
Tagestreff „Moin, Moin!“ in Gifhorn hilft Menschen in schweren Lebenssituationen
Von Jörn Graue
Gifhorn. Auf den Tellern dampfen Kartoffelbrei und Kasseler. Mittagszeit im Tagestreff „Moin, Moin!“ an der Braunschweiger Straße 56 in Gifhorn. Seit 25 Jahren bietet die von der Diakonischen Gesellschaft Wohnen und Beraten unter dem Dach der Diakonie Kästorf getragene Einrichtung einen geschützten Raum und unterschiedliche Hilfen für Menschen in besonders schweren sozialen Lebenslagen.
Dass es dort täglich ein günstiges Frühstück und Mittagessen gibt, beruht vor allem auf Lebensmittel- und Geldspenden sowie ehrenamtlicher Unterstützung. „Das Angebot von Mahlzeiten ist somit eine Kür“, sagt Jürgen Pott. Der Diplom-Pädagoge hat den Treff 1991 aufgebaut. Die anfangs rund 700 Besucherkontakte stiegen im vergangenen Jahr auf über 20.000. Insgesamt kamen 49 Frauen und 152 Männer an sieben Wochentagen in die Räumlichkeiten.
„Manchmal liegt der ganze Tisch voller Formulare, die beispielsweise für das Jobcenter auszufüllen sind“, schildert Diplom-Sozialarbeiter Uwe Bilau. Unterstützung im Umgang mit Behörden, Hilfe bei akuter oder drohender Wohnungslosigkeit und manchmal einfach nur jemanden zum Zuhören haben: Die Bedürfnisse der Besucher sind unterschiedlich.
„Irgendwann fragte ich im Treff nach, ob ich helfen kann. Mir war es wichtig, wieder eine Aufgabe zu haben“, berichtet Frank Maier. Der 45-Jährige steht ebenso wie Hauswirtschaftskraft Eva Schulz und der ehrenamtliche Fahrer Peter Becker bereit, wenn es im „Moin, Moin!“ etwas zu tun gibt. Unterstützung erhält die Mannschaft vom Verein Querweg, der an den Wochenenden das Mittagessen an die Besucher ausgibt. Finanziert werden die Räumlichkeiten und die Sozialberatung zur Hälfte mit Mitteln des Landes Niedersachsen und zu jeweils einem Viertel mit Geldern von Stadt und Landkreis Gifhorn.
Der montags bis freitags von 9 bis 14 Uhr und an den Wochenenden von 9 bis 13 Uhr geöffnete Tagestreff als fester Anlaufpunkt schafft für viele Besucher eine verlässliche Tagesstruktur. „Alle Angebote sind niedrigschwellig“, sagt Mitarbeiterin Katharina Mai. Durch eine zwanglose Form sollen Berührungsängste ab- und gegenseitiges Vertrauen aufgebaut werden. Die Besucher können stets frei entscheiden, ob sie beispielsweise Kartenspielen oder sich lediglich bei einem Heißgetränk aufwärmen möchten. „Über die Jahre wird so eine Haltung des Füreinanderdaseins weitergeben“, erläutert Jürgen Pott.
Eine große Hilfsbereitschaft und Solidarität unter den Gästen, die überwiegend zwischen 28 und 60 Jahre alt sind, hat auch Diplom-Sozialarbeiterin Sandra Miczka schon oft beobachtet. Gemeinsam mit ihren Kollegen bietet sie immer wieder Aktionen an, die Besuchern eine besondere Freude im Alltag bereiten sollen. Das können Ausflüge, Sport oder gemeinsames Backen sein.