Kurzarbeit: Tausende Anzeigen in Salzgitter und andernorts 
Auch die Mitarbeiter im Arbeitsamt Salzgitter müssen jetzt eine Vielzahl an Anträgen auf Kurzarbeit bearbeiten. Foto: Rudolf Karliczek

Kurzarbeit: Tausende Anzeigen in Salzgitter und andernorts 

Salzgitter​. Die Auszahlung von Geldleistungen steht bei der Agentur für Arbeit an erster Stelle. Das unterstreicht Gerald Witt, Leiter im Bezirk Braunschweig-Goslar. „Kurzarbeitergeld und Arbeitslosengeld sind eine Pflichtleistung: Wer einen Anspruch hat, erhält diese Leistung. Ohne Wenn und Aber“, schreibt er in einer Pressemitteilung.

Unternehmen versuchen demnach aktuell, wie in der Finanz- und Wirtschaftskrise 2008/2009 ihre Beschäftigten zu halten. Kurzarbeit ist das Instrument der Bundesagentur für Arbeit (BA), die bereits damals viele Beschäftigten vor der Arbeitslosigkeit bewahren konnte. Damals war weitgehend nur die Industrie betroffen. Aktuell stehen jedoch nicht nur die Förderbänder still.

Durch den weitgehenden Shut-Down und damit verbunden die Schließung von Läden, Cafés, Hotels, Gastronomie- und Dienstleistungsbetrieben erwartet die Bundesagentur in der Spitze eine erheblich höhere Zahl an Kurzarbeitern als vor zwölf Jahren. „Eine stabile Datenbasis, auf der wir die aktuelle Lage in der Kurzarbeit abschätzen können, haben wir noch nicht“,so Gerald Witt. Dies sei dem Prozessablauf geschuldet. Wenn Betriebe Kurzarbeit planen, so müssen sie dieses bei der Agentur für Arbeit zunächst anzeigen. Ohne Anzeige ist später keine Zahlung möglich.

Wenn tatsächlich kurz gearbeitet wird, kann der Betrieb innerhalb von drei Monaten die erforderliche Abrechnungsliste einreichen. Erst danach stehen somit valide Daten zur Verfügung, wie viele Personen genau kurz gearbeitet haben, in welcher Branche und wie groß der Arbeitsausfall war. „Wir verstehen aber, dass angesichts der Dynamik jetzt eine Antwort drängend und notwendig ist“, schreibt Gerald Witt.

„Daher haben wir nun Hochrechnungen für den Agenturbezirk Braunschweig-Goslar vorliegen. Wir gehen davon aus, dass bislang insgesamt 2.900 Anzeigen zu Kurzarbeit eingegangen sind. Diese sind teils bereits geprüft und erfasst, teils aber eben noch nicht.“ Genaue Informationen zu Anzeigen würden erst vorliegen, wenn diese vollständig erfasst seien. Im März 2019 wurden lediglich neun Betriebe mit 73 Kurzarbeitern gezählt.  „Aktuell tun wir alles dafür, alle Anzeigen und Anträge schnell und unbürokratisch aufzunehmen und abzuarbeiten“. Um dies zu verdeutlichen, macht der Agenturchef die Mitarbeiterzahlen für die Bearbeitung des Kurzarbeitergeldes deutlich. Noch vor ein paar Wochen waren es 14 Männer und Frauen in diesem Team. Aktuell sind es rund 240 – Tendenz steigend.

Auch die Mitarbeitenden in der Servicehotline wurden bundesweit von rund 4.000 auf aktuell über 18.000 ausgebaut. Diese müssten innerhalb kürzester Zeit geschult werden, „da wir diesen Kraftakt der Umorganisation im laufendem Betrieb stemmen müssen“. so Gerald Witt.

Arbeitsmarkt in Bewegung

​„Wir durchleben gerade bewegte Zeiten am Arbeitsmarkt“, kommentiert Gerald Witt, Leiter der Agentur für Arbeit Braunschweig-Goslar die aktuelle Entwicklung. Die Corona-Krise habe das Leben  in einem bisher nicht vorstellbaren Umfang verändert. Der Blick auf den Arbeitsmarkt bilde dies jedoch noch nicht ab. Stichtag für den aktuellen Berichtsmonat war der 12. März, kurz bevor die Maßnahmen der Politik gegen das Corona-Virus die wirtschaftlichen Aktivitäten stark eingeschränkt haben.  Die einsetzende Frühjahrsbelebung hatte die Arbeitslosigkeit bis dahin sinken lassen. Die Zahl der Arbeitslosen im Bezirk sank um 428  Menschen auf insgesamt 18.110. Der regionale Arbeitsmarkt befand sich in guter Verfassung, gegenüber 2019 hatte sich die Zahl um 952 verringert. Die Arbeitslosenquote lag bei 5,5 Prozent (0,4 unter dem Vorjahr). Spitzenreiter war der Kreis Wolfenbüttel mit 4,4 Prozent vor Braunschweig (4,6), dem Kreis Goslar (6,1) und der Stadt Salzgitter (8,8)