Kreishandwerkerschaft tagt in Salzgitter: Meisterbrief muss bleiben

SZ-Lebenstedt. Der Zuwachs an Kleinstbetrieben bereitet der Kreishandwerkerschaft Süd-Ost-Niedersachsen Sorgen. Die Zahl dieser „zulassungsfreien Vollhandwerke“, die meist nur Ein-Mann-Betriebe sind, stieg im Bereich der Handwerkskammer Braunschweig-Lüneburg-Stade um knapp sechs Prozent auf 653. Überproportional war der Zuwachs in Salzgitter mit 21 Prozent auf jetzt 189 Betriebe.

„Sie bilden nicht aus und verschwinden oft schnell wieder vom Markt – das Nachsehen hat dann der Kunde“, berichtete Geschäftsführer Uwe Zinkler in der Jahresversammlung im Hotel am See in Salzgitter. Zu der hatte Kreishandwerksmeister Gerhard Kunze (Salzgitter) die Obermeister von 21 Innungen begrüßt.
Erfreut erwähnte Zinkler in seinem Jahresbericht, dass sich der Bundestag (bei Enthaltung der Linken) einmütig für eine Stärkung des Systems der Berufe mit Meister-Qualifikation ausgesprochen habe.  Der Meisterbrief, den die Europäische Kommission als Wettbewerbshemmnis ansieht, gehöre zu den rechtlichen Gestaltungsmitteln, die jedes Mitglied der Europäischen Union allein erlassen solle.
Der Bundestag sehe den deutschen Meisterbrief als „erfolgreiche Unternehmerqualifizierung, Basis für handwerkliche Qualität“ und dessen besondere Bedeutung  für die duale Berufsausbildung. Zinkler könne die Politik allerdings nicht nur loben. Er erwähnte die bürokratischen  Regelungen, mit denen jeder Handwerker die Einhaltung des Mindestlohnes dokumentieren muss. „Der Zoll wird auch bei Ihnen früher oder später anklopfen, und diese Dokumentation überprüfen“, mahnte Zinkler die Handwerksmeister.
Mit dem Internetportal „www.ausbildungsnetz38.de“ beschäftigte sich dessen Kollege Michael Wolff. „Unter dem Motto ,Experten für die Schulen‘ haben dabei auch unsere Meister und Ausbilder die Möglichkeit, in den Klassen über Ausbildungsinhalte im Handwerk zu informieren“, erklärte Wolff. Diese Form der Nachwuchswerbung sei in Wolfenbüttel und Goslar sehr erfolgreich. Wolff und Kreishandwerksmeister Kunze bedauerten, dass dies in Salzgitter nicht möglich sei. In der Stadt konzentriere sich auch die Berufsinformation der Schulen schwerpunktmäßig auf die Ausbildungsangebote bei den „Big Five“.
Mit Sorge blickte Wolff auf die Entwicklung in den Berufsbildenden Schulen (BBS). Vielerorts seien diese gezwungen, verschiedene Ausbildungs-Jahrgänge eines Berufs in einer Klasse zusammenzufassen. „Wir nehmen das aber eher hin als die Ausbildung in auswärtigen Schulen“, so Wolff. Die Innungen werden künftig mit ihren Prüfungsausschüssen auch auswärtig beschulte Auszubildende prüfen.
„Für uns bleibt der kurze Draht zu den Innungen wichtig“, sagte Eckhard Sudmeyer, neuer Hauptgeschäftsführer von der Handwerkskammer Braunschweig-Lüneburg-Stade. Sudmeyer. Mit Blick auf den erwarteten Fachkräftemangel berichtete er von Aktivitäten der Landesregierung. Ein Ansatz: Die Berufsabschlüsse von Flüchtlingen sollten auf ihre Vergleichbarkeit mit deutschen Vorgaben geprüft werden.