Hilfe, die ankommt: Heute das Soziale Kaufhaus Peine
Vor dem Produktbereich mit den Upstyling-Produkten: Filialleiter Jörg Oltrop, Doris Kohnke vom Jobcenter, die eine zur Schale umfunktionierte Schallplatte in den Händen hält, und Sozialkaufhaus-Leiter Andreas Volkmann.

Hilfe, die ankommt: Heute das Soziale Kaufhaus Peine

Peine. Wer den großen Verkaufsraum des Sozialen Kaufhauses in Peine betritt, erblickt ein Meer aus attraktiven Gebrauchtgegenständen. Auf über 500 Quadratmetern befinden sich neben Möbeln, Hausrat und Kleidung auch Videokassetten, Schallplatten und CDs. Auf einem zusätzlichen Verkaufsregal werden – bereits in Cellophan-Folie verpackt – Geschenkideen zum günstigen Preis präsentiert. Egal ob für den Kindergeburtstag oder zum Muttertag – Menschen mit kleinem Einkommen finden hier sicherlich das passende Präsent.

Betrieben wird das Soziale Kaufhaus von der Labora gGmbH für Arbeit und berufliche Bildung aus Peine. Es arbeitet nicht gewinnorientiert, daher können die Artikel besonders günstig angeboten werden. Peiner Bürger spenden Dinge, für die sie keine Verwendung haben, an das Kaufhaus, andere Peiner, die auf der Suche nach günstigen und besonderen Artikeln sind, können sie hier preiswert kaufen.
„Neuerdings haben wir auch Upcycling-Waren im Programm“, erzählt Labora-Betriebsleiter Andreas Volkmann stolz, der auch für die Standorte in Garbsen, Lehrte, Peine, Sarstedt und Barsinghausen zuständig ist. Das sind scheinbar nutzlose Gegenstände, die in neuwertige Produkte umgewandelt werden. Eine schwarze Dekoschale, die aus einer geschmolzenen Schallplatte hergestellt wurde, gehört dazu, die einem Designerlädchen entnommen sein könnte. Ebenso ein kleiner Tisch, der mit Spiegelscherben aufgehübscht wurde. Echte Unikate zum kleinen Preis.
Doch das Soziale Kaufhaus bietet nicht nur günstige Einkaufsgelegenheiten, sondern ebenso Arbeitsplätze für Langzeitarbeitslose. „Die Menschen, die hier tätig sind, möchten arbeiten. Sie suchen eine sinnvolle Aufgabe, die es ihnen ermöglicht, am gesellschaflichen Leben teilzunehmen“, erklärt Volkmann. Die Arbeitsplätze der neun Mitarbeiter werden vom Bundesprogramm „Soziale Teilhabe“ des Bundessozialministeriums gefördert. Sechs Mitarbeiter sind bei Labora angestellt, weitere drei bei der Berufsbildungs-und Beschäftigungsgesellschaft Landkreis Peine mbH (BBg).
Zuvor wurden die Arbeitskräfte zusammen mit dem Peiner Jobcenter passgenau ausgesucht. „Mit den Bewerbern wurde ein richtiger Arbeitsvertrag mit einer dreijährigen Laufzeit geschlossen. Das ist ein Vorteil, wenn sie sich weiterbewerben“, berichtet Doris Kohnke, die den Bereich Arbeitsmarktintegration im Jobcenter Peine leitet. Die Philosophie dahinter sei, die Menschen anschließend auf den ersten Arbeitsmarkt zu integrieren.
„Durch die Tätigkeit im Sozialen Kaufhaus können die Mitarbeiter erst einmal persönlich zur Ruhe kommen. Sie können Arbeit und Familie verbinden und feststellen, welche Belastbarkeit sie gesundheitlich vertragen können“, ergänzt Kohnke.
Seit acht Monaten arbeitet Jana Lübbe im Sozialen Kaufhaus. „Der Kontakt mit Menschen gefällt mir am besten“, erzählt sie. Auch das Kreativsein mache ihr Spaß. So gestaltet sie die Schaufenster und hilft zudem beim Upcycling, indem sie beispielsweise Taschen aus alten Hosen herstellt. „Es wäre schade ohne den Job hier, vor allem der Kontakt mit den Kollegen würde mir fehlen“, sagt die Mitarbeiterin.
Der Kleidungsbereich im Sozialen Kaufhaus wird von der Jugendwerkstatt betreut. Benachteiligte Jugendliche bis 25 Jahren, die meist keine Ausbildung haben, kümmern sich um die Sortierung, das Bügeln, die Preisgestaltung, aber auch um die Kundenbetreuung. Zusätzlich bekommen sie Qualifizierungsunterricht. Anleiterin Susanne Köneke erklärt, dass die feste Struktur den jungen Menschen gut tue, und ihre Tätigkeit nach einer Eingewöhnungszeit gut laufe.
Für den Möbeltransport hat die BBg einen Lieferwagen gestellt. Gebrauchtmöbel werden kostenfrei bei den Spendern abgeholt, wenn sie noch nicht zerlegt wurden und dem Kriterienkatalog des Sozialen Kaufhauses entsprechen. Die Lieferung an die Käufer erfolgt meist kostenfrei. „Momentan werden händeringend Küchen gesucht“, appelliert Filialleiter Jörg Oltrop. Die letzte Küche wurde bereits verkauft, ohne jemals das Lager des Sozialen Kaufhauses gesehen zu haben. Noch im Lieferwagen erblickte sie ein Kunde und griff sofort zu.