Asse-Gegner feiern das „bittere Jubiläum“
Der Asse II-Koordinationskreis demonstriert vor dem Werkstor mit Sprecher Andreas Riekeberg (rechts).´Foto: pa

Asse-Gegner feiern das „bittere Jubiläum“

Asse. Mit einer Kundgebung haben etwa 50 Mitglieder vom „Asse-II-Koordinationskreis“ vor dem Werkstor an den Beginn der Atommüll-Einlagerung im ehemaligen Kalibergwerk vor 50 Jahren erinnert. Das „Bittere Jubiläum“ verstanden die Akteure nicht als Geburtstagsfeier, sondern als Mahnung.
Asse II-Sprecher Andreas Riekeberg erinnerte an die Versäumnisse und sprach von einer Verharmlosung der Gefahren und der Verschleierung der Vorgänge in der Schachtanlage. Gleichzeitig forderten er und weitere Sprecher in Erinnerung an die Remlinger Erklärung (2007), für die Rückholbarkeit aller 126.000 Fässer mit schwach- und mittelschwerem radioaktiven Müll zu sorgen, die von 1967 bis 1978 laut Riekeberg anfangs ohne Regularien entweder auf der 750 m-Sole gestapelt oder einfach in den Schacht abgekippt worden sind.
„Die Kammern wurden mit den teilweise zerstörten und inzwischen rostigen Fässern einfach mit Salz verfüllt“, stellte der Fachmann des Koordinationskreises, Frank Hoffmann, fest. Die Teilnehmer forderten die Rückholung des Atommülls zügig umzusetzen, den in Asse II lagernden Atommüll trocken zu halten und die Freisetzung von Radionukliden aus der Asse und ihren Eintrag in die Umgebung zuverlässig zu überwachen.
Das aus der Sicht der Bürgerinitiativen derzeit größte Problem ist die durch das Bundesamt für Strahlenschutz geplante Verfüllmaßnahme auf der 750m-Sole. Die Initiative ist dagegen, weil der Stollen vor den verschlossenen Atommüll-Einlagerungskammern entlang führt. Es drohe laut Riekeberg eine Flutung des Atommülls. #
„In diesem Stollen werden gegenwärtig an verschiedenen Stellen 20-30 Liter radioaktiv kontaminierte Salzlösungen („Laugen“) aufgefangen, neben einem halben Kubikmeter nicht kontaminierter. Wenn der betreffende Stollen verfüllt wird, könnten etwaige neue Laugenzuflüsse nicht mehr aus den Kammern abfließen“, wird auch von Heike Wiegel (aufpASSEn) gegen eine Verfüllung argumentiert. Dort unten lauerten mit etwa 28 Kilogramm Plutonium, 102 Tonnen Uran und 500 Kilogramm Arsen tödliche Gefahren.
„Den größten Teil des mit Salz gesättigten Wassers aus der Schachtanlage Asse fängt das BfS oberhalb der Einlagerungskammern mit den radioaktiven Abfällen auf. Die Flüssigkeiten kommen daher damit nicht in Kontakt und sind radiologisch unbelastet“, erklärte BfS-Pressereferentin Monika Hotopp. Regelmäßige Messungen würden die Unbedenklichkeit des Wassers belegen. Die dabei gemessenen Werte unterschritten die Grenzwerte für Trinkwasser. Das Salzwasser muss regelmäßig abtransportiert werden. Freigegebene Zutrittswässer wurden bis Dezember 2016, so Monika Hotopp, in das stillgelegte Bergwerk Mariaglück bei Höfer, verbracht. Seit 2017 werden diese Wässer entsorgt oder industriell weiterverarbeitet.

Brief an die Minister
Aktuell befürchten die Asse-Gegner, dass das Bundesamt für Strahlenschutz den Stollen auf der 750 m-Sohle mit Sorelbeton im Mai verfüllen wird, der vor verschlossenen Einlagerungskammern mit Atommüll entlangführt. Da weder Betreiber noch die Aufsichtsbehörden auf die wissenschaftliche Kritik im Genehmigungsverfahren eingeht, wurde ein Protestbrief an die Umweltminister in Hannover und Berlin sowie an den Betreiber formuliert.

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