Gewaltige Wassermassen überschwemmen den Kreis Gifhorn

Gewaltige Wassermassen überschwemmen den Kreis Gifhorn

Landkreis Gifhorn. Das hat es in dieser Form noch nicht gegeben: Riesige Regenmengen führten am Dienstagabend und in der Nacht zu Mittwoch zu chaotischen Zuständen. Die Feuerwehren rückten kreisweit zu mehr als 400 Einsätzen aus. Die Auswirkungen waren auch tags darauf spürbar: Die Allerwelle und das Verkehrsamt mussten geschlossen bleiben.

Pumpen im Minutentakt: Die Feuerwehren in Stadt und Landkreis Gifhorn waren von Dienstagabend an bis weit in den Mittwoch hinein im Dauereinsatz.

Keller und Gebäude liefen voll, Straßen und Parkplätze wurden überflutet. Mehr als 400 Einsätze gab es für die Feuerwehren. Schwerpunkt war Gifhorns Stadtgebiet – dort wurden 126 Liter Wasser auf den Quadratmeter gemessen.
„So etwas habe ich noch nicht erlebt“, sagte Rettungsleitstellen-Chef Edgar Huwe. Ab 19.14 Uhr am Dienstag hätten die Telefone der drei Disponenten, die die Einsätze koordinieren mussten, nicht mehr still gestanden.

Koordination der Helfer mit moderner Technik

Aus einem Einsatzleitwagen – ausgestattet mit der neuen Software Fireboard – koordinierten Gifhorns Ortsbrandmeister Uwe Michel und Brandmeister vom Dienst Lothar Bunk die Arbeit der 100 Helferinnen und Helfer der Stadtwehr. Vollgelaufene Keller in Privat-Häusern, Wassereinbrüche in Firmen- und Verwaltungsgebäude und überflutete Parkplätze – unter anderem vor der Großbäckerei Leifert in der Celler Straße und dem Fitness-Studio Injoy im Weilandmoor – beschäftigten die Wehren bis zum Mittwochnachmittag.
„Was da vom Himmel gekommen ist, ist der Hammer“, sprach auch Peter Futterschneider, Chef des Abwasser- und Straßenreinigungsbetriebes der Stadt Gifhorn, „von einer bisher noch nie dagewesenen Unwetterlage“. Das Klärwerk habe die Regenmassen jedoch bewältigen können. „Der Zulauf hat gepasst – es dauerte jedoch etwas länger, bis das in den Kanälen stehende Wasser abgelaufen war“, so der ASG-Chef.
Am frühen Mittwochmorgen um 4.30 Uhr rückte der Verpflegungszug der Ortswehr Gifhorn unter Leitung von Wolfgang Schnöckel an: Kaffee, Mineralwasser, belegte Brötchen und zur Mittagszeit Gulasch mit Nudeln wurden den erschöpften Einsatzkräften zur Stärkung serviert.

Mehr als 400 Einsätze im gesamten Kreisgebiet

Viel Arbeit gab’s am Dienstag ab 19.54 bis 23.15 Uhr auch für die Wehren aus Rühen, Brechtorf und Eischott unter Leitung von Jens Hohnke, Feuerwehrchef in Rühen: Der Stark­regen hatte in Rühen Keller und Tiefgaragen unter Wasser gesetzt, zwei Straßenzüge überschwemmt und für Schäden in einem Neubaugebiet gesorgt.
Auch in anderen Teilen des Landkreises – umgeknickte und entwurzelte Bäume mussten von Straßen geräumt werden – wurden die Wehren alarmiert. Am Mittwochmorgen rüsteten sich viele Bürger für den nächsten Starkregen. „Es gab einen Ansturm auf Tauchpumpen“, berichtete Cornelia Rieke vom Toom-Baumarkt.
Zudem waren weitere Auswirkungen im öffentlichen Leben spürbar: Länger als geplant dauerte durch den Starkregen die Reparatur eines gebrochenen Wasserrohres an der Konrad-Adenauer-Straße. Die Allerwelle öffnete am Mittwoch  deshalb erst um 14.45 Uhr.

Allerwelle und Verkehrsamt blieben geschlossen

Vor verschlossenen Türen standen auch Kunden des Verkehrsamtes. Durch den heftigen Regen fielen Telefonanlage und Server aus. Entsprechende Bauteile wurden am Mittwochnachmittag ausgetauscht. „Ab sofort läuft der Betrieb wieder normal“, so Jochen Koslowski vom Landkreis.
16 von 60 öffentlichen Gebäuden seien betroffen gewesen, bilanzierte Karsten Moritz von der Stadtverwaltung. Die Schäden seien jedoch gering.