Pilze im Peiner Land sprießen: Experte rät zur Vorsicht
Tödlich giftiger Knollenblätterpilz links, delikater Steinpilz rechts. Pilzexperte Manfred Fries rät zur Vosicht beim Sammeln.

Pilze im Peiner Land sprießen: Experte rät zur Vorsicht

Landkreis Peine. Champignon, Mairitterling, Parasol und Sommersteinpilz konnten Pilzkenner schon im Sommer sammeln – jetzt im September und an den kommenden Herbsttagen, wenn Regen und Temperaturen gleichermaßen fallen, erscheinen auch die „Klassiker“ wie Birkenpilz, Hallimasch, Marone & Co. Aber Vorsicht: Sammler ohne Erfahrung und detailliertes Pilzwissen sollten genau hinschauen und alle mit dem Auge erkennbaren charakteristischen Merkmale jedes gesammelten Fruchtkörpers prüfen, ob vorhanden. Empfehlenswert ist es auch, einen „alten Hasen“ mit fundiertem Pilzwissen dabei zu haben.

Wie das Serviceteam der KKH Kaufmännischen Krankenkasse mitteilt, steigen die Pilzvergiftungen in den Monaten von August bis Oktober stark an.  „Damit es dazu nicht kommt, sollten im Kochtopf nur Wildpilze landen, die zu 100 Prozent bekannt und sicher zu bestimmen sind“, sagt Christian Klameth vom Serviceteam der KKH.
Dabei ist bei richtigem Umgang der Verzehr richtig gesund: Wer mit Bedacht und kenntnisreich Pilze sammelt und daraus eine köstliche Mahlzeit zubereitet, tut seiner Gesundheit Gutes. „Pilze sind kalorienarm, haben einen hohen Ballaststoffgehalt und sind reich an Folsäure, Vitaminen sowie Mineralstoffen wie Kalium und Phosphor“, erläutert Christian Klameth.
Was viele nicht wissen: Auch essbare Pilze können, wenn sie verderben, Vergiftungserscheinungen hervorrufen. Darum sollten auch Pilzkenner einige Grundregeln beachten: Nur unversehrte Pilze sammeln. Pilze in luftdurchlässigen Behältern wie einem Korb sammeln, nicht in Plastikbeuteln oder im Rucksack, da sie gequetscht werden. Obendrein kann sich darin Feuchtigkeit bilden, die die Fäulnis der Pilze fördert.
In der Küche Erdreste und Schmutz von den Pilzen mit einer Bürste oder einem Pinsel sorgfältig entfernen, nicht waschen, da Pilze ihr Aroma verlieren.
Speisepilze nach dem Sammeln rasch verarbeiten, da sie durch ihren hohen Wasser- und Eiweißgehalt schnell verderben. Länger als einen Tag sollten sie daher nicht im Gemüsefach des Kühlschranks aufbewahrt werden.
Landläufig heißt es, man dürfe Pilzgerichte nicht aufwärmen. Das ist nicht ganz richtig: Bleibt etwas von der Mahlzeit übrig und wird schnell gekühlt, kann es am nächsten Tag bedenkenlos aufgewärmt und verzehrt werden. Hintergrund der Volksweisheit ist, dass die Eiweißverbindungen im Pilz bei Wärme sehr schnell verderben. Im Kühlschrank ist ein Tag Lagerung aber unbedenklich.
Was die Auswahl der Waldköstlichkeiten angeht, gibt es eine Faustregel auch für unerfahrene Sammler: Bei Röhrenpilzen (mit senkrechten Röhren unter dem Hut, wie bei Maronen oder Steinpilzen) ist die Gefahr einer Vergiftung deutlich geringer als bei Lamellenpilzen (sternförmig angeordnete „Blätter“ unter dem Hut wie bei Champignons). Der einzige gefährlich giftige Röhrenpilz ist der Satansröhrling – doch auch hier ist die Gefahr aus zwei Gründen gering, wie Pilzexperte Manfred Fries aus Vechelde weiß: „Erstens ist der Satansröhrling mit einem weißen Hut und blutroten Röhren sowie am unangenehmen Geruch leicht zu erkennen, zweitens ist er so selten, dass ein Fund im Peiner Land eine echte Sensation wäre“, so Fries im Gespräch mit der hallo-Redaktion.
Zu erwähnen bleibt der Gallenröhrling, dessen Fruchtkörper sofort an einen Steinpilz denken lässt. Er hat aber im Gegensatz zum Steinpilz weißliche Röhren, die im Alter rosa werden und dann sehr appetitlich wirken. Der Gallenröhrling ist zwar nicht gefährlich, aber er ist so bitter, dass ein einzelner Pilz eine schöne Steinpilzpfanne völlig ungenießbar macht. „Darum ist am Fundort eine Geschmacksprobe anzuraten“, weiß Manfred Fries. Dazu breche man ein kleines Stück aus dem Hut heraus, zerkaut es und spuckt es wieder aus; es bleibt ein unvergessliches Bittererlebnis.
Bei den Lamellenpilzen ist dagegen allerhöchste Vorsicht geboten; denn hier gibt es Giftpilze, die mit Speisepilzen leicht verwechselt werden können, darunter solche, die tödlich giftig sind, wie beispielsweise der Grüne Knollenblätterpilz. Dieser ist das Paradebeispiel der tödlich giftigen Pilze.
Er hat noch zwei ebenso tödlich giftige Brüder, nämlich den Frühlings-Knollenblätterpilz und den Kegelhütigen Knollenblätterpilz. Die beiden letzteren können vom Laien leicht für einen Champignon gehalten werden. Champignons haben aber immer rosa Lamellen, die im Alter dunkel-schokoladenbraun werden. „Grundsätzlich sollte man aber Pilzfruchtkörper, bei deren Bestimmung man nicht absolut sicher ist, diese als Zierde des Waldes besser stehen lassen“, empfiehlt Fries.
Apropos stehen lassen: Mehr als ein Kilo pro Person sollte bei einer Waldtour nicht geerntet werden. Mehr kann frisch ohnehin kaum verbraucht werden, und etwas Zurückhaltung trägt dazu bei, dass die Kostbarkeiten des Waldes auch in den kommenden Jahren noch Auge und Gaumen erfreuen können.