Landkreis Gifhorn: "Kinder brauchen mehr Förderung"

Landkreis Gifhorn: "Kinder brauchen mehr Förderung"

Landkreis Gifhorn. „Es geht mir um die Kinder“, betont Yvonne Finke. Die Erzieherin aus Dannenbüttel ist seit 13 Jahren im vorschulischen Bereich im Landkreis Gifhorn tätig und sieht sich in ihrer täglichen Arbeit zunehmend vor Probleme gestellt. Nach der jüngsten Sitzung des Rates der Stadt Gifhorn (Rundblick berichtete) hat sie nun einen Brief an die Ratsvertreter und den Rundblick gesandt, in dem sie allgemein Kritik an der Situation für die Beschäftigten äußertMehrheitlich hatte das Gremium einen Antrag der SPD-Fraktion, die Gruppengröße in den Kindertagesstätten im Stadtgebiet von 23 auf 20 Kinder zu reduzieren und die Verfügungszeiten der Erzieherinnen von derzeit 7,5 Stunden auf zehn Stunden zu erhöhen, abgelehnt. Obwohl ihr Arbeitsplatz nicht im Stadtgebiet liegt – der Betreuungsschlüssel liegt hier über den gesetzlichen Bestimmungen –, schrieb sie einen offenen Brief an die Mitglieder des Stadtrates. Darin äußert sie allgemein Kritik an der Lage der Erzieherinnen. Diese bezieht sie explizit nicht auf die Situation in den Kitas im Stadtgebiet.
Kinder bräuchten zunehmend mehr Förderung, wobei emotional-soziale Auffälligkeiten stiegen, sagt Yvonne Finke. Solche Auffälligkeiten seien ein geringes Selbstbewusstsein von Kindern oder auch häufiges Kratzen, Beißen und Schlagen untereinander. Hinzu kämen häufig Probleme bei Sprache und Spracherwerb.
Um diesen Entwicklungen frühzeitig zu begegnen, wünscht sich die Dannenbüttlerin einen höheren Personalschlüssel. Aktuell betreut Finke in einer Kita im Landkreis gemeinsam mit einer Kollegin 25 Kinder im Alter zwischen drei und sechs Jahren. Wichtig sei eine zusätzliche Sozialassistentin für den Nachwuchs.

Gemeinsames Malen und Basteln spielen in Kindertagesstätten eine große Rolle. Die täglichen Anforderungen an das Personal in den Einrichtungen nehmen zu. Archiv

Problematisch ist aus Sicht der Erzieherin der tägliche „Spagat“ zwischen förderungsbedürftigen Kindern und denen, die für die eigene Entwicklung stärker gefordert werden sollten. „Die Ziele sind Schulfähigkeit und emotional-soziale Stabilität.“ Dazu zählten Ordnung, Struktur, Selbstsicherheit und die Fähigkeit, Fragen zu stellen.
„Letztlich geht es bei allem nur ums Geld, am Personal soll gespart werden“, sagt Finke, die ihrem Beruf nach eigener Aussage gerne nachgeht und sich sowohl über kleine Erfolge in der täglichen Arbeit mit den Kindern als  auch über die Wertschätzung von Eltern freut.
Der Blick auf die Kosten von Kindertagesstätten spielte in der Gifhorner Stadtratssitzung eine tragende Rolle. „Bei einer Reduzierung der Gruppengrößen dürfen keine zusätzlichen baulichen Kosten entstehen. Ein möglicher Neubau eines Kindergartens ist derzeit nicht finanzierbar“, sagt CDU-Fraktionschef Thomas Reuter auf Nachfrage des Rundblicks und verweist auf einen Grundsatzbeschluss. Jenes Votum war im März 2011 einstimmig im Jugend- und Sozialausschuss erfolgt und im Verwaltungsausschuss in eine Zielvereinbarung umgewandelt worden.
„Natürlich achten auch wir auf die Kosten“, erklärt SPD-Ratsfrau Meike Pollack, die den Antrag auf Verringerung der Gruppengrößen und Ausweitung der Verfügungszeiten der Erzieherinnen für ihre Fraktion gestellt hatte. Zugleich betont die Sozialdemokratin, dass es ihrer Meinung nach notwendig sei, für frühkindliche Bildung auch Geld in die Hand zu nehmen. „Unser langfristiger Wunsch sind 20 Kinder pro Gruppe, dieses Ziel verfolgen wir weiter.“ Jörn Graue