Urteil im Nahrstedt-Prozess: Freispruch und Geldstrafe
Wolfsburg. Das war überraschend: Der erste Prozess zur Stadtwerke-Affäre fand am Dienstag unerwartet seinen Ausgang. Ex-Unternehmenssprecher Maik Nahrstedt wurde wegen Anstiftung zur Untreue zu einer Geldstrafe von 4800 Euro verurteilt, vom Vorwurf der üblen Nachrede wurde er hingegen freigesprochen.

„Nach bestem Wissen und Gewissen gehandelt“: Nahrstedt rechtfertigt sein Handeln in der VIP-Karten-Affäre. Mit seinem Freispruch um angebliche Schmäh-Briefe ist er zufrieden. Photowerk
Eigentlich war das Urteil im Nahrstedt-Prozess erst für die kommende Woche vorgesehen. Mit dem vorzeitigen Urteil des Wolfsburger Amtsgerichtes war nicht nur Maik Nahrstedt überrascht worden. Nahrstedt hatte auf Kosten der Stadtwerke Freunde mit VIP-Karten versorgt und veranlasst, dass der Prokurist die Kosten von 5000 Euro abzeichnet. Die Anklage hatte Nahrstedt auch als Autor anonymer Briefe gegen Markus Karp und Heinz Helmut Plath gesehen (Rundblick berichtete.)
In Sachen VIP-Karten-Affäre machte es der Vorsitzende Richter in seiner präzisen und analytischen Urteilsbegründung kurz. Dass Nahrstedt das Event „Sponsor of the Day“ erstmals ausschließlich mit Fußballern seiner WDZ-Hallenliga auf Stadtwerke-Kosten besucht habe, sei nicht in Ordnung gewesen: „Um das zu wissen, reicht der gesunde Menschenverstand“ – Strafe: 60 Tagessätze zu je 80 Euro.
In Sachen anonyme Schmähbriefe habe es keinen Beweis, lediglich Indizien, gegeben, so der Vorsitzende. Manches habe zwar gegen Nahrstedt gesprochen: „Aber das reicht nicht, damit ich ohne vernünftigen Zweifel von Ihrer Täterschaft überzeugt wäre.“
Mit dem Urteil in Sachen Schmähbriefe-Affäre zeigte sich Nahrstedt zufrieden. Handfeste Beweise gegen ihn habe es nie gegeben. Das Urteil in der VIP-Karten-Affäre sieht er nicht als gerechtfertigt: „Ich habe damals nach bestem Wissen und Gewissen gehandelt.“
Die Nebenklage erwägt nun „sehr ernsthaft“, ob sie Rechtsmittel einlegen sollte. Eine Woche ist dafür Zeit. Verteidigung und Staatsanwaltschaft ließen das zunächst für sich offen.