Familie soll abgeschoben werden

Familie soll abgeschoben werden

Wolfsburg. Sie sorgen selbst für ihren Lebensunterhalt, leben seit 17 Jahren in Deutschland, sind integriert – und sollen trotzdem in den Kosovo abgeschoben werden. Die Geschichte der Familie Bajrami sorgt nicht nur in Wolfsburg für Aufsehen. Allerdings: Inzwischen hat Innenminister Uwe Schünemann auf zurückliegende kleinere Straftaten von Mitgliedern der Familie verwiesen.

Familie Bajrami: Sie haben Arbeit oder gehen zur Schule – doch die Eltern und drei der sechs Kinder sollen abgeschoben werden.

Die Bajramis, das sind Vater Sefer, Mutter Nedjmia, Emran (22), Elvira (21), Serdjana (19), Djuliano (18), Samela (17) und Severdjan (13) – die Eltern und die drei jüngsten Geschwister sollen in den Kosovo abgeschoben werden. Der Familienvater hat einen unbefristeten Arbeitsvertrag bei VW, die Mutter arbeitete bis zu einem Bandscheibenvorfall bei einem Reinigungsunternehmen. Djuliano arbeitet bei Burger-King, Samela geht zur Berufsschule, Severdjan zur Hauptschule. Die beiden minderjährigen Kinder sprechen kein Albanisch und sind in Wolfsburg geboren. Ihre Mitschüler haben Unterschriften gesammelt, genauso wie 120 Volkswagen-Kollegen ihres Vaters.
Der Generalsekretär des VW-Betriebsrats, Gunnar Kilian, kündigte diese Woche an: „Unser Betriebsratsmitglied Andreas Sorge hat Kontakt zu dem Kollegen aufgenommen. Wir werden ihn und seine Familie unterstützen, damit sie in Wolfsburg bleiben können.“ Und: Dietrich Wollschläger, Anwalt der Bajramis, bereitet einen neuen Antrag an die Härtefallkommission vor.
Die Fallersleber Familie hat jedenfalls große Angst, auseinandergerissen zu werden, im Kosovo haben sie weder ein Haus noch Arbeit. Nedjmia Bajrami befürchtet, dass im Kosovo ihr Rückenleiden nicht behandelt werden könnte. Ihr Mann verweist darauf, dass er  den Staat keinen Euro koste: „Egal ob Miete, Strom oder Lebensmittel, ich zahle alles von meinem Lohn.“ Bajrami hofft, dass VW und sein Anwalt ihm helfen können. „Wir wollen doch nur hier bleiben“, so der 38-Jährige.
Landtagsabgeordnete Angelika Jahns (CDU) hat allerdings mittlerweile bei Schünemann in Erfahrung gebracht, dass Sefer Bajrami früher mehrere Bagatell-Delikte begangen haben soll. Auch Sohn Djuliano habe sich einige Male strafbar gemacht. Dadurch seien die rechtlichen Voraussetzungen für ein Bleiberecht nicht erfüllt. Dietrich Wollschläger, der Anwalt der Bajramis, erklärte dazu: „Kleine Straftaten des Vaters aus der Vergangenheit sollten nicht zu hoch gehängt werden. Wichtig ist vielmehr, dass die Familie ihren Lebensunterhalt jetzt selbst sichert.“