Dem Landkreis Gifhorn gehen die Hebammen aus
Gehen dem Landkreis Gifhorn bald die Hebammen aus? Auch in diesem Bereich droht Gifhorn ein Fachkräftemangel. Foto: romelia / pixelio.de

Dem Landkreis Gifhorn gehen die Hebammen aus

Landkreis Gifhorn. Dem Landkreis Gifhorn droht ein Hebammenmangel. Laut Verwaltung sinkt die Zahl der Fachkräfte – und das bei steigenden Geburtenzahlen. Und in den nächsten Jahren werden Hebammen in den Ruhestand wechseln. Kommen genug neue Kräfte nach?
16 freiberufliche und 16 angestellte Hebammen waren dem Gesundheitsamt im vorigen Jahr gemeldet, bis 2014 waren es noch 34, teilte Landrat Dr. Andreas Ebel auf Nachfrage mit. Bei den freiberuflichen Hebammen gibt es im laufenden Jahr mit nur noch 14 bereits zwei weniger als noch 2017. „Dem gegenüber steht eine steigende Geburtenrate von zurzeit etwa 1700 Geburten pro Jahr.“
Hinzu komme, dass bei einer Umfrage ihres Verbandes unter 21 Hebammen im Kreis Gifhorn nur etwa die Hälfte angegeben habe, in Vollzeit zu arbeiten, sagt der Landrat. Der Verband sieht laut Ebel aber die Möglichkeit, diese Kapazitäten aufzustocken. Dennoch gilt dem Landrat zufolge: „In den kommenden Jahren werden etliche der Hebammen in Ruhestand gehen.“ Und zwar bis zu 17 werden das entsprechende Alter erreichen.
Der Niedersächsische Hebammenverband gibt laut Ebel an, dass zurzeit an Hebammenschulen etwa 60 bis 80 Hebammen pro Jahr ihre Ausbildung abschließen. „Diese Zahl müsste mindestens verdoppelt werden, um eine nur annähernd ausreichende Versorgung Schwangerer und Wöchnerinnen sicherzustellen.“ Eine Abfrage bei den Gifhorner Hebammen habe auch vor Ort eine „immer kritischer werdende Versorgungslage für Schwangere und Wöchnerinnen hervor“ gebracht. „An den Hebammenschulen in Celle und Braunschweig werden in diesem Jahr zusammen nur insgesamt drei Frauen aus dem Landkreis Gifhorn ausgebildet.“
Ebel versichert, im Rahmen des Projekts Gesundheitsregion Gifhorn mit den Hebammen über eine Verbesserung der Situation zu reden. So führe der Landkreis Stipendien ein. Die Idee von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn, den Beruf zu akademisieren, bewertet Ebel als positiv. „Das ist aber nur die eine Seite der Medaille. Denn ohne die Verbesserung der Vergütungssituation wird auch hier wie in anderen Gesundheitsberufen der Mangel nicht zu beheben sein.“ Gerade die freiberuflichen Hebammen seien von der Bezahlung anderer akademischer Berufe weit weg. Da seien vor allem die Krankenkassen gefragt.

Um die Hebammen-Situation zu verbessern, will der Landkreis selber Anreize schaffen – unter anderem mit dem Aufbau einer Hebammenzentrale. Diese Einrichtung soll eine zentrale Anlaufstelle werden, so die Verwaltung in einer Vorlage für die Sitzung des Sozialausschusses am 6. November. In dem künftigen Zentrum soll eine festangestellte Hebamme 20 Stunden pro Woche arbeiten und Schwangeren und Wöchnerinnen Hebammen vermitteln sowie die Homepage betreuen. Alle im Kreis tätigen Hebammen sollen bei ihr freie Kapazitäten melden. Außerdem soll sich die Hebamme im Zentrum mit weiteren Kooperationspartnern wie Gynäkologen, Kinderärzten, Physiotherapeuten, Behörden und weiteren Institutionen vernetzen, am Berufswunsch Hebamme interessierte Frauen beraten und in Akutfällen sogar selbst einschreiten. In der Hebammenzentrale will der Landkreis auch eine Sprechstunde und ein Café als Treff- und Beratungspunkt mit „niedrigschwelliger Unterstützung“ einrichten. Mit Gründungszuschüssen für freiberufliche Hebammen, Ausbildungsbegleitung und Zuschüssen für Pflichtfortbildungen will der Landkreis weitere Maßnahmen ergreifen, um den Beruf vor Ort attraktiver zu machen. Mit der Einführung von Stipendien sei ein erster Schritt bereits getan.