Salzgitter macht Ortsteil Watenstedt zum Industriepark

Salzgitter macht Ortsteil Watenstedt zum Industriepark

In diesem Fall darf durchaus von einem Jahrhunderprojekt gesprochen werden. Die Stadt und die Salzgitter AG machen  sich daran, aus dem dörflichen Ortsteil Watenstedt einen Industriepark zu machen, und das ohne Zwang und ohne Enteignungen. Von 15 bis 20 Jahren ist die Rede, die Kosten für Infrastuktur und Grundstückserwerb werden auf 40 Millionen Euro geschätzt.

Die Stadt Salzgitter will aus dem Ortsteil Watenstedt ein reines Industriegebiet machen.

Die Stadt schmiedet schon lange an dem Plan, das kleine vom Hüttenwerk und Gewerbegebieten umschlossene Watenstedt zu einem hochwertigen Industriepark zu machen und den Wirtschaftsstandort damit zu stärken. Es geht um insgesamt 45 Hektar Land, auf denen sich später die benachbarten Unternehmen erweitern oder Lieferanten und Dienstleister ansiedeln können.

Doch noch leben knapp 450 Menschen in dem Ort, die nun nach und nach umsiedeln sollen. „Wir wollen das alles freiwillig machen“, spricht Oberbürgermeister Frank Klingebiel von einem  bundesweit einmaligen Verfahren. Gut ein Drittel der Fläche ist noch in Privatbesitz. Der Salzgitter AG gehören etwa 17 Hektar, der Stadt bereits zwölf. Ein überwiegender Teil der Bewohner sei zum Verkauf bereit, heißt es bei der Stadt, die bereits alle Gebäude schätzen ließ. Bei 80 bis 90 Prozent sei  das so, so der Eindruck aus persönlichen Gesprächen und den Bürgerversammlungen. Viele sehen mit Blick auf den Werteverfall noch eine gute Gelegenheit, ihre Immobilie zu Geld zu machen. Allerdings geht Klingebiel davon aus, dass mancher Watenstedter sein Heimatdorf nicht verlassen möchte. „Das müssen wir akzeptieren.“

Deshalb will er sich auch nicht festlegen, wann sich die ersten Firmen dort ansiedeln können.

Die  Überzeugungsarbeit vor Ort ist eine der Aufgaben der neuen Industriepark Salzgitter-Watenstedt Entwicklungs-GmbH, gegründet von der Stadt anteilig zu 51 Prozent und der Salzgitter AG mit 49 Prozent. Beide Partner statten das Unternehmen mit einem Anfangskapital von einer Million Euro aus, die Stadt will jedes Jahr weitere 510.000 Euro dazu geben.

Umwandlung nicht ohne EU-Förderung möglich

Doch mit diesem Geld allein ist die Umwandlung nicht zu machen. Wichtigste Aufgabe der Gesellschaft ist zunächst die Akquise von Zuschüssen aus der Regionalförderung der Europäischen Union. Frank Klingebiel und Peter Schneider, Vorstand der Salzgitter AG, zeigten sich nach der Unterzeichnung der Verträge für die GmbH  guter Dinge, dass das Land später Geld aus Brüssel nach Salzgitter lenkt. Die Gründung der Entwicklungsgesellschaft war eine Voraussetzung dafür, um in die nächste EU-Förderperiode zu rutschen. Diese beginnt 2014.