Wolfsburg: VfL kündigt zahlreiche Dauerkarten
Der VfL steht wegen zahlreicher Kündigungen von Dauerkarten-Abos bei vielen Fans massiv in der Kritik, will nun aber in Härtefällen prüfen ob tatsächlich ein Systemfehler vorliegt.Photowerk

Wolfsburg: VfL kündigt zahlreiche Dauerkarten

Wolfsburg. Die zahlreichen Kündigungen von VfL-Dauerkarten-Abonnements für die neue Saison hat unter den Fans einen Sturm der Entrüstung nach sich gezogen. Immer mehr Anhänger beschweren sich über das Vorgehen des Vereins, der die Kündigungen nach wie vor nicht begründet – und sich in einigen Fällen vorwerfen lassen muss, auf Härtefälle überhaupt nicht zu reagieren.
Vor der Saison hatte VfL-Geschäftsführer Thomas Röttgermann angekündigt, man werde sich das Verhalten der Dauerkarten-Inhaber genau anschau-en – Ziel ist es offenbar, häufig fehlenden Besuchern die Dauerkarte zu streichen und so leere Plätze in der VW-Arena zu minimieren.
Dazu hat der Verein offensichtlich das vertragliche Recht, konkreter will er sich aus juristischen Gründen nicht äußern. Doch wie der VfL von diesem Recht Gebrauch macht, sorgt für mächtig Unmut. Die Fans beschweren sich insbesondere über zwei Punkte. Erstens: Wenn in einem Dauerkarten-Abo einer häufig schwänzt, ist das komplette Abo für beispielsweise fünf Fans weg. „Eine Kollektivstrafe und Familienabstrafung“, schimpft beipielsweise Jens aus dem Bruch. Zweitens: Entgegen inoffizieller Beteuerungen des VfL, über Härtefälle wolle man gerne reden, erleben die Betroffenen das Gegenteil.

Attest nicht akzeptiert

Jens aus dem Bruch: „Ich habe zwei ausführliche Mails geschrieben und bekam die standardisierte Antwort: Der VfL müsse die Kündigung nicht begründen, die Plätze sind weg.“ Die gleiche Erfahrung schilderte ein 29-Jähriger, dessen 28-jährige Ehefrau wegen einer komplizierten Schwangerschaft große Teile der Saison verpasste: „Ich war sogar bereit, ein Attest beizubringen. Als Reaktion bekam ich den Standardbrief, sonst nichts.“
Philip Henkel vom Vorstand der Supporters, dem Dachverband der Fans, begrüßt die Aktion. Zwei Gründe vermutet Henkel für den Schritt des VfL. In der Nordkurve sei bisweilen ein Drittel der Plätze frei, obwohl die Karten verkauft sind: „Andere Fans würden gerne kommen, kriegen aber keine Karte mehr.“ Und im Familienblock säßen bisweilen fast nur Erwachsene, Henkel: „Manche erschleichen sich die Karten für den Block wohl mit einem Kind, das dann aber fast nie mit ins Stadion kommt.“ Diese Phänomene, so Henkel, „finden alle organisierten Fans nicht gut. Und darum stehen wir in diesen Fällen hinter dem Vorgehen des Vereins“.
Am Mittwoch veröffentlichte der VfL schließlich eine ausführliche Stellungnahme: In den vergangenen Tagen sei eine „lebhafte Diskussion um das Vorgehen des VfL Wolfsburg entbrannt, von seinem ordentlichen Kündigungsrecht von Dauerkartenverträgen Gebrauch zu machen“, heißt es darin. Dieses strikte Vorgehen, Dauerkarten bei möglichem Missbrauch von Ermäßigungen oder bei Besuch lediglich der Top-Spiele zu kündigen, sei in enger Abstimmung mit den organisierten VfL-Fans beschlossen worden. „Leider kam es im Rahmen der Umsetzung der angekündigten Maßnahme zu einer gewissen Anzahl von Kündigungen, die im Einzelfall nicht hätten erfolgen dürfen“, gibt der VfL zu. Hiervon betroffene Fans könnten sich per E-Mail an service@vfl-wolfsburg.de wenden.

Ticket weitergeben

Abschließend weist der VfL Wolfsburg darauf hin, dass jeder Dauerkarteninhaber, der den Besuch eines Heimspieles nicht wahrnehmen könne, die Möglichkeit besitze, seine Dauerkarte direkt weiterzugeben oder für das betreffende Heimspiel über die VfL-Ticketbörse online zum Weiterkauf anzubieten.