Hobbyimker aus dem Raum Peine weiß, was Bienen wollen
Er ist über das Studium zur Hobbyimkerei gekommen: Jürgen Streichert aus Groß Ilsede.Fotos (2): TH

Hobbyimker aus dem Raum Peine weiß, was Bienen wollen

Von tanja hoffmann
Groß Ilsede. „Mit dem Rauch stellen wir die Bienen ruhig“, erklärt Hobbyimker Jürgen Streichert und öffnet behutsam einen seiner Bienenkästen. Und der Plan geht auf. Die Bienen lassen sich nicht aus der Ruhe bringen. „Man vermutet, dass die Bienen bei Rauch von einem Waldbrand ausgehen.“

Die Folge ist, dass sie sich ihre Honigblase mit Honig füllen und somit auf den Auszug aus ihrem Bienenstock vorbereiten. Ein Instinkt, den sich der Imker gern zu Nutze macht.
Bis zu 40.000 Bienen zählt ein Bienenvolk im Sommer. Bei solch einem Gewusel ist es gar nicht so einfach, die im Vergleich zu den männlichen Drohnen und den weiblichen Arbeiterinnen etwas größere Königin ausfindig zu machen. Aus diesem Grund hat Streichert sie mit einem kleinen Punkt markiert. „Die Farbe des Punktes gibt uns das Alter der Königin an.“ Jedes Volk hat nur eine Königin. Sie ist das einzige geschlechtsreife weibliche Tier ihres Volkes und für das Eierlegen zuständig. Ob eine Made zur Arbeiterin oder Königin wird, ist nicht genetisch bedingt. Vielmehr sorgt ein spezieller Futtersaft der Bienen, das Gelée Royal, dafür, dass sich eine Made zur Königin entwickelt.
„Es ist bemerkenswert, was ein Bienenvolk für eine Leistung erbringt. Die ganze Organisation eines Volkes ist höchst inte-
ressant“, umschreibt der Groß Ilseder seine Faszination. Diese hat begonnen in seinem Studium. „Ich habe Biologie auf Lehramt studiert und mich im Rahmen des Studiums mit Herbiziden auseinandergesetzt. Zu diesem Zeitpunkt bin ich erstmals in den Kontakt mit Bienen gekommen – wenn sie damals auch nur als Versuchstiere dienten.“
Erst das Hochzeitsgeschenk eines Freundes brachte Familie Streichert die Bienen in den eigenen Garten: „Wir bekamen eine Imkerausrüstung und einen Gutschein für zwei Bienenvölker geschenkt.“ Aus den zwei Völkern wurden fünf und schließlich zwölf, deren Kästen mittlerweile an drei verschiedenen Standorten aufgestellt wurden. Außerdem suchte sich Streichert Gleichgesinnte und trat dem Imkerverein bei. Mittlerweile hat er den Vorsitz des Kreisimkervereins übernommen.
„Wichtig ist, dass sich rund um die Standorte genügend Blüten befinden. Deren Nektar ist die Grundlage für Honig“, erklärt Streichert. Allerdings ist nicht Blüte gleich Blüte. Geeignet sind nur möglichst ursprüngliche und ungefüllte Varianten, deren Staubblätter nicht verdeckt oder zurückgebildet sind. „Leider werden solche Blüten in den modernen grasdominierten Gärten immer seltener. Wer Bienen etwas Gutes tun möchte, der pflanzt solch einfache Blühpflanzen, wie sie früher in den Bauerngärten vorkamen.“ Und ganz nebenbei kommt der Gartenfreund zu einer unentgeltlichen Gegenleistung: Die Biene sorgt für die Befruchtung der Blüten und somit für eine reiche Ernte.
Jedes Volk bringt dem Imker pro Jahr etwa 30 Kilogramm Honig – und das in einer recht kurzen Zeit. Bereits ab Mitte Juli werden die Bienenvölker auf den Winter vorbereitet. Sie bekommen eine spezielle Fütterung und werden gegen die eingeschleppte Varroamilbe behandelt.
Mehrmals im Bienenjahr entnimmt der Imker die Waben. In diesen hat sich aus dem gesammelten Nektarsaft durch verschiedene Prozesse Honig entwickelt. Er befindet sich unter einer Wachsschicht, die zunächst abgenommen wird. Anschließend wird der Honig mittels einer Zentrifuge aus den Waben geschleudert. Damit er cremig wird und nicht auskristallisiert muss er nun eine gewisse Zeit täglich gerührt werden. Dann steht die Vermarktung des leckeren Süßungsmittels und auch des Bienenwachses an.
Für die Bienen geht es erst im Frühling weiter. Ab Mai muss jeder Imker damit rechnen, dass die Bienen schwärmen – also ein Teil des Volkes ausfliegt, um ein neues Volk zu bilden. „Man kann das umgehen, indem ein Volk geschwächt wird.“ Durch die Entnahme einer Brutwabe wird die Schwarmstimmung unterbrochen und gleichzeitig kann so ein neues Jungvolk erstellt werden. Kommt es doch einmal zum Schwärmen, muss der Imker die Augen offen halten. Alle entschwärmten Bienen sammeln sich in einer Traube an einer Stelle und können in einem Karton eingefangen werden. Auch sie bilden die Grundlage eines neuen Volkes. Der Sammelplatz ist dabei nicht immer imkerfreundlich. So musste der Groß Ilseder Imker kürzlich hoch hinaus in eine Tanne klettern.