Ostfälische Platt als Kulturgut der Region dem Nachwuchs weitergeben

Ostfälische Platt als Kulturgut der Region dem Nachwuchs weitergeben

WENDEBURG (tw). Es ist Kulturgut unserer Region und dennoch auf dem stetigen Rückzug. War es früher Alltagssprache der Eltern und Großeltern, kann heute kaum noch jemand etwas mit ihm anfangen. Umso wichtiger ist es, Nachwuchs zu begeistern – für das ostfälische Platt.

Rolf Ahlers präsentiert sein Plattdeutsch-Bilderbuch „Diere up üsen Büernhoff“.tw

Nur noch wenige junge Menschen kommen zu Hause in Berührung mit der früher so weit verbreiteten Sprache. Rolf Ahlers aus Wendeburg hat es sich zur Aufgabe gemacht, das Platt am Leben zu halten. Er hat unter das Kinderbuch „Diere up üsen Büernhoff“ und eine Plattdütsch-Fibel verfasst, um den Einstieg zu erleichtern. „Letztendlich ist Sprache sprechen. Aber es ist auch wichtig alles aufzuschreiben, damit sie nicht verloren geht“, beschreibt er seine Intuition.
Wer Plattdeutsch sprechen kann, ist klar im Vorteil. Es ähnelt nicht nur den skandinavischen Sprachen und dem Niederländisch – auch das Hochdeutsch hat viele Begriffe, die dem Platt entstammen. Mit dem Plattdeutschen lassen sich auch Sprichwörter erklären, zum Beispiel das gute Wetter nach dem Leeressen des Tellers. Denn ursprünglich habe es „gutes wieder“ geheißen. Nach dem Leeressen hat es also am nächsten Tag wieder gutes Essen gegeben.

„Ein Gefühl für die Sprache bekommt man am besten beim lauten Vorlesen. So merkt man Betonung und Klang“, erklärt Ahlers. Das klappt auch schon bei den Allerkleinsten. Im Rahmen von Arbeitsgemeinschaften hat er Plattdeutsch bereits an Grundschulen der Gemeinde angeboten. Mit Gedichten, deren Inhalt die Kinder interessiert, sind die ersten Hürden schnell überwunden. „Was bringt es, Themen zu wählen aus Urgroßmutters Zeiten? Dazu haben die Kinder keinen Bezug mehr.“ Folglich geht es zum Einstieg um die „Füerwehr“, das „Schipp“, die „Iesenbahn“ oder auch um die „Autobahn A twei“.

Erwachsene sind mit einem Kochbuch gut beraten, das Rezept und Zubereitungsempfehlungen auf Platt und auf Hochdeutsch enthält. So kann man bei Unsicherheit nachlesen, ob man alles richtig verstanden hat. Ganz nebenbei können so traditionelle regionale Gerichte ausprobiert werden, wie zum Beispiel Arbiern-Kreme (Erdbeercreme) oder Erbsen un Klump (Erbsen mit Klößen).

Um das Platt wieder aufleben zu lassen werden im Verbreitungsgebiet unterschiedliche Aktionen gestartet. Unter anderem gibt es von „Platt is cool“ einen plattdeutschen Bandcontest. Bewerbungen sind bis 15. Oktober möglich. „Platt is cool“ hat zudem eine Postkartenaktion ins Leben gerufen, bei der zu einem Foto ein plattdeutscher Satz und zu einem plattdeutschen Satz ein Foto gesucht wurde.

An der Technischen Universität Braunschweig werden im Rahmen der Lehrerausbildung Vorlesungen und Seminare angeboten. Und auch beim Tag der Braunschweigischen Landschaft am 27. Juli ist in Vechelde die Arbeitsgruppe Plattdeutsch mit Ahlers als Sprecher vertreten.

Wer Interesse daran hat, Platt zu lernen, zu vertiefen oder einfach nur zu sprechen, findet Kontaktdaten unter braunschweigischelandschaft.de, dort unter dem Unterpunkt AG Plattdeutsch.