den meisten Fällen im Nachhinein für die Polizei kaum noch etwas unternehmen. Die Vergehen sind schwer nachzuweisen, die Täter über alle Berge. Vorbeugung sei deshalb „das oberste Gebot“, sagt Georg Kinat. Der Leiter des Fachkommissariates 3 der Polizei-Inspektion Salzgitter appelliert an Bewohner und Nachbarn, wachsam zu sein, wenn unbekannte Dienstleister oder Bittsteller an Türen klingeln oder anrufen. Gleich mehrere Methoden sind laut Polizei derzeit verstärkt zu beobachten.

Der Schockanruf: Mit dieser Masche gehen professionelle Banden bundesweit auf Beutezug. Zielgruppe sind russische Migranten, die auf blauen Dunst hin von Callcentern in Litauen angerufen und auf Russisch um Hilfe gebeten werden. Verwandte hätten einen schweren Unfall oder anderes Unglück verschuldet und bräuchten schnell Bares, um die Sache aus der Welt zu schaffen. Unter Schock zahlen die Angerufenen. Die Polizei zählte 2013 in Salzgitter schon fünf Fälle und 19 Versuche mit einem Gesamtschaden von 83.100 Euro. 2012 waren es gerade mal vier Taten und sieben Versuche (49.000 Euro).

Der Enkeltrick: Auch hier bekommen die Opfer einen Anruf. Ein angeblicher Enkel oder Angehöriger steckt in der Klemme. Oma oder Opa sollen mit Geld helfen, das gleich ein Freund abholt. Mittlerweile ist  die Masche bei vielen Senioren bekannt, Bankangestellte werden hellhörig, wenn ältere Kunden plötzlich einen hohen Geldbetrag wünschen. Sie verweigern mitunter die Herausgabe. Dennoch  registrierte  die Polizei in Salzgitter schon 34 Fälle in diesem Jahr, 2012 waren es nur zwölf. Viele Versuche würden nicht gemeldet, vermuten die Beamten. Sie gehen von einer hohen Dunkelziffer aus.

Getarnte Handwerker: Auch diese Fälle tauchen fast wöchentlich im Polizeibericht auf. Sie kommen vom Wasserwerk oder Energieversorger und müssen kurz in die Wohnung. Manche wollen nur einen Stift haben oder ein Glas Wasser trinken. Drinnen lenkt der Unbekannte den Bewohner ab, während ein Komplize die übrigen Zimmer durchsucht und die Wertsachen stiehlt.

Haustürgeschäfte: Ob Fassade, Dachbalken oder Terrasse. Eine Handwerkerkolonne kommt zufälig vorbei und verspricht eine günstige Sofortreparatur. In der Hoffnung auf ein Schnäppchen greift mancher unüberlegt zu. Doch die Rechnung wird deutlich teurer, die Arbeit ist dann zudem von minderer Qualität. Unter Druck zahlen die Betroffenen. Kinat rät, immer ein zweites Angebot einzuholen und im Zweifel gleich die Polizei hinzu zu ziehen. Da alles mündlich abgemacht wird, lässt sich später oft keine Straftat ableiten.

Teppichwäsche: Eher neu im Geschäft sind laut Polizei die Teppichwäscher, denen auch nur schwer ein Betrug nachzuweisen ist. Sie locken in Flyern mit Billigangeboten ab 6,90 Euro, am Ende rufen sie Beträge von bis zu 2500 Euro auf. Zwei Betroffene im Raum Salzgitter haben deshalb schon Anzeige erstattet.