Wirtschafts-Vereinigung Salzgitter „ausgetrickst“: Fast 10.000 Euro fehlen

Wirtschafts-Vereinigung Salzgitter „ausgetrickst“: Fast 10.000 Euro fehlen

Nach Jahren des Aufschwungs erlebt die Wirtschaftsvereinigung Salzgitter einen Schlag ins Kontor. Nach Angaben des Vorstandes fehlen der Gemeinschaft fast 10.000 Euro in der Kasse. Unter Verdacht steht der Geschäftsführer, der seit Bekanntwerden der Ungereimtheiten verschwunden ist. Der Vorstand hat den Mann nun fristlos gefeuert, will zivielrechtliche Schritte einleiten und die Unterlagen auch der Staatsanwaltschaft übergeben. Die Tricksereien könnten auch strafrechtliche Folgen haben.

Wollen über die Unregelmäßigkeiten in der Wirtschaftsvereinigung Salzgitter aufklären: Steffen Krollmann, Martin Hülsebusch, Andreas Eggers, Norbert Rothbrust und Rudolf Wiese.

Damit hatte niemand gerechnet. Alles lief bestens bei der Wirtschaftsvereinigung Salzgitter. Seit der neue Vorstand 2008 das Ruder übernahm, hat sich die Zahl der Mitglieder auf derzeit 116 fast verdoppelt, Aktionen und Veranstaltungen brachten Geld in die bis dahin klamme Kasse.
Ende Mai wollte sich das Führungsteam für weitere zwei Jahre im Amt bestätigen lassen, doch es wurde wenige Tage vor der Mitgliederversammlung in der Vorbereitung des Jahresabschlusses auf finanzielle Unregelmäßigkeiten aufmerksam. In der Kasse fehlte nach einer ersten Prüfung ein Barbestand von 5.000 Euro.  Der auf geringfügiger Basis angestellte Geschäftführer, der nach drei völlig beanstandungsfreien Jahren das volle Vertrauen der ehrenamlichen Vorstandmitglieder genoss, wurde in einer „Dringlichkeitssitzung“ aufgefordert, die fragwürdigen Buchungen noch vor der Versammlung zu erklären. Dazu kam es nicht mehr. Der Mann verschwand am nächsten Tag, wurde von der Familie bei der Polizei als vermisst gemeldet.
Der Vorstand nahm den Kassenbericht, die eigene Entlastung und die Neuwahl  von der Tagesordnung. Sprecher Rudolf Wiese jun. verlas eine Erklärung und schickte eine Email an alle Mitglieder, in der er die merkwürdigen Geschäftsvorfälle schilderte. Er versprach, die „auch emotional sehr schwierige Situation schnell und transparent“ zu lösen.
Mittlerweile hat der Vorstand die Bücher durchgearbeitet. Er  beziffert den Schaden auf 9.800 Euro, die sich auf viele kleinere Barabhebungen und fingierte Rechnungen verteilen. „Da wurde systematisch getrickst“, sagt Beirat Martin Hülsebusch, der als Anwalt das Verfahren nun juristisch begleitet.
Die Wirtschaftsvereinigung hat dem Geschäftsführer fristlos gekündigt und will Schadensersatzansprüche geltend machen. Zugleich übermittelt der Vorstand „den Sachverhalt“  an die Staatsanwaltschaft. Die dürfte dann vermutlich wegen Verdacht der Unterschlagung oder Veruntreuung ermitteln. Möglicherweise käme noch  Urkundenfälschung hinzu, ergänzt Hülsebusch.
Den weiteren Fahrplan will der  Vorstand in diesen Tagen festlegen. „Die Aufklärung war bisher für uns vorrangig“, betont Wiese. Noch vor den Sommerferien wird eine außerordentliche Mitgliederversammlung folgen. Denn die Wirtschaftsvereinigung gilt nicht als gefährdet. Sie verfügt weiterhin über eine solide finanzielle Basis von etwa 10.000 Euro, ist nach Jahren der Passivität wieder präsent in der Öffentlichkeit. „Wir haben ein aktives Vereinsleben“, sagt Vorstand Steffen Krollmann. Er und seine Kollegen wollen sich durch diesen Rückschlag „nicht vom Weg abbringen lassen“.
Die Reaktionen aus der Vereinigung haben ihnen jedenfalls Mut gemacht, so Andreas Eggers. Der Vorstand genieße weiter das Vertrauen. Deshalb ist es Wiese auch wichtig, mit den Mitgliedern zu reden und sie auf dem Laufenden zu halten.
Nächsten Sonntag hat er dazu schon ausreichend Gelegenheit. Die Wirtschaftsvereinigung hat beim Stadtfrühstück der Bürgerstiftung in Salder gleich fünf Tische reserviert. An Gesprächsstoff dürfte es den Gästen dort nicht mangeln. rwe