Weihnachtsgrußwort des Bischofs für Salzgitter
Bischof Norbert Trelle. Foto: Zimmermann

Weihnachtsgrußwort des Bischofs für Salzgitter

Salzgitter. Liebe Leserin, lieber Leser, ich schaue durch das Fenster meines Arbeitszimmers hinaus auf den nächtlich dunklen Domhof und sehe die vielen Lichter des großen Christbaumes, der vor dem Dom aufgestellt ist. Dahinter zeichnet sich die klare Silhouette unseres Mariendomes ab. Es bietet sich eine Szene, die wohltuende Ordnung ausstrahlt. Die kleinen Lichter des Christbaumes schimmern durch die Nacht. Weihnachten kündigt sich an.

Vielleicht haben wir diese Zeit der Ruhe in diesem Jahr besonders nötig. Denn: Was für ein Jahr geht zu Ende… Politische Entwicklungen liegen hinter uns, die noch vor einem Jahr niemand für möglich gehalten hätte: Großbritannien, Amerika, … In Italien haben heftige Erdbeben mitten in Europa Zerstörung und große Not mit sich gebracht. Wenn ich bei meinen Besuchen in den Gemeinden mit Menschen ins Gespräch komme, spüre ich immer wieder eine große persönliche Unsicherheit. Es scheint, als sei viel ins Rutschen geraten. Was gibt uns Sicherheit? Woran können wir uns orientieren?

In wenigen Tagen werden hier im Dom wie auch in den anderen katholischen und evangelischen Kirchen unserer Region viele Menschen zusammenkommen, um den nächtlichen Weihnachtsgottesdienst zu feiern. Der Dom wird zu Beginn des Gottesdienstes nur von Kerzen erleuchtet sein. Wir werden singen „Stille Nacht, heilige Nacht“. – Und dann hören wir wie in jedem Jahr die alte Erzählung von der Geburt Jesu und vom Engel, der den Hirten erscheint: „Da trat der Engel des Herrn zu ihnen, und der Glanz des Herrn umstrahlte sie.“ (Lk 2,9) Mitten in der Nacht war also auch damals Licht da. Und der Engel sagt den Hirten eine einfache Botschaft: „Fürchtet euch nicht!“ (Lk 2,10) – Also auch damals: Unsicherheit und Dunkelheit bei den Menschen, aber ein klares, trostvolles Wort: Wie viel Kraft hat ein Licht in der Dunkelheit!

Gerade in diesen dunkelsten Tagen des Jahres brennen in unseren Häusern viele Kerzen. Wir zünden sie an, wenn wir um einen lieben Menschen trauern oder wenn uns nach einem großen Unglück die Worte fehlen. Und in jedem dieser Lichter liegt Kraft und Trost. Ich glaube, dass wir unsere Kerzen mit dem Licht aus der Nacht von Betlehem in Verbindung bringen dürfen, das Licht, das aufstrahlte, als in dem kleinen Kind Gott zu den Menschen kam. Er lässt uns nicht allein.

Was gibt uns Sicherheit? Woran können wir uns orientieren? Es sind die Lichter, die in die Welt scheinen und uns eine Ahnung von der Nähe Gottes geben. Deshalb hat jedes noch so kleine Licht mehr Recht als alle Finsternis.

Ihnen und allen Ihren Lieben wünsche ich ein gesegnetes Weihnachtsfest. Möge Gott auch Ihnen nahe sein!
Bischof Norbert Trelle