Stadt lüftet Geheimnis: „Freizeitspezialisten“ aus Bremen kümmern sich um Salzgitters MITAM-Konzept
Bei der Planung für ein Mobilitätsmuseum in Salder hat die Stadt Salzgitter in der Bürgerversammlung ihre Geheimniskrämerei um das beteiligte Beratungsbüro aufgegeben. Die auf Wissens- und Themenparks spezilisierte Petri und Tiemann GmbH aus Bremen will bis Ende April das Ausstellugnskonzept überarbeitet haben und auch die Kosten für den Bau und den Betrieb ermitteln.

Das Interesse an der Bürgerversammlung zum geplanten Mobilitätsmuseum war nicht so groß wie erwartet. Gut 70 Zuhörer diskutierten in der Kuturscheune mit der Stadtspitze.
Ein Museum für Industrie, Technologie, Mobilität und Arbeit (MITAM): Was gibt es dort zu sehen und zu erleben? Auf Fragen wie diese gab es auch in der vierten Bürgerversammlung keine Antworten. Klar wurden in den knapp zwei Stunden nur: Etwas mehr Konkretes zu den Planungen und animierte Zeichnungen könnten den Bewohnern in Salzgitter helfen, sich für dieses millionenschwere „Leuchturmprojekt“ zu begeistern.
„Da hat jeder wohl seine eigenen Bilder im Kopf“, sagte Kulturdezernent Eckehard Grunwald, der zumindest die Anforderungen beschrieb. Salzgitter brauche einen guten Mix aus Museum, Inszenierung und Mitmachelementen. Nötig für einen anhaltenden Erfolg sei ein einmaliges und eigenständiges Ausstellungskonzept mit Inhalten, die sich verändern und nicht starr bleiben. Mit einem Abklatsch der Autostadt oder des Phaeno sei Salzgitter nicht gedient.
Denn das Mobilitätsmuseum soll die Strahlkraft und die Attraktivität der Stadt erhöhen und einen Beitrag leisten, den Einwohnerrückgang aufzuhalten. Dieses Ansinnen stellte Oberbürgermeister Frank Klingebiel in den Mittelpunkt seiner Argumente. Salzgitter schaffe zudem ein Aushängeschild für die ganze Region. „Alleine bekämen wir vom Land dafür kein Geld“, sagte er. Der Stadt sei es gelungen, die Oberbürgermeister in Brauanschweig und Wolfsburg für das Projekt zu gewinnen. Als Beweis für die regionale Bedeutung sieht er Beteiligung der Stiftung Öffentliche/Nord LB sowie der Wolfsburg AG, die den Großteil der 38.000 Euro zahlt, damit die Petri und Tiemann GmbH die bisherige Konzeption der Stadt überarbeitet. Diese war dem Land für eine Zuschusszusage bekanntlich zu schwammig. Das Bremer Büro, dem noch sieben Museumsexperten beratend zur Seite gestellt wurden, hat nach eigenen Angaben an Vorzeigeprojekte wie dem Universum in Bremen, an der Welt der Luftfahrt am Airport Hannover oder dem Klimahaus in Bremerhaven mitgewirkt. Die „Freizeit-Spezialisten“ sollen im Rat und in einer Bürgerversammlung dann auch die Fragen beantworten, was der Bau und der Betrieb kostet.
Unter anderem diese Zahlen möchten Mitglieder der Inititaive proSal wissen, die vor allem die Informationspolitik der Verwaltung kritisierten und sich gegen den Vorwurf wehrten, Nörgler, Bedenkenträger und Verhinderer zu sein. Sie hätten sich intensiv mit dem Masterplan beschäftigt und sorgten sich, Salzgitter könnte heute einer Mode hinterher rennen und später auf einer Ruine sitzen, so Sprecher Christoph Grossmann. Nicht nur er hielt der Stadt vor, über Monate der öffentlich gehandelten Bausume von 3,9 Millionen Euro nicht widersprochen zu haben. Dabei ist schon im Masterplan von 24 Millionen Euro die Rede. Die Mitglieder hegen den Verdacht, wie in anderen Städten könnten Investitionen klein gerechnet werden, um ein Projekt politisch durchsetzen zu können.
Unter den gut 70 Zuhörern saßen aber auch viele Unterstützer. Oldtimerfreund Falko Thulke warnte davor, die Exponate der Alstom-Sammlung zu verlieren. „Damit verlieren wir auch unsere Identität.“ Barbara von Zitzewitz aus Salder geht es um das Wohl der Stadt. Sie blickt neidisch auf die gute Entwicklung in Wolfsburg und hofft, das MITAM könnte zusätzlich Wirtschaftskraft für Salzgitter bringen und die Chance, so eher den Status als Großstand zu erhalten.

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