Mobilitäts-Museum in Salder: Land bremst Planungen der Stadt

Mobilitäts-Museum in Salder: Land bremst Planungen der Stadt

Die Stadt Salzgitter rückt von ihrer Zeitplanung für ein Mobilitätsmuseum in Salder ab. Oberbürgermeister Fanrk Klingebiel will die Grundsatzentscheidung um ein halbes Jahr verschieben. Auslöser ist  ein Brief der Wissenschaftsministerin an die Bürgerinitiative proSal. Darin macht Johanna Wanka deutlich, dass sie vor Mitte 2013 keine Aussage machen wird, ob das Land ein Mobilitätasmuseum in der Stadt fördern würde. Zunächst soll eine internationale Konferenz klären, ob solch eine Ausstellung überhaupt Sinn macht und Salzgitter dafür in Frage käme.

Mit ihrem Plakat ist die Intitative proSal auf den Bürgerversammlungen zum Mobilitätsmuseum stets präsent. Die Antwort aus dem Ministerium bremst die Planungen der Stadt in Salder.

Die proSal-Sprecher nehmen in der Diskussion über das geplante Museum für Industrie, Technik, Arbeit und Mobilität (MTAM) bekanntlich kein Blatt vor den Mund. „Der Oberbürgermeister sollte von dem toten Pferd absteigen“, bedient sich Sprecher Christoph Großmann eines indianischen Sprichwortes. Die Initiative sieht sich durch einen Brief aus Hannover in ihrer Skepsis gegenüber den allein auf Salder fokussierten Planungen im Rathaus bestätigt. Die von der Stadt erhoffte 95-prozentige Finanzierung für ein MITAM wird es voerst nicht geben, erst recht keine Zusage bis zum 31. Dezember.

Die Initiative hatte das Land nach seiner Haltung zu einem Mobilitätsmuseum in Niedersachsen gefragt und um eine Information gebeten, ob es das Vorhaben der Stadt aus eigenen Mitteln oder über Stiftungen und EU-Mittel fördern wird. Ministerin Johanna Wanka verweist darauf, dass das Thema Mobilität grundsätzlich sehr interessant, aber bereits „dezentral sehr gut vertreten“ sei. In Niedersachsen und Bremen befassen sich nach ihren Angaben 87 Sammlungen damit.

Bei der Einrichtung eines zentralen und überegional relevanten Mobilitätsmuseumn müsse aus touristischen Erwägungen auch die Frage nach dem Sitz gestellt werden. Vor einer  Antwort wird das Land erst Fachleute auch aus der überregionalen und internationalen Museumsszene einbeziehen.

Voraussetzungen erst klären

Das Ministerium will demnach erst die Vorausstezungen wisenschaftlich „in der ersten Jahreshälfte 2013“ fundiert klären lassen und plant deshalb mit dem Museumsverband eine Fachtagung mit „Vertretern aller Sammlungen und Experten aus den großen technikgeschichtlichen Häusern“ in Deutschalnd und international. Vorher könne das Land keine Aussage zu Salzgitter treffen. „Das Ministerium hat den Deckel drauf gemacht“, fasst proSal-Sprecher Klaus Kreisel das zweiseitige Schreiben zusammen.

Die Bewertung im Rathaus fällt erwartungsgemäß nicht so drastisch aus. Die Postitionen des Landes seien bekannt, die Gespräche nicht abgeschlossen,  teilt Pressesprecher Norbert Uhde auf Anfrage der Salzgitter Woche mit. Allerdings muss die Stadt erstmals bekennen, dass sie ihren Zeitplan nicht halten kann.

Rat und Oberbürgermeister wollten bis zum 31. Dezember eine Entscheidung zum MITAM treffen. Noch vor zwei Wochen hatte Kulturdezernent Ekkehard Grundwald den Salderanern beim Bürgerdialog versprochen, „dass die Stadt im Januar Farbe bekennen muss“. Die grundsätzliche Haltung in Hannover dürfte zu dem Zeitpunkt aber schon klar gewesen sein, der Brief bringt nun Licht in die Sache.

Ohne Land kein MITAM

„Fließen keine Fördermittel vom Land, gibt es kein MITAM“, räumt die Stadt weiter ein. Klingebiel ist laut Presse-Erklärung „bereit, den Zeitplan des Landes zu aktzeptieren“ und will nun offenbar vom Konsens im Rat abrücken und die Entscheidung ein halbes Jahr nach hinten schieben. „Sind die Voraussetzungen bis zum 30. Juni 2013 nicht geklärt, sollte das Projekt von der Stadt nicht weiterverfolgt werden“, heißt es dazu.

Das verschafft der Verwaltung zwar etwas Zeit, allerdings dürfte schon jetzt klar sein, dass auch in sechs Monaten keine endgültigen Förderzusagen auf dem Tisch liegen. Bislang gibt es nur eine grobe Schätzung von 3,9 Millionenen Euro für den Bau und keine Zahlen zu den Unterhaltungskosten  eines MITAM. Zwar wurden laut Uhde die großen Stiftungen in Niedersachsen laut Stadt alle „angesprochen“ und zum Teil für das Projekt „begeistert“, aber nur die NORD/LB-Öffentliche hat einen Betrag von 500.000 Euro in der Finanzplanung  zurückgestellt.

OB lädt Wanka ein

Wegen der vielen offenen Punkte zweifelt auch proSal daran, dass die Stadt in sechs Monaten eine förderfähige Planung vorweisen kann.  Ob Grundstück, Konzeption, Bau- und Betriebskosten: „Da sind überall Blasen, die zerplatzen, wenn es konkret wird“, so Klaus Kreisel. Grundsätzlich finden er und seine Mitstreiter die Idee eines MITAM mit Einbindung des Alstom-Werksmuseums gut, doch das müsste von Partnern aus der gesamten Region entwickelt werden und möglichst einen Anschluss an das Schienennetz haben, so Kreisel.

Die Intitiative hat sich dazu schon viele Gedanken gemacht. Diese können die Mitglieder der Ministerin vielleicht schon bald persönlich vortragen. Laut Pressesprecher will Klingebiel ein Angebot Wankas annehmen und mit ihr gemeinsam ein Bürgergespräch in Salder führen. Einen Zeitpunkt nennt Uhde dafür nicht.