Batteriezellen-Forschung: Der Bund sagt Salzgitter ab
Salzgitters VW-Betriebsratsvorsitzender Dirk Windmüller in der Betriebsversammlung mit Vize Björn Harmening.

Batteriezellen-Forschung: Der Bund sagt Salzgitter ab

Salzgitter. Mit Verblüffung reagiert Oberbürgermeister Frank Klingebiel auf die Nachricht, dass Bundesforschungsministerin Anja Karliczek die Forschungsfertigung Batteriezelle nach Münster vergeben will. Er will ihre schriftliche Begründung „genau studieren“.

Ende Mai hatte die Landesregierung bekannt gegeben, sich beim Bund mit dem Standort Salzgitter für eine Batteriezellforschung des Fraunhofer Instituts zu bewerben. Die Stadt hatte sich gemeinsam mit Bosch den Standort Salzgitter ins Gespräch gebracht und die beteiligten Ministerien überzeugt von der „zentralen Lage mit hervorragenden Verkehrsanbindungen“.
Die Absage stößt dem OB sauer auf. „Wie unser in dieser Sache sehr engagierter Wissenschaftsminister Björn Thümler bin ich nach wie vor der Auffassung, dass unsere Bewerbung in allen Belangen überzeugend war und ist“, schreibt Frank Klingebiel. Die besonderen Standortqualitäten Salzgitters seien deutlich und unmissverständlich herausgearbeitet worden. „Wenn man nun noch bedenkt, dass VW als der größte Automobilhersteller Deutschlands seit längerem eine Pilotanlage zur Batteriezellforschung in seinem Salzgitteraner Werk betreibt und vor kurzem entschieden hat, in Salzgitter die erste Batteriezellfertigung bis 2023 aufzubauen, überrascht und verblüfft mich die Entscheidung der Bundesforschungsministerin Karliczek schon sehr“, heißt es weiter. Frank Klingebiel will weitere Gespräche in Hannover und Berlin über die Absage führen. „Insbesondere bleibt nun auszuloten, was das eigentlich konkret heißen soll, dass ein Batterieausbildungszentrum in Salzgitter vom Bundesministerium für Bildung und Wissenschaft gefördert werden soll“, so der Oberbürgermeister.

VW: Herzstück der E-Mobilität aus Salzgitter
Bei VW Salzgitter machte Betriebsratsvorsitzender Dirk Windmüller in der jüngsten Betriebsversammlung deutlich, dass die Elektromobilität sowie die Digitalisierung im Konzern an Fahrt aufgenommen hätten und sich dadurch Arbeitsinhalte verändern werden. „Wandel braucht Sicherheit, deshalb haben wir als Gesamtbetriebsrat die Roadmap Digitale Transformation verhandelt, mit dem Ergebnis, dass die Beschäftigungssicherung bis 2029 verlängert wird. Außerdem wird die Ausbildungsplatzanzahl von 1.400 für Volkswagen bis 2023 festgeschrieben und die Altersteilzeit fortgesetzt.“ Zudem berichtete er, dass auf dieser Grundlage Standortvereinbarungen verhandelt werden. Dirk Windmüller betonte die Wichtigkeit der Aufsichtsratsentscheidung einer Batteriezellenfertigung für den Standort. „Zukünftig kommt das Herzstück der E-Mobilität von Volkswagen aus Salzgitter, das sorgt für Beschäftigung und gute, zukunftsorientierte Arbeitsplätze.“ Die große Bedeutung zeige auch der kürzlich erfolgte Besuch des Ministerpräsidenten Stephan Weil, der auch im Aufsichtsrat sitzt. Dieser war laut Dirk Windmüller „sehr beeindruckt und hat die Leistung der Belegschaft in Salzgitter sehr gelobt“.

VW setzt „tolles Signal“ für Salzgitter
Der VW-Konzern will in die Batteriezellen-Fertigung für Elektroautos einsteigen. Geplant ist die Produktion am Standort Salzgitter. Oberbürgermeister Frank Klingebiel nennt die Entscheidung „ein tolles Signal“. Salzgitter mit „seiner Kompetenz aus der Pilotlinie, mit der vorhandenen Infrastruktur und Erweiterungsflächen bietet die besten Voraussetzungen“. Die Entscheidung werde nicht nur heute „begeistert aufgenommen“, sondern wirke auch in die Zukunft. Salzgitter dürfte damit eine wichtige Rolle beim Transformationsprozess des Konzerns spielen.