Salzgitters Betriebe gehen auf Talentsuche
Hat sich nach 17 Jahren als Produktionshelfer bei MAN erst zum Fertigungsmechaniker ausbilden lassen und will nun Meister werden: Jörg Hämpke. Foto: rwe

Salzgitters Betriebe gehen auf Talentsuche

Der demographische Wandel dürfte die Wirtschaft schon bald vor große Probleme stellen. Der Bedarf an Fachkräften in Industrie, Mittelstand und Handwerk wird sich künftig durch Schulabgänger kaum mehr decken lassen. Deshalb will die Braunschweiger Arbeitsagentur gemeinsam mit den Unternehmern in der Region stärker darauf setzen, ungelernte Kräfte und Produktionshelfer zu qualifizieren.Die sich verschärfende Situation auf dem Fachkräftemarkt ist bekannt, nur bisher wird kaum etwas dagegen getan. Die Zahl der Schulabgänger schrumpft, schon jetzt können im Arbeitsamtsbezirk etwa 150 Ausbildungsplätze nicht besetzt werden, so Harald Eitge von der Agentur für Arbeit in Braunschweig.
Diese will sich gemeinsam mit der Wirtschaft daran machen, im eigenen Haus auf  Talentsuche zu gehen und das Potenzial bei den ungelernten Hilfskräften zu nutzen. Über Umschulungen und individuelle Förderprogramme könnten sich diese zu Facharbeitern ausbilden lassen und so dazu beitragen, die Lücken beim qualifiziertem Nachwuchs zu schließen. Zugleich würden so Hilfsjobs frei, die dann für gering qualifizierte Arbeitslose offen stünden.
Als Beispiel für die Strategie dient die Wirtschaftskrise 2008. Erfolgreich haben Arbeitsagentur und Betriebe über die Kurzarbeit viele Hilfsarbeiter fortgebildet. So wie Jörg Hämpke. Der gelernte Garten- und Landschaftsbauer heuerte 1991 des Geldes wegen bei MAN an. Nach 17 Jahren als Produktionshelfer folgte er einem Aufruf der Firma und nutzte die Zeit der Kurzarbeit,  eine Ausbildung zum Fertigungsmechnaiker zu absolvieren. Diese schloss er nach 16 Monaten verkürzt sogar als Jahrgangsbester ab.
Den 42-jährigen Familienvater trieb dabei nicht nur die bessere Perspektive an, sondern auch der jahrelange Wunsch, ein richtiger Metaller zu sein. Mittlerweile besucht er den Meisterkurs, büffelt abends und am Wochenende in der Technischen Akademie mit dem Ziel, im Betrieb weiter aufzusteigen. Eine Garantie dafür gibt ihm keiner, aber seine Chancen stehen gut. MAN besetzt Stellen für Industriemeister fast nie von außen. Auf Kandidaten mit Ehrgeiz und Eigenantrieb wie Hämpke zielt die Förderung der Arbeitsagentur ab. Aber auch die Unternehmen sehen sich ihre Mitarbeiter genauer an. „Wir überlegen, welches Potenzial in ihnen steckt und gefördert werden kann“, sagt Wolfgang Weidauer aus dem  MAN-Peronalwesen. Wie viele von den etwa 300 Hilfsarbeitern bei ihm für so eine Lehre in Frage kämen, kann er allerdings nicht sagen. rwe