ALS: Das Schicksal für Wilfried Gebel aus Salzgitter-Bad
Bei der Physiotherapiesitzung geht´s auch spaßig zu (von links): Gisela Gebel, Wilfried Gebel, Tochter Melanie, Therapeutin Annika Eberlein und Bruder Hans-Jürgen. Foto: pa

ALS: Das Schicksal für Wilfried Gebel aus Salzgitter-Bad

Die Hände wollen nicht mehr richtig zugreifen, auch im linken Bein ist schon ein Schwächegefühl zu registrieren. Dennoch kämpft Wilfried Gebel aus Salzgitter-Bad tapfer und mit unbändigem Lebensmut mit den Auswirkungen der ALS-Erkrankung, die wissenschaftlich Amyotropher Lateralsklerose heißt und eine chronische nicht heilbare Erkrankung des motorischen Nervensystems darstellt.

Vor etwa vier Jahren wurden Wilfried Gebel und seine Frau Gisela auf Ausfälle beim Greifen mit der Hand aufmerksam. „Ich ließ plötzlich ein Messer oder eine Gabel fallen“, erinnert sich der 58-jährige an die Anfänge der Erkrankung.
Ursprünglich hatte man an Probleme im Halswirbelbereich gedacht, die durch chiropraktische Behandlungen hätten behoben werden können. „In der MHH Hannover wurde dann letztlich die Diagnose ALS gestellt“, erzählt Gisela Gebel im Gespräch mit der Salzgitter Woche.
„Ich nehme ein Medikament, das den Fortschritt der Krankheit ausbremsen soll“, erläutert Wilfried Gebel, zusätzlich nehme er im Rahmen einer Studie teil, bei der neue Therapien ausprobiert werden. Gebel: „Doch diese Forschungen haben noch nichts Konkretes erbracht.“ Der Patient bedauert, dass speziell die Pharma-Industrie an dieser Krankheit nicht so intensiv forscht, wie es nötig wäre. Aber er kennt den Grund: „Mit der geringen Anzahl an Betroffenen lässt sich halt nicht so viel Geld verdienen.“
Sorgen macht der Familie und den vielen Freunden, die weiter zu ihrem Wilfried stehen, dass die Krankheit wie eine Zeitbombe tickt. Als aktiver Schütze in der Schützengilde Ringelheim ging er monatlich zum Schießabend.
Mit den ALS-Symptomen gehandicapt lief es anfänglich noch ganz gut, später mussten die Schützenbrüder das Gewehr laden, wenige Monate danach es ihm sogar zurechtlegen. „Nun geht mit den Händen gar nichts mehr,“ stellt Gebel bedauernd fest. Die Krankheit bezeichnet er als Schneemann, den man versucht auch noch im Frühling am Leben zu halten.
Über Tod und Sterben in diesem Zusammenhang macht Wilfried Gebel sich noch keine großen Gedanken. „Bei jüngeren Patienten verläuft die Entwicklung weitaus schneller als bei mir und wer weiß, welche Medikamente noch auf den Markt kommen“, bleibt Gebel optimistisch. Alle drei Monate stellt er sich in der MHH in Hannover zu weiteren Untersuchungen vor.
Er erfährt viel Zuspruch und Unterstützung durch seine Frau, die gesamte Familie und viele Freunde. Das sorgt für ein positives Gefühl. Ehefrau Gisela spürt natürlich eine Belastung: „Inzwischen lasse ich ihn nicht so gern allein“, stellt sie fest. Schließlich könnte ihr Mann sich bei einem möglichen Sturz schwer verletzen. Entlastung erfährt Wilfried Gebel durch Physio- und Ergotherapie. Auf die kann er sich zweimal pro Woche freuen. pa