In Salzgitter geht es um die Vereinbarkeit von Beruf und Familie
Setzen sich ein für Vereinbarkeit von Beruf und Familie: Erste Stadträtin Christa Frenzel, WIS-Geschäftsführer Thomas Wetzel, Unternehmer Tristan Niewisch und Projektleiterin Kirsten Frohnert. Foto: pa

In Salzgitter geht es um die Vereinbarkeit von Beruf und Familie

SZ-Bad. Zwei unterschiedliche Ansätze der Vereinbarkeit von Beruf und Familie wurde Besuchern des Informationsabends der Stadt Salzgitter in Zusammenarbeit mit der Wirtschafts- und Innovationsförderung Salzgitter (WIS) dargestellt. Während der Goslarer Unternehmer Tristan Niewisch über die Probleme aber auch über den Erfolg der Kindergroßtagespflege „Bassgeigenflöhe“ berichtete, referierte Projektleiterin des Unternehmensnetzwerkes „Erfolgsfaktor Familie“ Kirsten Frohnert über das Thema „Vereinbarkeit! Vielfalt! Väter!“.

Tristan Niewisch, Inhaber einer Software-Firma, stand ganz plötzlich vor einem Nachwuchs-Problem. Acht der 15 Mitarbeiter wollten praktisch zeitgleich in Elternteilzeit gehen. Angesichts der prekären Situation in der Goslarer Krippenbetreuung schritt der Unternehmer selber zur Tat, um Planungssicherheit für die vielen Aufträge zu gewährleisten. Zusammen mit sieben anderen Unternehmen gründete er eine Kindergroßtagespflege. „Dort kümmern sich zurzeit, statt bei sich zu Hause, acht Frauen quasi als Tagesmütter um insgesamt 38 Kinder. Jede ist für eine eigene Gruppe verantwortlich“, erläuterte Niewisch. Die Einrichtung richtet sich an Eltern mit Kindern ab drei Monaten. Die Öffnungszeiten können individuell von 6 bis 23 Uhr individuell genutzt werden. Alle beteiligten Firmen verfügen über eine entsprechende Zahl von Plätzen und können so die Mitarbeiter entlasten.
Kirsten Frohnert hatte zuvor dargestellt, dass es in Zukunft für Unternehmen immer wichtiger werde, auf individuelle Beschäftigungsformen zu reagieren. Das erhöhe nicht nur die Arbeitszufriedenheit, sondern auch die Treue zum Unternehmen. Erste Stadträtin Christa Frenzel, die Ideen über ein größeres Betreuungsangebot auch für Frauen und Männer in Führungspositionen für Salzgitter schon vor fünf Jahren initiiert hatte, hob zur Begrüßung die wachsende Bedeutung zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie hervor. „Wir können in Salzgitter nicht nur mit Stahl umgehen, sondern Lösungen auch für solche Probleme finden“, betonte sie und verwies auf die große Zahl an Krippenplätzen in der Stadt.
Zunehmend würden laut Kirsten Frohnert junge Frauen und Männer der „Generation Y (Geburtsjahrgänge bis 2000) danach schauen, ob ein Unternehmen familienfreundlich aufgestellt ist. Auch Väter müssten stärker berücksichtigt werden, da sie sich inzwischen häufiger um die Erziehung der Kinder kümmern als die „Baby-Boomer“ (Jahrgänge 1950 bis Mitte 1960) oder der nachfolgenden Generation X (1965 bis 1985).
Den Mitgliedern im Netzwerk „Erfolgsfaktor Familie“ mit 6.500 kleinen, mittleren und großen Unternehmen sind die Vorteile von Vereinbarkeitsregeln für Firmen und Mitarbeiter inzwischen klar geworden, hieß es. Die Fluktuationsrate am Arbeitsplatz sinke, es komme zu weitaus geringeren Fehlzeiten, die steigende Arbeitszufriedenheit und wachsende Motivation erhöhe die Produktivität, so die Referentin. pa