„Industrium“-Konzept fertig: Stadt Salzgitter sucht nun die Nähe zum Bürger
Die Stadt Salzgitter sucht in der Diskussion um das „Industrium“ in Salder jetzt offenbar die Nähe der Bürger. Bei der Präsentation des mittlerweile fertigen Ausstellungskonzeptes am 6. Juni sollen sich die Einwohner stärker einbringen können als bisher in dem Verfahren.

Die Debatte um das „Industrium“ ist nun landesweit bekannt: NDR-Moderator Hans-Jürgen Otte bei der Diskussion mit Kulturdezernent Ekkehard Grunwald, Hans Lochmann vom Museumsverband und „proSal“-Sprecher Christoph Großmann.
Das Profil für das geplante Museum zur Industriegeschichte der Region zwischen Harz und Heide, wie es die Stadt derzeit in der Nachbarschaft zu Schloss Salder plant, ist geschärft. Jedenfalls hat die Bremer Agentur Petri & Tiemann ihren vor zwei Wochen intern vorgelegten Zwischenbericht noch einmal überarbeitet und präsentiert die Schlussfassung morgen intern dem Rat.
Zehn Tage später dürfen dann auch die Einwohner das bundesweit einmalige Ausstellungskonzept kennenlernen, das die auf Themen- und Frizeitparks spezialisierten Experten für Salzgitter vorschlagen.Dabei hat im Rathaus offenbar ein Umdenken eingesetzt. Bei der für den 6. Juni ab 18 Uhr geplanten Bürgerinformation in der Kulturscheune in Lebenstedt dürfen die Gäste nicht nur eine Präsentation erwarten, vielmehr will die Verwaltung das Gespräch suchen, Vorschläge und Kritik sammeln. Als Beispiel dienen die Diskussionsabende zur Marktplatzgestaltung in Salzgitter-Bad. Die Stadtspitze hofft, dass sich auf diese Weise noch mehr Befürworter einbringen. Sogar von einem Workshop ist die Rede.
Das geht in die Richtung der Bürgerinitiative „proSal“, die sich solch einen Schritt allerdings schon vor vielen Monaten gewünscht hätte, noch bevor ein fertiges Ausstellungskonzept auf dem Tisch liegt und der Standort auf dem THW- und Feuerwehrgelände in Salder so gut wie feststeht. Jedenfalls prangerte BI-Sprecher Christoph Großmann vor wenigen Tagen in der NDR-Radio-Sendung „Jetzt reicht‘s“ vor etwa 50.000 Hörern und knapp 80 Gästen im Gala-Hof vor allem die Informationspolitik der Stadt an und forderte einen „Neuanfang mit den Bürgern“.
Christoph Großmann:
„Riesensteuergeldgrab“
Großmann schilderte dort seinen Eindruck, den Menschen in Salzgitter solle mit „Brachialgewalt“ ein Museum aufgedrückt werden. Er warnte deshalb vor einem „Disneyland“ und „Riesensteuergrab“. Salzgitter könne den Bau und den Betrieb des bis dato auf 25,4 Millionen Euro veranschlagten Projektes „nicht wuppen“. Inhaltlich wollte der BI-Sprecher wenig zum geplanten „Industrium“ sagen, da der Bürgerinitiative das neue Konzept noch nicht vorliegt.
Ekkehard Grunwald:
„Zeichen setzen“
Kulturdezernent Ekkehard Grunwald wies die Vorwürfe zurück, nicht ausreichend informiert zu haben. Die Stadt habe die Einwohner an vier Abenden unterrichtet, Masterplan und Beschlussvorlagen ins Internet gestellt. Er warb für die Intention, das Museum in Salder weiter zu entwickeln. Salzgitter könne mit dem „Industrium“ ein Zeichen setzen und das Image der reinen Industriestadt ablegen. Bei den Kosten verwies Grundwald auf den Ratsbeschluss, 95 Prozent der Investitionssumme müssten zwingend vom Land und anderen Geldgebern kommen.
Dass die Stadt stärker auf die Einwohner zugeht, dürfte beim Museumsverband Niedersachsen/Bremen auf Zustimmung stoßen. „Die Kommunikation muss stimmen“, so Geschäftsleiter Hans Lochmann in der NDR-Diskussion. Er riet dazu, bei der Planung unbedingt „die Bürger mitzunehmen“ und Unternehmen einzubinden.
Hans Lochmann:
Erlebniswelten nutzen ab
Er lobte die Idee, die regionale Industriegeschichte in Salzgitter darzustellen. Die Entwicklung der Stadt bilde die Geschichte der Bundesrepublik im Kleinen ab. Von künstlichen Erlebniswelten hält Lochmann aber wenig, da sich diese abnutzen. „Originale vermitteln Geschichte besser.“