Polizei Salzgitter meldet Tiefstand bei der Jugendkriminalität
Polizeichef Wilfried Berg (v.l.), Fachkommissariatsleiter Andreas Twardowski, Leiter des Zentralen Kriminaldienstes Bernhard Bergmann und Pressesprecher Björn Hirsch stellten die Jugendkriminalstatistik 2016 vor. Foto: AG

Polizei Salzgitter meldet Tiefstand bei der Jugendkriminalität

SZ-Lebenstedt. Mit guten Nachrichten begann die Vorstellung des Polizeiberichts zur Kinder- und Jugendkriminalität der Polizeiinspektion Salzgitter/Peine/Wolfenbüttel. Seit dem Jahr 2004 wurden noch nie so wenige Straftaten registriert wie in 2016.

Grund zur Sorge besteht dennoch: Angesichts einer steigenden Zahl von Gewalttaten fordert die Polizei mehr Präventionsarbeit.
Die Zahl der registrierten Delikte ist auf einem historischen Tiefstand. Während es 2015 noch 681 Delikte waren, wurden im letzten Jahr nur noch 361 Straftaten gezählt. Dies sei die niedrigste Zahl seit Einführung der Jugendkommissariate im Jahr 2004, freut sich Polizeichef Wilfried Berg.
Besorgniserregend ist dagegen die erste Erhebung von minderjährigen Flüchtlingen als Tatverdächtige. Während die Anzahl der deutschen tatverdächtigen Kinder um minus 21,74 Prozent sank, stieg sie bei den nichtdeutschen um 84,62 Prozent. Fast jeder fünfte Jugendliche Flüchtling wurde 2016 einer Straftat beschuldigt. „Dieser Umstand wird uns für die nächsten Jahre vor einer großen Herausforderungen stellen“, machte Berg deutlich.
Für Streetworker fehle das Geld, erschwerend komme hinzu, dass sich der Ermittlungsaufwand aufgrund von Dolmetschereinsatz erhöht. Stark sank die Zahl von Verstößen gegen das Betäubungsmittelgesetz, von 72 Fällen auf 38 (Minus 47,22 Prozent). Dass damit weniger Drogen konsumiert werden, vermutet Fachkommissariatsleiter Andreas Twardowski aber nicht. Vielmehr musste die Polizei im vergangenen Jahr andere Ermittlungsschwerpunkte setzen, etwa im Bereich der Wohnungseinbrüche. „Fehlt die Manpower, finden natürlich auch weniger Kontrollen statt. Daher dürfte das Dunkelfeld weitaus höher liegen.“
Ladendiebstähle waren bisher statistisch die häufigsten Delikte durch Minderjährige. Seit 2016 hat sich das geändert: Erstmals lösen Rohheitsdelikte, zu denen Körperverletzung, räuberische Erpressung, Bedrohung oder Nötigung zählen, die Ladendiebstähle ab. Allerdings geht Twardowski auch hier davon aus, dass der Kontrolldruck bei den Händlern aus Kostengründen möglicherweise nachgelassen hat. Im Bereich der Rohheitsdelikte gab es die meisten registrierten Taten bei Körperverletzungen durch Jugendliche – ihre Zahl stieg von 69 auf 104 an. Oftmals finden die körperlichen Auseinandersetzungen im öffentlichen Raum statt, drei Hot-Spots kristallisieren sich die letzten Monate heraus: Der Eingangsbereich des CityCarrees, der Stadtpark und die Skaterrampe am Lebenstedter Rathaus.
Abhilfe wolle die Polizei leisten, indem sie den Kontrolldruck erhöhen und stärker mit der Stadt zusammen arbeiten.
Der Trend zu mehr Rohheitsdelikten setzt sich nach ersten Erkenntnissen auch 2017 fort. 27 Körperverletzungen wurden für dieses Jahr bereits registriert, zum selben Zeitpunkt 2016 waren es noch 15 gewesen.