Entschärfung der Fliegerbombe in Wolfsburg
Fliegerbombe im VW-Werk: Der Kampfmittelbeseitigungsdienst beginnt am Sonntag um 11 Uhr mit der Entschärfung. Foto: Archiv

Entschärfung der Fliegerbombe in Wolfsburg

Wolfsburg. Bei Sondierungsarbeiten ist Ende vergangener Woche eine mindestens 250 Kilogramm schwere Fliegerbombe aus dem 2. Weltkrieg im mittleren Bereich der Südstraße auf dem VW-Werksgelände gefunden worden. Der Kampfmittelbeseitigungsdienst Niedersachsen rückt am Sonntag, 8. Juli, zur Entschärfung des Blindgängers an. 4000 Wolfsburger müssen im Vorfeld ihre Wohnungen und Häuser verlassen. Die Experten werden die Bombe aller Voraussicht nach mit einem Wasserstrahlschneidgerät unschädlich machen.
Den letzten Meter bis zur Bombe werden die Spezialisten vom Kampfmittelbeseitigungsdienst erst am Sonntag freilegen. „Erst dann sehen wir, ob es sich um einen Aufschlagzünder oder einen Langzeitzünder handelt“, erläutert Jörg Laes, stellvertretender Leiter und Einsatzkoordinator. Für beide Zündertypen gibt es unterschiedliche Möglichkeiten der Entschärfung.
Beim ersten Typus kommt Laes zufolge das Herausschrauben des Aufschlagzünders mit einer Rohrzange infrage oder das Aufschrauben von Raketenklemmen. „Diese werden dann aus der Deckung heraus in Bewegung gesetzt und der Zünder automatisch rausgedreht“, sagt der Fachmann. Die dritte Variante ist ein Wasserstrahlschneidgerät. „Per Wasserstrahl wird ein Granulat auf das Gewinde „geschossen“ und der Zünder auf diese Weise herausgeschnitten“, sagt Sprengmeister Michael Tillschneider. Sobald die Bombe unschädlich ist, soll sie dann zur Sprengung nach Munster abtransportiert werden.
Gefährlicher ist ein Langzeitzünder: Sofern eine Entschärfung per Wasserstrahlschneidgerät nicht möglich ist, müsste diese laut Tillschneider vor Ort gesprengt werden. Das Tückische an dem Zündertyp: „Er besteht aus einer mit Aceton gefüllten Glaskokille. Wenn dieses auf den Cellophanstreifen tropft, löst der Mechanismus aus“, erläutert Einsatzkoordinator Jörg Laes.
Zur allgemeinen Sicherheit wird am Sonntag ein Evakuierungsradius von 1000 Metern rund um die Fundstelle der Fliegerbombe evakuiert. Die fünf Mitarbeiter des Kampfmittelbeseitigungsdienstes werden bei ihrer gefahrvollen Arbeit so weit wie möglich aus der Deckung heraus agieren. Mit Blick auf vorher nicht kalkulierbare Umstände möchte sich Jörg Laes zur Dauer der Entschärfung nicht äußern.


Infos zur Evakuierung
Wolfsburg. Die Evakuierung von 4000 Menschen aus der Innenstadt beginnt am Sonntag um 8 Uhr. Als Anlaufpunkt steht die Aula des Ratsgymnasiums zur Verfügung. Das DRK sorgt für Verpflegung und Betreuung.
Anwohner folgender Straßen müssen ihre Wohnungen und Häuser verlassen: Heinrich-Nordhoff-Straße 1 bis 117, Porschestraße 2 bis 68 , Schillerstraße 38 bis 66, Schillerstraße 31 bis 57, Kaufhofpassage, Kaufhof, Kantallee, Meckauer Weg, Fritz-Reuter-Straße, Fontanehof, Goethestraße 1 bis 59a Lessingstraße 44 bis 72, Lessingstraße 35 bis 57, Wielandstraße, Saarstraße, Seilerstraße, Tischlerstraße, Wellekamp, Schachtweg, Poststraße, Schlosserstraße, Robert-Koch-Platz, Siegfried-Ehlers-Straße, Bahnhofspassage, August-Horch-Passage, Kleiststraße und Willy-Brandt-Platz.
Unter Telefon 115 oder 05361-281234 werden auch sämtliche Fragen rund um die Evakuierung beantwortet. Betroffen von der Evakuierung sind auch der Hauptbahnhof, die Autostadt und das Phaeno. In den frühen Morgenstunden sollen Regionalverkehr und Fernverkehr noch normal laufen. Die Autostadt bleibt nach derzeitigem Stand am Sonntag geschlossen. Auch das Phaeno wird wegen der Evakuierung nicht öffnen.