Ulrike Mücke aus Nettlingen entwickelt ein Buch für Demenzkranke
Ulrike Mücke präsentiert ihr neues Buch. Foto: AG

Ulrike Mücke aus Nettlingen entwickelt ein Buch für Demenzkranke

Söhlde. Wie erreicht man demenziell erkrankte Menschen? Eine Frage, die Ulrike Mücke aus Nettlingen lange beschäftigte und auf eine tolle Idee brachte. In ihrem Buch „Erinnerungen lebendig machen“ gibt es nicht nur Alltagsgegenstände zu sehen, sondern auch zu tasten.

So richtig glauben kann es die 57-Jährige immer noch nicht, dass ihr Buch seit Februar in den Verkaufsregalen zu finden ist. Begonnen hatte alles vor fünf Jahren, als die Nettlingerin eine Idee für ihre Abschlussarbeit zur Betreuungskraft suchte.
„Für Kinder gibt es schon lange Bücher, in denen sie was anfassen können. Dieses Prinzip bietet sich auch gut für Demenzkranke“, dachte sich Mücke. So sammelte sie Alltagsgegenstände aus Bad, Küche oder Garten wie Handcreme oder einen Kamm, die sie auf laminierte Seiten klebte.
„Gefestigt mit zwei Schlüsselringen ließ sich die Selbstbau-Variante wie ein Kalender aufstellen. „Dazu habe ich mir Fragen überlegt, die zu den Sachen gestellt werden können. Ich nahm es mit ins Heim und nicht nur bei den Bewohnern, sondern auch bei meinen Kollegen kam das Buch richtig gut an“, erinnert sich Mücke, die im Alten- und Pflegeheim Landhaus Vorholz in Holle als Betreuungskraft für Demenzkranke arbeitet.
Zwei Jahre später wurde bei einer Fortbildung der in Hannover ansässige Vincentz-Verlag auf Mücke aufmerksam. Schnell bekundete dieser Interesse an der Idee und entschied sich, Mückes Selbstbau-Variante in ein professionelles gedrucktes Buch zu verwandeln.
„Ich habe es nicht fassen können, denn das war nie mein Ziel. Ich wollte damit nur helfen“, sagt die 57-Jährige bescheiden. Zwei Jahre lang entwickelte Mücke mit den Verlags-Autoren aus ihrer Vorlage das neue Ringbuch. Die eingeklebten Gegenstände wurden durch dreidimensionale Bilder ersetzt. „Das Prinzip ist das gleiche. Es kann in Querformat hingestellt werden, sodass der Betreute die Gegenstände sieht und die gegenübersitzende Betreuungskraft die passenden Fragen stellen kann“, erklärt Mücke.
Auf 16 Seiten finden sich sechs Themenbereiche wie Haushalt, Badezimmer oder Gartenwerkzeug. Jeweils eines der Objekte lässt sich immer dabei fühlen. „Ich will damit bezwecken, dass bei jedem kleine Erinnerungen ausgelöst werden“, sagt die 57-Jährige.
Ideen für weitere Bücher dieser Art hat die Nettlingerin auch schon: „Dort soll es dann um Jahreszeiten und Berufe gehen“.