Düstere Aussichten für ContiTech in Salzgitter
Ein Bild mit Symbolkraft: Sonnenuntergang über dem ContiTech-Werk in Salzgitter. Foto: Karliczek

Düstere Aussichten für ContiTech in Salzgitter

Watenstedt. Der Autozulieferer Continental will sein Werk in Salzgitter schließen. Nach Informationen der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung hat das Management die Belegschaft am Mittwoch in einer Betriebsversammlung über die Pläne informiert. Es will nun zügig Verhandlungen mit den Arbeitnehmervertretern über einen Interessenausgleich aufnehmen. 220 Beschäftigte stehen vor dem Jobverlust. „Zu unserem großen Bedauern sehen wir keine dauerhafte Zukunftsperspektive für den Standort“, sagte Geschäftsführer Florian Fauth.

Das Werk Salzgitter gehört zur Konzerntochter ContiTech. Die Produktionsstätte für Schlauchleitungen für Klimaanlagen und Turbolader geht auf eine Ausgliederung des Volkswagen-Konzerns zurück, der vor 20 Jahren rund 60 Beschäftigte seines Motorenwerks und eine Fertigungshalle in Salzgitter an ContiTech abgegeben hatte. 1999 baute der Zulieferer nebenan eine neue Fabrik.
Vor etwa zehn Jahren produzierten dort noch 430 Mitarbeiter etwa 2,2 Millionen Schlauchleitungen. Inzwischen ist das Volumen um mehr als ein Viertel gesunken. Die Belegschaft hat sich halbiert.
Seit Jahren bemühe man sich vergeblich um neue Aufträge für den Standort, berichtete Fauth. Selbst bei knappster Kalkulation und intensivster Suche nach „jedem nur erdenklichen Einsparungspotenzial“ habe man aber am Markt nicht mithalten können. Und Aufträge anzunehmen, die die Kosten nicht decken, könne sich der Standort nicht leisten. Das Werk schreibe seit Längerem rote Zahlen, heißt es aus dem Konzern. Den VW-Preisvorstellungen habe man mit der Produktion am Hochlohnstandort Deutschland nicht mehr entsprechen können.
Den Ausschlag für die Schließung gab nun die Umstellung von der fünften auf die sechste Transporter-Generation bei VW Nutzfahrzeuge in Hannover. Die Klimaanlagen des T5 bekamen ihre Leitungen noch aus Salzgitter – für den T6 war der Standort zu teuer. Zwar gewann ContiTech den Nachfolgeauftrag, stellt die Produkte jedoch in Timisoara in Rumänien her – wo die Löhne bei knapp einem Siebtel des deutschen Niveaus liegen. Da die Schlauchsysteme vor allem in Handarbeit gefertigt werden, spielen die Lohnkosten im Wettrennen um die Aufträge eine große Rolle.
Salzgitter bricht nun ein Drittel des Umsatzes weg. Damit sei eine kostendeckende Produktion nicht mehr möglich, erklärte Fauth, der die verantwortliche Tochter Contitech-Techno-Chemie führt. Die restlichen Aufträge will die Firma nun an ihre anderen Standorte verteilen. In Salzgitter wolle man „gemeinsam mit dem Betriebsrat nach einer sozialverträglichen Lösung“ suchen. Schon vor zwei Jahren hatten beide Seiten über einen Personalabbau verhandelt. Damals sollte mehr als jede dritte Stelle wegfallen. Heruas kam eine Transfergesellschaft. Am Ende liefen die Verkäufe dann besser als erwartet – und der Standort musste Leiharbeiter an Bord holen.

Oberbürgermeister Frank Klingebiel ist optimistisch, dass sich das ContiTech-Werk retten lässt. Er macht „Kommunitaktionsprobleme“ dafür verantwortlich, dass der Continental-Wirtschaftausschuss die Schließung beschlossen hat. Denn laut Klingebiel ist die Konzernmutter VW bestrebt, den Standort zu halten. Schon im März erfuhr er von der prekären Lage im Betrieb und schrieb VW-Chef Martin Winterkorn an mit dem Hinweis auf die für Salzgitter wichtigen Arbeitsplätze. Dieser habe zugesagt, VW-Vorstand Garcia Sanz werde mit Contichef Elmar Degenhardt über eine Standortsicherung beraten, so Klingebiel. Der OB geht davon aus, dass diese Entwicklung dem Ausschus bei der Entscheidung nicht bekannt war. Deshalb hofft er, dass „alle Beteiligten gemeinsam eine vernünftige Lösung finden“ und das Werk erhalten bleibt.