Fußball-Bezirksliga: Spielabbruch in Salzgitter-Bad
Rudelbildung auf dem Platz: Die Spieler von Union und KSV Vahdet diskutieren nach der ersten der beiden roten Karten. Foto: pa

Fußball-Bezirksliga: Spielabbruch in Salzgitter-Bad

SZ-Bad. Der Fußball in Salzgitter hat wieder einmal für Schlagzeilen gesorgt, allerdings weniger durch starke Leistungen, sondern mehr durch Krawalle. Das Bezirksliga-Spitzenderby zwischen dem Zweiten Union Salzgitter und dem Dritten KSV Vahdet Salzgitter wurden nach Tumulten abgebrochen und hat für ein breites Medien-Echo gesorgt. Das Derby war schon im Vorfeld als brisant definiert worden, weil es um die Frage ging, wer mit einem Sieg den Tabellenersten Arminia Vechelde noch von Platz eins verdrängen könnte.

Das Spiel wogte hin und her. Aus einer 1:0-Führung der Unioner machte der Gast aus Lebenstedt noch ein 1:2. In der zweiten Hälfte erzielten die Blau-Weißen ein Remis. Danach schlichen sich Härten im Spiel auf beiden Seiten ein, die durchaus mit roten Karten hätten geahndet werden können.
In den letzten Minuten foulte Unions Fabian Borgs seinen Gegenspieler Hüseyin Demir und erhielt statt der von den meisten Zuschauern erwarteten gelben eine rote Karte. Das brachte Unions Spieler und Trainer in Rage. Mohamed Ayadi wollte Schiri Lorenz Löffler gestenreich erklären, dass es dafür niemals eine rote Karte hätte geben dürfen. Doch der wertete dessen Verhalten als Tätlichkeit und gab ihm ebenfalls rot.
Der KSV-Anhang, der sein Team eigentlich durch die stark reduzierte Union-Elf hätte im Vorteil sehen müssen, schimpfte lauthals vor allem gegen die beiden Rotsünder und Trainer Markus Schindelar.
Kaum wollten die beiden Union-Spieler durch den schmalen Mittelgang zur Umkleidekabine gehen, stürzten etliche KSV-Anhänger von den Rängen und rannten den Aktiven hinterher. Mit großem körperlichen Einsatz versuchten Unions zweiter Vorsitzender Hermann Keune und die in der Nähe befindlichen Ordner ein weiteres Nachsetzen zu verhindern. Sie wurden dabei vom KSV-Trainer Ismail Yildiz und dem KSV-Vorsitzenden Ibrahim Medeni unterstützt.
Der entschuldigte sich nach dem Eintreffen der Polizei ebenso für seine Anhänger wie auch Unions Vorsitzender Dietrich Leptien mit der Äußerung: „Sollte sich ein Union-Fan daneben benommen haben, entschuldige ich mich dafür.“
„Durch die Auswertung des zahlreichen Foto- und Videomaterials suchen wir inzwischen nach zwei unbekannten Tätern wegen Körperverletzung“, erklärt Polizeisprecherin Sabine Goldfuß auf hallo-Anfrage. Sie bestätigt, dass der Schiedsrichter entgegen ersten Meldungen nicht geschlagen worden sei und daher keine Anzeige wegen Körperverletzung gestellt habe.
KSV Trainer Ismail Yildiz empfand beide rote Karten als gerechtfertigt, unterstellt dabei Unions Trainer Schindelar eine Teilschuld: „Die zweite rote Karte wäre niemals gefallen, wenn Trainer Schindelar seine provokative Aktion gegen unseren Spieler Hüseyin Demir nicht gemacht hätte.“ Aus seiner Sicht habe ein Union-Akteur auf dem Weg zur Kabine die KSV-Fans auf das Übelste beleidigt. „In welcher Sprache das Geschehen ist, weiß ich nicht“, stellt Yildiz fest.
Erst danach eskalierte es unter den Vahdet-Zuschauern auf den Rängen. Der KSV-Vorstand habe große Arbeit geleistet, um die Anhänger zu beruhigen. Aber auch die seiner Meinung nach zu wenigen Union-Ordner hätten viel dazu beigetragen, um die Zuschauer zu beruhigen. „Was hinter der Tribüne passiert ist und wer sich mit wem geprügelt hat, habe ich nicht gesehen“, ergänzt der KSV-Coach. Er habe seine Spieler sofort in die Mitte des Feldes geholt, um nicht zu provozieren. Man wollte dort bis zur Beruhigung der Gemüter warten und sich erst dann in den Kabinentrakt begeben. Das hätte ich auch von Unioner Seite erwartet, so Yildiz.
Dietrich Leptien und Hermann Keune stellen fest: „Nach gesichertem Kenntnisstand hat ein Angriff auf den Schiedsrichter, wie es in der das Medienecho auslösenden Pressemitteilung der Polizei dargestellt wurde, nicht stattgefunden. Der Schiedsrichter ist nicht geschlagen worden.“ Die Zahl der Ordner sei gegenüber normalen Spielen deutlich erhöht worden. Beide legen Wert auf die Feststellung, dass sich zum Zeitpunkt der fortschreitenden Tumulte und Ausschreitungen am Spielertunnel keine Union-Anhänger beteiligt haben. Keune: „Vielmehr handelte es sich hierbei ausnahmslos um Personen, die sich aus dem Vahdet-Block lösten, die Absperrungen überwanden und gegenüber Ordnern und Spielern gewalttätig wurden, nachdem sie diese vorher schon beleidigt und bedroht hatten.“ Die beiden Vorstandsmitglieder lobten in ihrer Erklärung, dass durch Vahdet-Vertreter versucht wurde, die Randalierer zurückzuhalten.
Außer den polizeilichen Ermittlungen wird es auch Untersuchungen durch Bezirk Braunschweig des Niedersächsischen Fußballverbandes (NFV) geben. Nach Auswertung des Referee-Spielberichts wird man Zeugen befragen und Fotos sichten. Danach werde es wahrscheinlich zu einer Sportgerichtsverhandlung auf Bezirksebene kommen, so Wolfgang Fisch, Vorsitzender des NfV-Kreises Nordharz. pa