Wehrturm, Ringmauer und Zugbrücke: Neue Ausgrabungen und Funde in Peine

Wehrturm, Ringmauer und Zugbrücke: Neue Ausgrabungen und Funde in Peine

Vor drei Jahren wurden in Duttenstedt erstmals archäologische Ausgrabungen auf dem ehemaligen Rittergut durchgeführt. In Zusammenhang mit einem Wohnhausneubau und Leitungsverlegungen konnten unter anderem Wehrturm, Ringmauer und Zugbrücke nachgewiesen werden. Die Ergebnisse der Ausgrabungen werden jetzt neu veröffentlicht.

Bisher ältester Fund: In einer Siedlungsgrube an der Einmündung „Im Dorfe“ – „Zum Gute“ gefundene Bodenscherben eines mittelalterlichen Kugeltopfes der älteren grauen Irdenware, die aufgrund der Machart in das 13. Jh. zu datieren sind.

Der Peiner Archäologe Thomas Budde wertete die Ausgrabungen und weitere Quellen zur Baugeschichte von Burg und Gut Duttenstedt aus und veröffentlichte sie vor zwei Jahren in den „Berichten zur Denkmalpflege in Niedersachsen“. Da diese den meisten Peinern schwer zugänglich sind, soll eine zweite Version der Studie in den „Oberger Blättern“ veröffentlicht werden. Anknüpfungspunkt ist die Tatsache, das Rittergut und Burg Duttenstedt ehemals den Herren von Oberg zu Duttenstedt gehörten.

Seit dem Frühjahr 2013 bieten die umfangreichen Kanal- und Straßenbauarbeiten Gelegenheit, Duttenstedt weiter archäologisch zu erkunden. Die Arbeiten im Auftrag der Stadtentwässerung Peine erstrecken sich auf die Eilhard-von-Oberg-Straße einschließlich des Dorfplatzes mit verschiedenen Abzweigungen an der Kirche. Nachdem der Ostteil der Eilhard-von-Oberg-Straße als offensichtlich spätere Dorferweiterung des 19. Jh. bis 20. Jh. uninteressant war, wurde im Frühjahr umfangreich im Bereich des Dorfplatzes um das Spritzenhaus herum gebaggert. Da dieser ehemals zum erweiterten Einzugsbereich des Rittergutes gehört hat, bestand eine große Funderwartung.

Gleich zu Beginn konnte an der Einmündung „Zum Gute“ – „Im Dorfe“ eine Siedlungsgrube mit Keramik aus dem 13. Jahrhundert entdeckt werden. Ein mittelalterlicher Kugeltopf war durch den Bagger im Profil gekappt worden, nur der Unterteil blieb erhalten. Es ist der bisher älteste Fund aus Duttenstedt, das allerdings laut urkundlichem Nachweis im Jahre 973 schon bestanden hat und dem Ortsnamen zufolge noch wesentlich älter sein dürfte. Nur mangelt es bisher noch an archäologischen Forschungen.

Angeschnittener Wasserleitungskanal der frühen Kanalisation aus Backsteinen mit Kalksteinplattendeckung. Backsteinsohle in 1,40 m Tiefe.

Als der Rohrleitungsgraben vor dem Grundstück Zum Dorfe 8 entlanggeführt wurde, trat ein Teil des alten Duttenstedter Friedhofs zutage. Knochen dreier angeschnittener Gräber, darunter ein Schädelrest, wurden geborgen. Sehr deutlich hob sich eine in den harten kreideweißen Mergel eingetiefte Grabgrube ab. Rätsel gibt eine dicke Brandschicht aus Holzkohle und verziegeltem Lehm in 1,60 m Tiefe auf, die den Friedhofshorizont nach Osten abgrenzt. Leider enthielt sie keine datierenden Funde. Heimatforscher Heinrich Schaper konnte berichten, dass vor Jahrzehnten beim Bau des Hauses Im Dorfe 8 bereits zahlreiche Gräber ausgehoben worden sind, allerdings damals ohne archäologische Begleitung. Auf dem Grundstück stand auch bis 1895 die frühere Guts- und Dorfkirche Duttenstedts, die als Grabstätte der Herren von Oberg zu Duttenstedt diente. Dass der alte Friedhof bis in den heutigen Straßenbereich reicht, war jedoch bis dahin nicht bekannt. 1896/97 wurde die heutige Duttenstedter Kirche am Nordrand des Dorfplatzes an der Stelle eines früheren Bauernhofs erbaut.

Die weiteren Bodenaufschlüsse im Bereich des Kirch- und Dorfplatzes brachten vor allem die Erkenntnis, dass die Bauarbeiten der Zeit um 1900 – neben der Kirchenverlegung auch Straßenbau und Errichtung des Spritzenhauses – zu tiefgreifenden Bodeneingriffen geführt haben, die Älteres verdecken oder stören. Interessantester archäologischer Fund war eine alte Wasserleitung aus Backsteinen mit Kalksteinplattendeckung, die in 0,45/0,60 bis 1,10/1,40 m Tiefe auf längerer Strecke verfolgt werden konnte. Sie ist gut vergleichbar mit den unlängst in Dungelbeck entdeckten Wasserleitungen aus der ersten Hälfte des 19. Jh., weist aber statt einer Lehmsohle eine Backsteinpflasterung auf. Beides sind Zeugnisse früher dörflicher Kanalisation, die der Ableitung von Oberflächen- und wahrscheinlich auch Schmutzwasser dienten. Die Duttenstedter Leitung dürfte erst in die zweite Hälfte des 19. Jh. oder die Zeit um 1900 gehören. An der Einmündung „Am Teiche“ wurde schließlich in 0,70 m Tiefe noch die dünne Feldsteinlage des Vorgängerweges entdeckt.

Im Zusammenhang der Altstraße trat Keramik des 17. bis 19. Jh. auf. Hier als Beispiele ein Schalenrand aus bemalter Irdenware nach Art der „Weserware“ (17. Jh.) und ein Bodenstück eines braunen Steinzeuggefäßes (18. bis 19. Jh.). Alle Fotos: Th. Budde

Es folgte der Kanal- und Straßenbau im Bereich der Eilhard-von-Oberg-Straße von der Kirche nach Osten in Richtung Dorfmitte. Hier galt es zu klären, wie alt die heutige Hauptstraße Duttenstedts ist. Auf dem ältesten Dorfplan Duttenstedts (Carl Schönejans 1777) ist sie bereits verzeichnet, allerdings weitgehend nur an der Südseite bebaut. Der Plan zeigt daneben eindeutig, dass die Straße „Im Dorfe“ ursprünglich die Hauptstraße und Lebensader Duttenstedts gewesen ist.

In 0,90 bis 1,10 m Tiefe unter der heutigen Straßenoberfläche trat – bedeckt von einer dunklen humosen lehmigen Kulturschicht – der alte Vorgänger der Eilhard-von-Oberg Straße zutage. Es handelt sich um ein 10 bis über 20 cm starkes Feldsteinpflaster, in das gelegentlich – vermutlich an den alten Hofeinfahrten – Querhölzer eingefügt waren. Das Pflaster war direkt auf den anstehenden harten Mergel verlegt, wozu der Mutterboden vorher beseitigt werden musste. Diese Bauweise entspricht exakt den vor zwei Jahren in gleicher Tiefe entdeckten Altstraßenbefunden von Schmedenstedt.

Funde aus dem Pflaster und der darüber liegenden Kulturschicht stammen aus dem 17. bis 19. Jahrhundert (Keramik, Hufeisen, weitere Metallfunde). Auch wenn die Bauarbeiten nur wenig Zeit für die Bergung von Funden ließen, ist daraus zu schließen, dass die Altstraße unter der Eilhard-von-Oberg-Straße kaum vor dem 17. Jahrhundert angelegt worden sein wird. Die recht aufwändige Bauweise lässt vermuten, dass sie von Beginn an für die Aufnahme des Durchgangs- und Fernverkehrs (Peine-Meerdorf-Wendeburg) gedacht war und die alte Hauptstraße („Im Dorfe“) diesbezüglich ersetzen sollte. Dass sie später selbst zur Hauptstraße wurde, war eine logische Folge der Dorferweiterungen des 19. Jahrhunderts nach Osten, Westen und Norden.

Im letzten Bauabschnitt, dem Westteil der Eilhard-von-Oberg-Straße, wird Gelegenheit sein, die Altstraße weiter zu verfolgen und vor allem mehr auf Funde zu achten als bisher möglich. Der Dorfplan von 1777 deutet an, dass dabei am Westrand des alten Dorfes möglicherweise auch eine alte Hofstelle durchschnitten wird.