Alarmierend: Altersarmut in Gifhorn nimmt zu
Trauriger Trend: Immer mehr Senioren in Gifhorn sind von Altersarmut bedroht. Foto: Tim Reckmann / Pixelio.de

Alarmierend: Altersarmut in Gifhorn nimmt zu

Gifhorn. Immer mehr alte Menschen in Gifhorn sind arm und können von ihrer Rente nicht mehr leben. „Weil diese Senioren sich schämen, Grundsicherung zu beantragen, rutschen sie in die Schuldenfalle“, sagt Diplom-Pädagogin Karin Schofer von der Schuldnerberatung der Arbeiterwohlfahrt. Eine weitere Problemgruppe seien inzwischen junge Menschen – sie machten hohe Schulden im Internet.
„Bei den Senioren sind es oft Frauen, die nach dem Tod ihres Mannes mit der Rente nicht mehr auskommen“, berichtet Schofer. „Sie nehmen Hilfe erst dann in Anspruch, wenn es existenzbedrohend wird“, weiß die Expertin. Schofer und drei weitere Kolleginnen leisteten 2017 genau 256 langfristige Schuldnerberatungen. „14 Prozent unserer Klienten waren älter als 60 Jahre – gegenüber 2016 eine Zunahme von 50 Prozent“, spricht die Diplom-Pädagogin von einem „alarmierenden Trend“. Altersarmut sei in Gifhorn auf dem Vormarsch.
Dabei seien die Gründe für eine Verschuldung im Alter vielfältig. „Wir hatten ein älteres Ehepaar in der Beratung – sie hatten sich hoch verschuldet, um Kredite für ihre Kinder aufzunehmen“, berichtet Schofer. Mit Gartenarbeit hätten sie vergeblich versucht, ihre kleine Rente aufzustocken und die Schulden abzutragen. „Sie schämten sich unendlich – die Hemmschwelle für ein Beratungsgespräch ist gerade bei Senioren sehr hoch.“
„Bei den jungen Leuten führt wirtschaftliche Unerfahrenheit schnell zu hohen Schulden“, erklärt Schofer. Persönliche Daten würden im Internet Preis gegeben, Verträge gedankenlos per Mausklick geschlossen. „26 Prozent der Ratsuchenden sind bis 30 Jahre alt – Tendenz steigend“, sagt Hofer. Handy-Schulden oder Kosten für Singlebörsen: Viele verschuldete junge Gifhorner hätten zwischen 40 bis 50 Gläubiger. Ihre Schulden bewegten sich zwischen 5000 und 15.000 Euro.
Die 30- bis 40-Jährigen stellten mit 28 Prozent die größte Gruppe der Ratsuchenden dar. 580.000 Euro Schulden durch eine gescheiterte Selbstständigkeit: Karin Schofer hat in ihren Beratungen schon alles erlebt. Der Schuldendurchschnitt ihrer Awo-Klienten liege aktuell bei 53.700 Euro. „Das ist irre hoch“, sagt die Fachfrau.
Um junge Menschen vor einer Verschuldung zu bewahren, leistet die Awo seit 2014 Präventionsarbeit. „Eine Kollegin informiert in den Schulen des Landkreises“, erklärt Schofer.
Die Schuldnerberatung des Awo-Kreisverbandes, Bergstraße 35, ist unter Tel. 05371-5947810 und im Internet unter www.awo-gf.de erreichbar.