Ex-Gifhorner war dabei, als in Kiew Historisches geschah

Ex-Gifhorner war dabei, als in Kiew Historisches geschah

Kiew. Wenig mehr als eine Woche ist es her, dass ein Kompromiss unter Vermittlung des deutschen Außenministers Frank Walter Steinmeier ausgehandelt wurde, welcher dem ukrainischen Noch-Präsidenten Viktor Janukowitsch eine „Gnadenfrist“ bis Dezember einräumte. Die Tinte unter der Vereinbarung war noch nicht trocken, da überschlugen sich die Ereignisse. Der aus Korssun stammende Ex-Gifhorner Fedir Zadorozhnyj war live auf dem Maidan dabei, als in der Ukraine Geschichte geschrieben wurde.

Wochenlang gehörten brennende Barrikaden zum traurigen Alltagsbild auf dem Maidan. Fedir Zadorozhnyj (rechts) war dabei.

Am Samstag war Janukowitsch nicht nur abgesetzt, sondern auf der Flucht. In den Jubel auf dem Maidan-Platz in Kiew mischen sich auch sorgenvolle Stimmen mit Blick auf die Zukunft eines Landes am wirtschaftlichen Abgrund. Aus Fedir Zadorozhnyjs Sicht überwiegen aber Erleichterung und Hoffung.
„Die Leute gehen arbeiten, es ist alles wie vorher“, berichtet Fedir Zadorozhnyj  per Telefon von der aktuellen Situation in der ukrainischen Hauptstadt Kiew in fehlerfreiem Deutsch. Der 33-Jährige lebte während seines Germanistik-Studiums in Braunschweig zwei Jahre in Gifhorn.
„Aber wie es weitergehen wird, weiß keiner“, erklärt Zadorozhnyj, der aus Gifhorns Partnerstadt Korssun stammt. Die Menschen hofften, dass „der Staat funktionieren wird“ – auch im Hinblick auf die Neuwahlen am 25. Mai. Vitali Klitschko, der als einer der Vermittler der Opposition auftrat, hat nach Ansicht des 33-Jährigen Chancen bei den Präsidentschaftswahlen: „Er ist ein erfolgreicher Sportler.“
Zadorozhnyj war während der Unruhen auch auf dem Maidan, abends nach der Arbeit und mit einem Freund: „Ich war einer von vielen, die das herrschende Regime und das korrupte System bekämpfen wollten – und bis zuletzt habe ich nicht geglaubt, dass wir Erfolg haben werden.“ Umso größer sei die Freude über „den Sieg“ gewesen.
„Aber die Menschen hier bleiben vorsichtig.“ Es bestehe die große Gefahr, dass „die gleichen an die Macht kommen, Oligarchen, für die das Parlament ein Geschäft wie jedes andere ist“.
Noch vor wenigen Tagen fielen Schüsse, Barrikaden brannten, es gab viele Tote und Panikkäufe: „Die Regale waren wirklich leer.“ Mittlerweile sei es in Kiew nicht gefährlicher als „in irgend einer anderen Großstadt“. Zum Straßenbild gehören allerdings noch immer Checkpoints, die besetzt sind mit Polizisten und Mitgliedern von Bürgerwehren, die verhindern wollen, dass bezahlte Provokateure in die Stadt gelangen. Auch Fedir Zadorozhnyj wurde mit seinem Auto schon einmal angehalten und kontrolliert: „Aber ansonsten kann ich mich frei bewegen und fühle mich sicher.“