Neue Solaranlage: Stadt Salzgitter macht die Sonne zu Kohle

Neue Solaranlage: Stadt Salzgitter macht die Sonne zu Kohle

Nach mehr als zwei Jahren mit Machbarkeitsstudie, Wirtschaftlichkeitsberechungen und Anschlussproblemen ist die neue  Solaranalge auf der Mülldeponie am Diebesstieg in Betrieb. Sie liefert von nun an im Mittel 850 Kilowatt pro Stunde, was umgerechnet etwa für 400 Haushalte reicht.

Grüner Besuch auf der Deponie: Christa Garms-Babke sieht sich mit SRB-Chef Dietrich Leptien, Irene Wintjen, Norbert Heidrich (Leiter SRB-Abfallwirtschaft), Rose Hinrichs, Wolfgang Rosenthal und Andreas Knoblauch die neue Solaranlage an.

„Damit lässt sich ganz Heerte versorgen“, sagt Christa Garms-Babke, Vorsitzende der Ratsfraktion der Grünen, die sich die neue Anlage vor Ort ansah. „Wir hatten nichts mehr gehört und wollten sehen, ob es damit voran geht“, lässt sie Argwohn durchklingen. Denn nach Ansicht der Grünen hätten die 4000 chinesischen Module schon viel früher stehen und der Stadt höhere Einnahmen bringen können, da vor einem Jahr noch mehr Geld für den Sonnenstrom geflossen war.

2,4 Prozent kalkuliert  der Städtische Regiebetreib (SRB) im Normalfall, das sind etwa 20.000 Euro pro Jahr. Laut Garms-Babke hätte es das Doppelte sein können. „Das wurde im Rathaus verchleppt“, meint sie und verweist auf den „stadtinternen Abstimmungsprozess“, der sieben Monate gedauert habe. „Im Juli 2012 lag die Machbarkeitsstudie vor.“

Das bestätigt SRB-Betriebsleiter Dietrich Leptien. „Die technischen und genehmigungsrechtlichen Fragen zu klären. war teilweise zeitlich aufwendig, was bei solchen komplexen Projekten nicht ungewöhnlich ist“, teilt er auf hallo-Anfrage mit.
Der entscheidende Punkt sei die Marktabfrage gewesen, die wegen der hohen Modulpreise und sinkender Vergütung dazu geführt habe, dass Invetoren abgesprungen seien und das finanzielle Risiko allein bei der Stadt gelegen habe. Da die Wirtschaftlichkeit laut Leptien „nicht mehr „sichergestellt werden konnte“, sei das Projekt nicht weiter verfolgt worden.

Bis der Rat auf Antrag der Mehrheit aus SPD und Grüne im Dezember 2013 den Bau wieder vorantrieb und sich in seinem Beschluss mit einer Rendite von einem Prozent zufrieden gegeben hätte, denn den Befürwortern ging es nicht nur ums Geld. „Das ist für uns auch ein Vorbildprojekt“, so Garms-Babke. Die Stadt müsse bei der Energiewende mit gutem Beispiel voran gehen. „Deshalb steht die Solaranalge auch im Klimaschutzkonzept.“ Dass der Ertrag nun deutlich über dem erhofften Prozent liegt, freut sie und ihre Parteifreunde.

Ob es im ersten Jahr aber für einen Überschuss reicht, ist fraglich. Denn die 1,2 Millionen Euro teure Anlage steht zwar seit Juni auf dem Gelände, doch um vor allem im Sommer mit der Sonne auch Kohle zu machen, fehlte eine Thermomuffe. SRB-Chef Leptien weist mögliche Vorwürfe zurück. Für den Anschluss und das Bauteil sei der Netzbetreiber zuständig.