Droht Gifhorn eine Immobilienblase?
Droht Gifhorn eine Immobilienblase? Das Beratungshaus Empirica stuft den Landkreis als „hoch riskant“ ein. Foto: Thorben Wengert / pixelio.de

Droht Gifhorn eine Immobilienblase?

Gifhorn. Droht Gifhorn eine Überhitzung des Immobilienmarktes? Die Bundesbank hält in vielen Städten die Preise für Immobilien um 15 bis 30 Prozent überbewertet, sagt das Beratungshaus Empirica, das nun Alarm schlägt. Es stuft den Landkreis als „hoch riskant“ ein.
„Was man findet, ist viel zu teuer.“ Seit zwei bis drei Jahren ist eine heute 32-jährige Alleinerziehende aus Gifhorn auf der Suche nach einer preiswerteren Mietwohnung. Für ihre aktuelle Drei-Zimmer-Wohnung zahlt sie 800 Euro warm. Sie rechnet damit, dass ihre Miete bald steigen wird. Deshalb sucht sie etwas Anderes.
„Wenigstens 100 Euro weniger sind mein Ziel“, sagt die Mutter einer achtjährigen Tochter, die ohne Auto und mit mehreren Jobs über die Runden kommen muss. „Ich bin darauf angewiesen in Gifhorn etwas zu finden.“ Doch das ist offenbar eine mühselige Suche in ihrer Preisklasse.
Die Nachfrage vor allem aus Braunschweig und Wolfsburg treibe im Kreis Gifhorn die Preise nach oben – eben auch bei den Mieten, sagt Timo Sass vom Mieterverein Braunschweig und Umgebung. „Aufgrund der guten Arbeitsmarktlage in der Region sind auch genügend kaufkräftige Interessenten auf dem Markt unterwegs.“
Laut Empirica warnen Experten schon seit längerem vor einer Immobilienblase in Deutschland. Extrem niedrige Zinsen bei wenig Angebot und hoher Nachfrage trieben in Verbindung mit einem „Anlagenotstand“ Investitionen an. Auf der Karte der Immobilienblasen-Studie ist Gifhorn in der zweitkräftigsten Rotsättigung für „hoch riskant“ eingefärbt.
„Von einer Blasenentwicklung würde ich derzeit für Gifhorn noch nicht ausgehen, eher in Braunschweig“, sagt Sass. Auch Thomas Fast von der Volksbank Brawo sieht Gifhorns Immobilienmarkt noch nicht wanken. „Wenn man der Statistik des Gutachterausschusses glauben darf, ist das Segment Wohnhäuser seit 2010 um rund 40 Prozent angestiegen“, sagt Fast. „Allerdings ist das aus unserer Sicht keine übertriebene Entwicklung.“ Die Preise seien der Nachfrage entsprechend und parallel zur Baukostenentwicklung gestiegen.
Das Kaufpreis-Miete-Verhältnis sieht Fast im Kreis noch als gesund an. „Eine Immobilienblase zeichnet sich immer dann ab, wenn die Preise deutlich stärker steigen als die Mieten. Eine eklatante Fehlentwicklung ist hier nicht erkennbar.“ Fast sieht auch eine hohe Kaufkraft in der VW-Region. Deshalb „ist der Kauf einer selbst genutzten Immobilie für den Großteil der Erwerbstätigen finanzierbar“.
Das stellt auch die Stadt Gifhorn fest, sagt Christian Schnur aus dem Büro des Bürgermeisters. „Die Nachfrage nach Bauland ist weiter hoch.“ Auf der Liste der städtischen Grundstücks- und Erschließungsgesellschaft stünden etwa 1500 Interessierte.
Die 32-jährige allein erziehende Mutter tröstet das nicht. Mit welchen Preisen hatte sie es auf ihrer Suche bislang zu tun? Sie nennt ein Beispiel: „700 Euro für zwei Zimmer. Und dann ist noch nicht mal alles drin.“