Tour de Eintracht: Christian Schlums aus Thiede ist fit für die Rückrunde

Tour de Eintracht: Christian Schlums aus Thiede ist fit für die Rückrunde

Halbzeitpause für die vermutlich verrückteste Fanaktion in 50 Jahren Fußball-Bundesliga. Eintracht-Braunschweig-Fan Christian Schlums aus Thiede, der zu jeden Auswärtsspiel der Löwen mit dem Fahrrad fährt oder läuft, bereitet sich in diesen Tagen auf den Start der Rückserie vor. Bremen heißt nächsten Sonntag das erste Ziel des Salzgitteraners.

Das Wetter auf dieser Wintertour hätte besser sein können: Eintracht-Fans empfangen Christian Schlums an der Allianz-Arena in München.

Die Bundesligakicker haben die Hälfte der Saison hinter sich, doch Triathlet Schlums ist noch nicht über den Berg. Insgesamt 5.800 Kilometer umfasst seine Tour de Eintracht, knapp 2.500 hat er bereits auf dem Sattel oder in den Laufschuhen. „Die Rückrunde hat neun Auswärtsspiele“, erklärt Schlums. Zudem gab es in der Hinserie die beiden Niedersachsenderbys. Die fast 47 Kilometer nach Wolfsburg und die 61 Kilometer nach Hannover ist er sogar gelaufen.
3.300 Kilometer liegen noch vor ihm, aber Schlums geht mit Freude an den zweiten Teil der Serie. Seine irre Idee, die ihm immerhin eine Einladung in den Sportclub im NDR-Fernsehen bescherte, bereut er jedenfalls nicht. Am 7. Spieltag der vergangenen Saison, Eintracht Braunschweig war Spitzenreiter in der zweiten Liga, hatte der vollmundig vor Freunden angekündigt, bei einem Aufstieg zu allen Auswärtsspielen per Rad zu fahren.

Als im März langsam klar wurde, die Löwen könnten den Sprung nach oben schaffen, stellte er sich die Frage: Ist das wirklich machbar? Zwar hätten ihm ein Nein niemand übel genommen, doch nach Rücksprache mit der Familie wagte sich der Thieder an das Abenteuer, bei dem ihn das Eintracht-Fanprojekt unterstützte. „Sie besorgten mir eine Dauerauswärtskarte und organisierten die Rückfahrt.“ Denn Schlums fährt immer zum Spiel mit dem Rad, zurück geht es mit den übrigen Anhängern im Bus oder mit der Bahn. Doch auch die Hinfahrt alleine erfordert eine genaue Vorbereitung. „Ich beschäftige mich kontinuierlich damit.“ Kaum ist er vom Auswärtsspiel zurück, muss er die nächste Strecke und Übernachtungen planen.

Da bleiben kleine Pannen nicht aus. In Hamburg-Finkenwerder verfuhr er sich, „weil die Einträge in Google-Maps falsch waren“, ärgert er sich, die ersten zehn Minuten des Spiels verpasst zu haben. Auf dem Weg nach Augsburg landete er auf einem Truppenübungsplatz und musste sich durch vermatschte Panzerspuren kämpfen. „Das macht dann nicht so viel Spaß. Vor allem das Saubermachen danach.“ Und als er nach München wollte, stoppte ihn ein Platten schon in Lobmachtersen.

Dennoch war gerade die Fahrt zum Bayern-Spiel einer der Höhepunkte, immerhin begleiteten ihn zwei Kamerateams des NDR und des Bundesligasenders Sky. „Ich freue mich über die positive Außenwirkung“, sagt Schlums. Das Medieninteresse ist groß. Sogar das Kultmagazin „Elf Freunde“ wollte wissen, was den diplomierten Umweltingenieur bei der Aktion geritten hat.

Denn auch beruflich hat Schlums viel zu tun, kümmert sich beim Bundesamt für Strahlenschutz um den betrieblichen Strahlenschutz in der Asse. Er hat im Büro alles optimal eingetaktet, nutzt Gleitzeit und Urlaub, um auch für die noch anstehenden XXL-Touren etwa nach Freiburg oder Stuttgart mit dreieinhalb  Tagen genügend Zeit zu haben. Vor allem der März hat es in sich, wenn in einer Woche zwei Auswärtsspiele auf Schalke und in Leverkusen anstehen.

„Ich will möglichst schon mittags am Zielort eintreffen“, sagt Schlums, der täglich 100 bis 180 Kilometer zurücklegt und mittlerweile besser trainiert ist als je zuvor. Allerdings habe er sich in der  Winterpause gar nicht aufs Rad gesetzt, sondern ist lieber gelaufen oder Schwimmen gegangen. „Beides habe ich die letzten Monate etwas vernachlässigt“, sagt der beim WSV Wolfenbüttel gemeldete Triathlet, der auch für Eis und Schnee einen Plan hat.

Sollte der Winter doch noch Einzug halten und ihm eine Auswärtstour vermasseln, dann setzt Schlums sein Fahrrad auf die Laufrollen und spult die Kilometer im Trockenen ab.

Mit der Tour de Eintracht will Christian Schlums auch einen guten Zweck erfüllen. Für jeden der 5.500 Kilometer möchte er einen Euro für den Kindergarten St. Bernward in Thiede sammeln. Doch die Sponsorensuche ist schwierig.

„Ich will nicht nur für mich alleine fahren“, erklärt Schlums, der durch die Spendenaktion zusätzliche Motivation sammelt. Er hätte gerne jeden Auswärtskilometer verkauft, bisher ist das nur mit 570 Euro für München gelungen. Dazu kommt noch einige hundert Euro Kleingeld, die er auf seinen Touren mit der Büchse sammelt.  Allerdings hofft er immer noch, weitere Geldgeber zu finden. Die Auswärtsspiele sind alle noch zu haben“, sagt Schlums. Er berichtet am nächsten Donnerstag um 19.30 Uhr im Dorfkrug in Thiede in Wort und Bild über die Aktion „Mit dem Fahrrad durch die Bundesliga“ und seine Erlebnisse in der Hinrunde.