Wolfsburg: Überfall durch RAF-Terroristen
So sollen die Ex-Terroristen heute aussehen: Die RAF-Mitglieder Ernst-Volker Staub, Daniela Klette und Burkhard Garweg (l.) überfielen mutmaßlich den Geldtransporter in Nordsteimke. Fotos: BKA

Wolfsburg: Überfall durch RAF-Terroristen

Wolfsburg. Die Rote Armee Fraktion (RAF) hat in Wolfsburg zugeschlagen – diese Schock-Nachricht sitzt bei vielen Wolfsburgern tief. Derweil erhoffen sich die Behörden Hinweise auf den Aufenthalt des brutalen Trios, das Ende Dezember einen Geldtransporter mit einer Panzerfaust angegriffen hatte – vor allem durch die Ausstrahlung in der ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY…ungelöst“ am Mittwochabend.
Über 100 Hinweise gingen im Laufe der Sendung ein, einige so konkret, dass Ermittler noch während der Ausstrahlung aktiv geworden sind. Zwar stand in der Sendung der Raubüberfall in Diepholz im Mittelpunkt, den die RAF-Terroristen Ernst-Volker Staub (61), Daniela Klette (57) und Burkhard Garweg (47) bereits im Juni verübt haben sollen. Zudem aber gab es ein neues Phantombild, das den Mann zeigt, der den Beifahrer des Nordsteimker Geldtransportes bedroht hatte. Der Mann soll etwa 50 Jahre alt sein, 1,80 bis 1,90 Meter groß und schlank. Er hatte schwarzgraue Haare und einen Schnauzer.
Doch wo sind die Täter, die im Untergrund leben? Bis Redaktionsschluss fehlte jede Spur. Häufig gehen solche Täter den Ermittlern ins Netz, wenn sie aus Geldmangel aus ihrem Versteck kommen. So war es wohl auch hier, wie Innenminister Boris Pistorius überzeugt ist. Es gebe keine Hinweise auf neue terroristische Aktivitäten. Vielmehr handle es sich wohl um „Beschaffungskriminalität im weiteren Sinne“.

Der Raubüberfall auf einen Geldtransporter in Nordsteimke Ende Dezember ist ganz offenbar von drei früheren RAF-Terroristen verübt worden. Die Staatsanwaltschaft bestätigte, dass am Tatort DNA-Material von Ernst-Volker Staub, Burkhard Garweg und Daniela Klette gefunden wurde – alle stehen auf der Fahndungsliste des BKA. Bislang gebe es allerdings keine Hinweise auf einen terroristischen Hintergrund, so die Behörde. Man gehe davon aus, dass es den dreien um die Finanzierung ihres Lebens im Untergrund gegangen sei.
Federführend bei den Ermittlungen ist die Staatsanwaltschaft Verden. In Stuhr bei Diepholz war bereits im Juni ein Raubüberfall auf einen Geldtransporter, ebenfalls vor einem Real-Markt, verübt worden. Dort wurde molekulargenetisches Spurenmaterial der mutmaßlichen Täter sicher gestellt. Obwohl die Überfälle in Diepholz und in Nordsteimke mehr als deutliche Parallelen aufweisen – drei maskierte Täter, bewaffnet unter anderem mit Panzerfaust und Schnellfeuergewehren, der gepanzerte Geldtransporter wird mit zwei Fahrzeugen blockiert – hätte das allein nicht ausgereicht, um die gleichen Täter zu vermuten, sagt Marie-Louise Tartz als Sprecherin der Staatsanwaltschaft Verden. Entscheidend: „Am Tatort in Wolfsburg wurden die gleichen DNA-Spuren gefunden und mittlerweile analysiert.“ Wahrscheinlich hatten Staub, Garweg und Klette ihre DNA ebenso wie in Diepholz in den Fahrzeugen hinterlassen, die für den Überfall benutzt wurden. Das Amtsgericht Verden hat Haftbefehle gegen die Beschuldigten erlassen, auch wegen versuchten Mordes – in Diepholz hatte das Trio drei Schüsse aus einem Schnellfeuergewehr auf den Geldtransporter abgegeben, die Kugeln durchschlugen die Panzerung aber nicht.

Der Überfall auf den Real-Markt in Nordsteimke geht auf das Konto von RAF-Terroristen. Die Polizei veröffentlichte eine Phantomskizze eines der Täter. Archiv/Polizei

Der Überfall auf den Real-Markt in Nordsteimke geht auf das Konto von RAF-Terroristen. Die Polizei veröffentlichte eine Phantomskizze eines der Täter. Archiv/Polizei


Raubüberfälle hatten das gleiche Strickmuster

Nach absolut identischem Strickmuster gingen mutmaßlich die drei früheren RAF-Terroristen Ernst-Volker Staub, Burkhard Garweg und Daniela Klette bei den beiden Raubüberfällen in Diepholz am 6. Juni und in Nordsteimke am 28. Dezember vergangenen Jahres vor. Ziel der Überfälle waren in beiden Fällen gepanzerte Geldtransporter privater Sicherheitsunternehmen, Tatorte waren jeweils die Parkplätze vor Real-Märkten. Mit zwei älteren Fahrzeugen, die das Trio unter falschem Namen gekauft hatte, versuchten die Räuber, den Geldtransporter einzukeilen. In Nordsteimke ging das schief – der Fahrer gab Gas und ließ seinen Beifahrer mit Geldkoffer vor der Hintertür von Real stehen. Dort sah sich dieser Geldbote schwer bewaffneten Tätern gegenüber – wie in Diepholz waren die Verbrecher unter anderem mit Panzerfaust und Schnellfeuergewehr bewaffnet. In Diepholz gaben sie aus dem Gewehr auch drei Schüsse auf den Transporter ab, die aber die Panzerung nicht durchschlagen konnten.