Verein: Peiner Familien helfen Flüchtlingen
In Peine angekommen: Die Flüchtlingsfamilien werden von Paten im Alltag begleitet.

Verein: Peiner Familien helfen Flüchtlingen

Peine. Kaum ein Tag vergeht, an dem die örtliche Presse nicht über die Ankunft neuer Flüchtlinge berichtet oder über die Schwierigkeiten für die Gemeinden, genug Unterkünfte bereitzustellen. Der anhaltende Flüchtlingsstrom, der Deutschland erreicht, ist in aller Munde.

Doch was geht in dieser Situation in den Flüchtlingen selbst vor? Was empfinden die Menschen, die ihre Heimat verlassen mussten und sich nun in einem völlig anderen Land zurechtfinden müssen? Wäre es hilfreich, jede ankommende Familie durch eine Patenschaft zu unterstützen? Diese Frage stellten sich auch Anna Friedrich und Henning Meyer. Und sie beließen es nicht dabei, sondern setzten mit der Gründung des Vereins „Familien für Familien“ die Idee in die Tat um.
„Wichtig ist uns zu betonen, dass natürlich nicht nur Familien Vereinsmitglied werden können. Wir haben einen sehr weiten Familienbegriff“, macht Anna Friedrich deutlich. Und natürlich sind auch alle Menschen willkommen, die sich eine Patenschaft selbst nicht zutrauen. „Wir benötigen auch Akteure im Hintergrund, die unsere Paten unterstützen.“
Die Paten selbst übernehmen keine formalen Aufgaben. Sie helfen den Ankommenden bei alltäglichen Dingen. „Diese Dinge können sehr unterschiedlich sein“, weiß Henning Meyer aus eigener Erfahrung – gemeinsam mit seiner Frau Anna Friedrich betreut er zwei Familien. Das Zeigen der Stadt gehört genauso dazu wie das Unternehmen kleinerer Ausflüge, Deutschunterricht, Hilfe beim Ausfüllen von Formularen oder das Begleiten bei Behördengängen. Auch das Organisieren von benötigten Gegenständen kann dazu gehören oder die Organisation von Kindergarten- und Schulwechsel. „Es geht uns um eine langfristige Integration.“
„Etwa ein- bis zweimal wöchentlich für zwei- bis drei Stunden sollten sich Paten für die Familie Zeit nehmen“, so Anna Friedrich. Und nicht nur die Ankommenden profitieren in dieser Zeit von den Paten. Auch die Paten bekommen Herzlichkeit, Freude und Dankbarkeit zu spüren. „Die meisten Familien sind sehr glücklich über die Kontakte und zeigen es. Außerdem lernen wir so sehr viel über andere Länder, anderes Essen und andere Sitten.“
Natürlich sind die Flüchtlinge nicht ohne Grund nach Peine gekommen. Ihre Schicksale sind so verschieden wie die Familien selbst. „Es ist nicht immer leicht, all das zu verkraften. Deshalb sind wir Paten untereinander vernetzt und tauschen uns aus. Außerdem findet ein Coaching für Paten statt“, schildert Friedrich. Die beiden Familien, die sie mit ihrem Mann unterstützt, sind sehr unterschiedlich. Da ist zum einen eine siebenköpfige Familie aus Syrien, die dezentral untergebracht ist.
„Obwohl sie erst seit Februar in Deutschland sind und gar keine Deutschkenntnisse vorhanden waren, klappt die Verständigung auf Deutsch mittlerweile sehr gut.“ Die zweite Familie hat ein Kleinkind und erwartet zudem ein Baby. Derzeit wohnen sie in der Asylbewerberunterkunft am Lehmkuhlenweg. „Beide haben einen Bachelorabschluss und sprechen vier Sprachen. Es sind junge und gebildete Leute.“ Auf die Frage, warum sie das alles auf sich nimmt, antwortet Anna Friedrich: „Wir glauben, dass es sinnvoll ist, was wir tun. Es ist so wichtig, dass die Ankommenden soziale Kontakte bekommen und sich in ihrer neuen Lebenswelt zurechtfinden.“

❱❱ Kontakt: Tel. 05171/5403399, E-Mail: familien-fuer-familien@gmx.de, www.familien-fuer-familien.eu