Bluttat im Klinikum Wolfsburg: Täter wollte eigene Mutter töten
Am Dienstag setzte die Polizei ihre Untersuchungen nach der Bluttat im Klinikum fort. Die Tat verursachte ein großes Medienecho: Fernsehteams interviewten Patienten und Mitarbeiter. Photowerk

Bluttat im Klinikum Wolfsburg: Täter wollte eigene Mutter töten

Wolfsburg. Ein 40-jähriger Wolfsburger hat am Montagnachmittag auf einer Station des Klinikums einen nichtsahnenden Rentner (85) erstochen. Das Opfer ist vom mutmaßlichen Täter offensichtlich aus Versehen getötet worden. Die Staatsanwaltschaft vermutet eine Verwechslung – der Täter hatte es offenbar auf seine Mutter abgesehen, mit der er zuvor gestritten hatte.
Julia Meyer gab am Dienstag als Sprecherin der Staatsanwaltschaft zum bisherigen Ermittlungsstand so viel bekannt: Täter und Opfer hätten sich nicht gekannt. „Es bestand kein Verhältnis zueinander.“ Vielmehr habe man „die Vermutung, dass es sich um eine Verwechslung handelte“. Die Tatwaffe, ein Küchenmesser, sei sicher gestellt worden. „Wir gehen vom Mordmerkmal der Heimtücke aus, da das im Bett liegende Opfer sich keines Angriffs versah“, sagt Oberstaatsanwältin Birgit Seel.
Laut Staatsanwaltschaft hatte es der Täter womöglich auf seine Mutter abgesehen, die er bei einem vorherigen Streit bereits verletzt hatte. Doch dieser Streit schien aus Sicht der Ermittler beigelegt, sagt Seel: „Es gab keine Anzeichen, dass der Beschuldigte seiner Mutter oder jemand anderem etwas antun könnte.“
Bereits vor der Tat hatte der Sohn seine Mutter im Klinikum wohl gesucht und fiel dabei dem Personal auf. Allem Anschein nach kam der Mann am Montag mit einem Küchenmesser bewaffnet ins Klinikum und wollte wohl auf seine Mutter losgehen – statt dessen erstach er den nichtsahnenden Rentner.
Augenzeugen berichteten, wie der mutmaßliche Messerstecher Minuten später am Haupteingang des Klinikums zunächst von der Polizei überwältigt und anschließend vom Notarzt behandelt wurde. Der Mann hat sich mit dem Messer offenbar selbst schwere Verletzungen beigebracht. Am Dienstag lag er anscheind auf der operativen Intensivstation H3A, bewacht von zwei Polizisten vor der Tür.
Die Bluttat war Gesprächsstoff im ganzen Klinikum, Fernsehteams interviewten Patienten und Mitarbeiter.
Das Klinikum sprach den Angehörigen des Opfers sein Mitgefühl aus. Auch Oberbürgermeister Klaus Mohrs zeigte sich tief bestürzt, versicherte aber: Die Menschen im Klinikum könnten sich weiter sicher fühlen, es handle sich um einen Ausnahmefall.
Doch was waren die Motive für die Bluttat, wie konnte es auch zu der verhängnisvollen Verwechslung kommen? Stand der Täter unter Alkohol, Drogen oder Medikamenten, hat er womöglich psychische Probleme? Alles Fragen, die sich die Strafverfolgungsbehörden auch stellten, sagt Oberstaatsanwältin Seel: „Aber das zu klären, geht nicht von heute auf morgen.“
Gegen den 40-Jährigen, der mittlerweile in ein Justizkrankenhaus verlegt worden ist, wurde Haftbefehl wegen Mordes erlassen. Der Beschuldigte ist zwar mittlerweile vernehmungsfähig, schweigt aber eisern.