Das gab’s am Standort Gifhorn noch nie: Warnstreik von 2500 IAV-Mitarbeitern
Die IAV-Belegschaft macht ernst. Den Arbeitskampf hat am Mittwochmorgen nicht nur der Betrieb selbst zu spüren bekommen, sondern auch der Verkehr im Süden der Stadt. Foto: Photowerk

Das gab’s am Standort Gifhorn noch nie: Warnstreik von 2500 IAV-Mitarbeitern

Gifhorn. Das hat es bei der IAV am Standort in Gifhorn noch nie gegeben: Am Mittwochmorgen lief dort der erste Warnstreik der Unternehmensgeschichte ab. Schätzungsweise 2500 Beschäftigte legten zeitweise die Arbeit nieder und machten lautstark auf ihre Forderungen aufmerksam.
Der Betriebsrat hatte die Zeit wohlweißlich gewählt. Die Geschäftsführung, die am Vormittag zur Beiratssitzung in Gifhorn verabredet war, sollte dort einen Eindruck vom Willen der Belegschaft zum Arbeitskampf bekommen. Das dürfte wohl gelungen sein. Betriebsratsvorsitzender Mark Bäcker zeigte sich „mehr als zufrieden“: „Es überwältigt mich, dass die Kollegen so mitziehen.“ Übrigens auch jene in Führungspositionen wie Abteilungsleiter, die Außentermine von Mitarbeitern so gelegt hätten, dass diese am Warnstreik teilnehmen konnten.
Bäcker schätzte die Teilnehmerzahl auf 2500, was die Polizei bestätigte. Die IAV-Beschäftigten kamen zunächst um 9 Uhr an der Kantine zusammen, marschierten dann in einem mehrere Hundert Meter langen Tross zum Kreisel der Braunschweiger Straße und von dort dann auch wieder zurück.
An der Kantine gab es anschließend – wie zuvor seit Februar an den sogenannten Tarif­freitagen – Reden unter anderem von Bäcker, Verhandlungsführer Johannes Katzan und weiteren Vertretern der Gewerkschaft IG Metall.
Es geht Betriebsrat und Gewerkschaft nicht allein um mehr Geld. Vor allem wehren sie und die Mitarbeiter sich gegen das Vorhaben der Geschäftsführung, neuen Kollegen künftig geringere Einstiegsgehälter zahlen zu wollen.
Das passt nach Ansicht der Arbeitnehmer überhaupt nicht in die Zeit des Fachkräftemangels. Mit niedrigen Löhnen werde man die dringend gebrauchten jungen Fachleute wohl kaum nach Gifhorn locken können.
„Es ist seit 35 Jahren der erste Warnstreik“, sagt Bäcker. „Und das nur, weil die Geschäftsführung 100 Prozent auf ihrem Standpunkt stehen bleibt und keine Verhandlungen zulässt.“ Umso mehr freue es ihn, dass die Belegschaft mit diesem Aufgebot ein Zeichen setze.