Thema statt Stigma: Plakate zur Depression

Thema statt Stigma: Plakate zur Depression

Gifhorn. Mehr Aufmerksamkeit und Verständnis für Menschen mit Depressionen und ihre Angehörigen: Mit der Psychiatrischen Tagesstätte und dem Verein Stellwerk in Gifhorn startet die Künstlerin Anke Sondhof eine Plakataktion, die das Thema enttabuisieren soll.

Mit der Idee einer Plakataktion zum Thema Depression rannte Anke Sondhof (2. v. links) bei Stellwerk offene Türen ein.

„Ich habe mich gern beteiligt.“ Gabriele Klemp aus Meine ist eine von 15 Frauen und Männern aus dem Kreis, die die Plakate prägen. Mit Gesicht und Gedanken. „Ich habe die Scheu vor der Öffentlichkeit abgelegt und will mich nicht mehr verstecken“, sagt die Betroffene, warum sie sich hat fotografieren lassen.
Die Plakate zeigen ein Motiv mit dem durchscheinenden Spiegelbild eines Gesichts und einen schwarzen Fleck dazu, außerdem gibt es einen sinnigen Spruch des fotografierten Betroffenen. Der Fleck symbolisiere die seelische Krankheit, auf den Spiegeleffekt kam Sondhof durch Spiegelungen auf dem Fernseh-Bildschirm.
Als Angehörige einer betroffenen Person und Künstlerin wollte Sondhof das Thema Depression an die Öffentlichkeit bringen. Mit Stellwerk und Tagesstätte fand sie Partner. „Mit der Anfrage lief Frau Sondhof bei uns offene Türen ein“, sagt Ingo Dettmer von Stellwerk. Aufklärung stehe in der Satzung des Vereins. „Eines der größten Probleme ist, dass die Krankheit nicht anerkannt wird und alles sehr schambesetzt ist“, sagt Margot Jantzen, Leiterin der Tagesstätte.
Die beinahe zwangsläufige Stigmatisierung der Betroffenen gab Anke Sondhof den künstlerischen Anstoß, wie sie im Gespräch mit dem Rundblick erklärt: „Um auf die Krankheit hinzuweisen, muss man schon Menschen zeigen, aber die meisten möchten anonym bleiben.“ Somit wurde die Gestaltung zu einer Gratwanderung zwischen Zeigen und Verbergen. „Die endgültige Auswahl der Bilder haben die Betroffenen selbst getroffen.“
Praxis und Klinikum, Gemeindehaus und Rathaus, aber auch Schule und Kindergarten: An 130 öffentlichen Stellen im Kreis Gifhorn werden die Plakate ab September gezeigt, ein Jahr lang mit monatlich wechselnden Motiven.
„Sämtliche Plakate werden erst im Lauf des Jahres zu sehen sein“, erklärt die Künstlerin aus Vollbüttel.