Tiefrote Zahlen für die Salzgitter AG 
Mühsames Geschäft: Hinter der Salzgitter AG liegt ein beschwerliches Jahr, sie fuhr 2019 einen dicken Verlust ein. Foto: R. Karliczek

Tiefrote Zahlen für die Salzgitter AG 

SZ-Watenstedt. ​Die Salzgitter AG muss wegen der schwachen Konjunktur,  ihres Konzernumbaus und der Vorsorge für eine Kartellstrafe einen hohen Verlust verkraften. 2019 stand unterm Strich ein Minus von 237,3 Millionen Euro in der Bilanz. Dies teilte das Unternehmen mit. Ein Jahr zuvor hatte es noch einen Gewinn von knapp 278 Millionen Euro erzielt.

Der Salzgitter-Vorstand nennt eine „hohe politische Unsicherheit – verbunden mit mannigfachen Handelskonflikten sowie konjunkturellem Gegenwind“. Die Nachfrage sei zurückgegangen. Gleichzeitig seien die Kosten für den zentralen Rohstoff Eisenerz zeitweise stark gestiegen. Außerdem komme weiterhin viel Stahl aus Ländern außerhalb der EU auf den europäischen Markt. Dieser ist meist billiger und verstärkt den Preisdruck für die heimischen Produzenten. Das Gesamtergebnis sei „gewiss nicht erfreulich“, so Salzgitter-Chef Heinz Jörg Fuhrmann. Eine wichtige Rolle bei den roten Zahlen spielten aber auch hausgemachte Themen und Probleme. So schlug das Umbauprogramm „FitStructure 2.0“ mit 62,3 Millionen Euro zu Buche. Die Einigung auf den Abschluss eines Ermittlungsverfahrens zu mutmaßlichen Kartellabsprachen kostete Salzgitter fast 141 Millionen Euro. Der Konzern hatte schon im Januar vor höheren Verlusten wegen Abschreibungen gewarnt. Die Abschreibungen betrugen fast 200 Millionen Euro und betrafen vor allem die Bereiche Flachstahl, Grobblech/Profilstahl und Mannesmann sowie das Autozuliefergeschäft.

Bereinigt um Sonderfaktoren lag das Ergebnis vor Steuern bei 143 Millionen Euro. Die Beteiligung am Kupferhersteller Aurubis trug knapp 100 Millionen Euro dazu bei. Aktionäre sollen eine Dividende von 20 Cent je Aktie erhalten – nach 55 Cent im Vorjahr. Der Umsatz sank von rund 9,28 auf 8,55 Milliarden Euro.

Sehe man von den „negativen Einmaleffekten“ ab, sei „ein vorzeigbares operatives Resultat“ gelungen, sagte Fuhrmann. Der Konzern betonte jedoch: „Mit dem Coronavirus ist ein weiterer Faktor hinzugekommen, dessen Auswirkungen heute noch nicht zuverlässig eingeschätzt werden können.“

Das Unternehmen arbeitet an einer langfristig klimaneutralen Stahlproduktion. Bis zum Jahr 2025 will es die CO2-Emissionen im Hauptwerk Salzgitter um rund ein Viertel verringern, bis 2050 um bis zu 95 Prozent. Es gebe „eine technisch zügig umsetzbare Lösung“, erklärte Fuhrmann. Der Konzern setze dabei schrittweise Wasserstoff statt Koks ein. Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) hatte kürzlich mehr politische Förderung für solche Verfahren gefordert.

„Da muss der Bund und da muss vor allem auch die EU Farbe bekennen, wie man diesen Weg begleiten will“, erklärte der Vorstandsvorsitzende. Konkurrenten außerhalb der Europäischen Union hätten nicht so hohe CO2-Reduktionspflichten. Es seien Milliardeninvestitionen nötig, ebenso eine EU-weite Debatte über Klimaschutzkosten und die Wettbewerbslage der Stahlindustrie. Das Land Niedersachsen hält mehr als ein Viertel der Salzgitter-Anteile. Für das laufende Jahr erwartet der Konzern eine Stabilisierung auf dem europäischen Stahlmarkt.