Salzgitters Kämmerer zieht es nach Recklinghausen

Salzgitters Kämmerer zieht es nach Recklinghausen

Wenn am nächsten Mittwoch der Oberbürgermeister Frank Klingebiel den Haushalt für 2015 in den Rat der Stadt einbringt, gibt es ein ungewohntes Bild: Der Platz des Kämmerers ist dann leer, denn Ekkehard Grunwald hat einen wichtigeren Termin. Salzgitters Finanzdezernent stellt sich an dem Nachmittag der SPD-Frakion in Recklinghausen vor – in der Stadt, in der er seine Zukunft sieht und in der er vermutlich am 1. Februar sein Amt als Beigeordneter antreten wird.

Klappt es mit der Wahl in Recklinghausen, wird Salzgitters Kämmerer Ekkehard Grunwald zum 31. Januar seinen Schreibtisch im E.on-Gebäude hinterm Rathaus räumen.

Denn Grunwalds Wahl gilt als sicher, denn die dortige Findungskommission hat sich einstimmig für den 56-jährigen Juristen ausgesprochen, der sich seit nunmehr 14 Jahren um die Finanzen in Salzgitter kümmert. Im Oktober hatte ihn ein Bekannter darauf aufmerksam gemacht, dass Recklinghausen einen Nachfolger für Christoph Tesche (CDU) sucht, der zum Bürgermeister der 120.000-Einwohner-Stadt gewählt wurde. 15 Bewerbungen gingen ein, vier Kandidaten kamen in die engere Wahl. Von denen tritt nur noch Grunwald an, wenn der Recklingshäuser Rat am 1. Dezember die Entscheidung trifft. Die anderen zogen ihre Bewerbung zurück.
Gestern stellte sich der gebürtige Hamburger gut vorbereitet der dortigen Jamaika-Koalition aus CDU, FDP und Grünen vor. Grunwald hat mittlerweile einen dicken Leitz-Ordner voll mit Informationen über die „demografisch stabile und sehr interessante“ Stadt. Die reizt ihn nicht allein wegen ihrer „zentralen Urbanität“, sondern auch wegen der Aufgabenverteilung im Rathaus. Dort wäre er dann – anders als in Salzgitter – auch für die Liegenschaften, Wirtschaftsförderung und Beteiligungsverwaltung zuständig. „Ich hätte auch die Vermögensseite zu verantworten.“
In einem Punkt ähneln sich beide Städte aber. Auch Recklinghausen steht tief in der Kreide. Die Pro-Kopf-Verschuldung liegt dort mit mehr als 4.000 Euro sogar noch deutlich über der in Salzgitter.
Die SPD-Frakion im Rat Salzgitter bedauert den Weggang. Vorsitzender Ulrich Leidecker spricht von einer „sachlichen und fairen Zusammenarbeit“ und einem menschlichen Verlust für Salzgitter. Auch wenn Grunwald der CDU angehört, hatte die SPD ihm ihre  Unterstützung bei seiner Wiederwahl 2016 zugesagt.
Sollte Grunwalds Wechsel nach Recklinghausen feststehen, fordert Leidecker „schnellstmöglich eine Ausschreibung und zu Neubesetzung der Stelle. Er erwarte, dass der Oberbürgermeister „mit den Fraktionen zu einer fachlich guten Lösung“ kommt. „Die Stadtfinanzen brauchen eine ordnende Hand und kein Parteiengezänk. Wir sind zu kurzfristigen Gesprächen bereit.“