Ein Selbstversuch: Rope-Skipping beim TSV Arminia Vöhrum
Worauf habe ich mich da bloß eingelassen? – Schon nach wenigen Sprüngen mit dem Seil habe ich mich hoffnungslos verknotet und lasse mir gerade von der siebenjährigen Hanna erklären und zeigen, was ein Criss-Cross ist und wie man bei dieser Figur das Springseil um den Körper führt, ohne Schaden zu nehmen. Ich bin beim „Rope-Skipping“ sprich Seilspringen des TSV Arminia Vöhrum. Der Verein bietet diese Sportart schon seit zehn Jahren an. Mittlerweile machen rund 50 Mädchen und drei Jungs in mehreren Gruppen mit. Trainigsangebote gibt es viermal pro Woche.
An diesem Dienstag sind außer mir 12 Kinder im Alter von 5 bis 11 Jahren in der Hainwaldhalle von Vöhrum. Die Stunde begann mit kontrolliertem Rumtoben und Dehnungsübungen, bei denen ich schon erahnen konnte, was da noch alles auf mich zukommt. Bei den Übungen zu zweit nahm mich Trainer Uwe Harasymir-Fischer an die Hand und sorgte dafür, dass ich beim Dehnen keine Fehler mache. Er wollte wohl vermeiden, dass ich mir bei den anschließenden Übungen noch etwas zerre. Der 53- Jährige betreut den Nachwuchs genauso wie die Fortgeschrittenen-Gruppe und das Showtraining. Er schafft es, dass die Kinder an diesem späten Nachmittag mit viel Spaß bei der Sache sind.
Trainiert wird bei mehr als 120 BPM
Aus dem kleinen CD-Player Marke Gettoblaster kommt Musik mit 126 BPM sprich „Beats per Minute“. In diesem Takt laufen die Bewegungen ab und Uwe Harasymir-Fischer gibt die Anweisungen, was als Nächstes drankommt. Er zeigt auch wie es geht. Beim einfachen Seilspringen komme ich noch mit, obwohl ich auch dabei schnell ermüde und das Seil nicht mehr unter meinen Füßen durch bekomme. Beim Criss-Cross ist dann alles vorbei und ich verheddere mich völlig.
„Es geht neben dem sportlichen Aspekt auch darum, die Koordination zu verbessern“, erklärt mir Uwe Harasymir -Fischer. Bei diesen Übungen, so lerne ich, werden beide Gehirnhälften gleichzeitig gefordert. Das schult die Bewegungsabläufe, soll aber auch generell die Leistungsfähigkeit des Gehirns verbessern. Beim Rope-Skipping werden also nicht nur die Muskeln angeregt, auch die Gehirnzellen joggen mit. Wenn das so ist, verstehe ich nicht, warum in den Schulen so wenig Sport getrieben wird. Das würde dann ja auch für die Leistungen in anderen Fächern etwas bringen.
Die Jungen und Mädchen, die ich beim Rope-Skipping erlebe, sind in jedem Fall aufgeweckt und haben ihre Koordination in Raum und Zeit (sprich Takt) im Griff. So sehe ich einen 5-Jährigen, der durch sein Springseil hüpft und dabei bei jedem zweiten Sprung gleichzeitig durch ein langes Seil springt, das von zwei Mädchen um ihn herumgeschwungen wird.
Die Stimmung ist gut und als ich den Trainer bitte, mir noch ein paar Fragen zu beantworten, ruft er nur kurz in die Halle, dass sich jeder einen Trainingspartner suchen soll, macht die Musik ein wenig lauter und schon hat er Zeit für mich. Überall in der Halle bilden sich jetzt Gruppen, die sich sofort darauf verständigen, was sie machen wollen. Was im ersten Moment wie ein ungeordnetes Durcheinander aussieht, entpuppt sich bei näherem Hinsehen als eine Trainingseinheit, bei der jeder jedem hilft und die 5- bis 11-Jährigen mit großer Konzentration bei der Sache sind.
Vor dem Trainer haben alle Respekt
Uwe Harasymir-Fischer beobachtet seine Schützlinge jetzt nur noch aus den Augenwinkeln und freut sich darüber, dass sie auch mal zwischendurch so gut alleine klarkommen. Noch kurz vor der Stunde musste er Tränen trocknen, weil eine Mutter ihrem Kind einen Doppelknoten in den Turnschuh fabriziert hatte. Da muss dann der Trainer „Hilfestellung“ geben, als Entfesslungskünstler auftreten und Trost spenden. Mit solchen Aktionen und seiner gelassenen Art schafft sich Uwe Harasymir-Fischer Respekt bei den Kindern.
Der Rope-Skipping-Nachwuchs in der Hainwaldhalle hat große Vorbilder: Bis zu dreimal pro Woche trainieren die älteren Mädchen und können dabei dann auch mit besonderen Leistungen aufwarten. Beliebt sind die Showauftritte der Gruppe, bei denen das Seilspringen nicht wie eine Sportübung daher kommt, sondern eher wie eine Tanzeinlage wirkt und mit vielen akrobatischen Elementen gespickt ist.
Dafür muss aber auch ordentlich trainiert werden, damit die Abläufe perfekt klappen und die schwierigen Passagen lächelnd und mit Leichtigkeit präsentiert werden können. Die Show ist das eine. Das Seilspringen an sich hat viele Vorteile. Es trainiert die Muskulatur im ganzen Körper und ist gleichzeitig ein besonders effektives Ausdauertraining. Wenn die Gelenke mitmachen, kann man bis ins hohe Alter hinein dabei bleiben.
Die Kinder beim Training in der Hainwaldhalle denken an all diese Dinge noch nicht. Sie haben Spaß bei Technomusik und Sport. Sie sind nach der Stunde gerade mal richtig warm geworden. Ich bin, obwohl ich nur die Hälfte mitgemacht habe, klitschnass geschwitzt. Trotzdem: Ein Seil zum Hüpfen werde ich mir anschaffen. Ich kann ja auch zu Hause trainieren. Vielleicht bekomme ich ja sogar den Criss-Cross irgendwann hin.
Trainiert wird dienstags von 17.30 bis 18.30 Uhr, mittwochs von 17.30 bis 19 Uhr und samstags von 14 bis 15 Uhr in den Hainwaldhalle in Vöhrum. In der Halle der Berufsbildenden Schulen wird zusätzlich noch am Dienstag in der Zeit von 19 bis 20.30 Uhr trainiert. Das Training leitet Dienstag und Mittwoch Uwe Harasymir-Fischer, samstags Sandra Taccke.
Weiter Infos gibt es in der Geschäftstelle von Arminia Vöhrum, Kirchvordener Straße 34, oder unter 05171/23317.
Klaus-Jürgen Grütter




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