Der Klesmer-Nachfahre Allan Walker auf Spurensuche in Salzgitter-Bad
Das australische Ehepaar Allan und Lee Walker hat sich in Salzgitter auf die Suche nach ihren Wurzeln begeben. Die beiden Rentner, die erst vor wenigen Jahren von einer möglichen Verwandtschaft mit der Kniestedter Wandermusiker-Familie Niehoff erfahren hatten, erfuhren dank Ortsheimatpfleger Hans-Georg Knöß vieles über die Geschichte der Vorfahren und die Zeit der sölterschen Klesmermusik. Sie bedankten sich unter anderem mit einem Speicher-Stick voll mit Dokumenten, Fotos und Zeitungsausschnitten und über die Salzgitteraner in Australien.

Zu Besuch im Haus der Vorfahren: Ortsheimatpfleger Hans-Georg Knöß (Mitte) besuchte mit Allan Walker (rechts) und Ehefrau Lee das Haus in der Liebenhaller Straße (früher Worthstraße), das dessen Urgroßvater Ernst Niehoff im 19. Jahrhundert gekauft hatte. Das Ehepaar Tschischka wohnt heute dort und lud die Gäste aus Australien zur Besichtigung ein.
„Meine Mutter hat mir immer von den Klesmermusikanten berichtet. Dem wollte ich nachgehen. Als ich anfing zu recherchieren und alte Berichte über die Musiker in alten australischen Zeitungen fand, war ich fasziniert von meinen deutschen Wurzeln“, erzählt der frühere Buchhändler aus Melbourne in gutem Deutsch, das er aus Interesse an seiner Herkunft gelernt hat. Er ist, das hat Walker inzwischen herausgefunden, mit den Niehoffs aus dem alten Kniestedt verwandt. „Der Ur-Großvater meiner Mutter, Johann Heinrich Ernst Niehoff, hat mit elf Jahren als Wunderkind Geige im Orchester am Zarenhof in St. Petersburg gespielt.“
Knöß brachte Licht in das Dunkel um die Niehoffs, die zu Beginn des 19. Jahrhunderts wie viele verarmte Bauernfamilien zum Broterwerb mit Kapellen durch die Dörfer zogen und sich einen guten Namen gemacht hatte. „In der 1. Regimentskapelle und Hofkapelle des Zaren befanden sich nur Musiker aus Salzgitter.“ Ernst Niehoff heiratete demnach die Tochter eines russischen Dirigenten, trat 1857 in Australien auf, blieb dort und holte später seine Familie nach. Dank guter Einnahmen kehrte er zurück und erwarb ein Haus in der damaligen Worthstraße. Sohn Carl, Walkers Großvater, blieb aber down under. „Er hat Deutschland nie gesehen.“