Wolfsburg: Tödliche Schüsse im Asylbewerberheim

Wolfsburg: Tödliche Schüsse im Asylbewerberheim

Fallersleben. Massenschlägerei, Schüsse, ein Toter, ein Schwerverletzter sowie weitere Verletzte – das ist die blutige Bilanz der dramatischen Ereignisse, die sich vergangenen Mittwochabend im Asylbewerberheim in der Hafenstraße in Fallersleben abspielten und für einen Großeinsatz der Polizei sorgten.

Dramatische Ereignisse im Asylheim Fallersleben: Ein Mann starb bei blutigen Auseinandersetzungen, außerdem gab es Verletzte. Polizisten aus der ganzen Region waren bis in die Nacht hinein im Einsatz.Photowerk

Die Polizei war am Mittwoch um 20.30 Uhr wegen einer Schlägerei in dem Heim alarmiert worden. Wenig später kam der nächste Notruf rein, weil auch Schüsse gefallen waren. Als die Einsatzkräfte eintrafen, fanden sie „tumultartige Zustände“ vor, so die Polizei.
Die Polizei drang in das Gebäude vor, dort befanden sich zahlreiche Blutlachen sowie Blutspuren, die ins Freie führten. Im ersten Stock fanden sie einen niedergeschossenen 31-jährigen Mann aus Nigeria. Trotz Reanimation der kurz darauf eingetroffenen Rettungskräfte starb er wenig später im Klinikum.
Offenbar hatten sich die Personen, die an der Auseinandersetzung beteiligt waren, zu diesem Zeitpunkt abgesetzt. Ein Hubschrauber der Polizei kreiste über Fallersleben, um die Flüchtigen sowie mögliche weitere Verletzte aufzuspüren.
Die Polizei hatte zu diesem Zeitpunkt das gesamte Gebäude evakuieren lassen. In einem WVG-Bus kümmerten sich Helfer um die Bewohner des Heims, die zum Teil unter Schock standen. Familien mit Kindern wurden in andere Heime und in der Turnhalle des Heinrich-Nordhoff-Gymnasiums untergebracht.
Noch in der Nacht zu Donnerstag konnte die Polizei dann drei mutmaßliche Täter (35/35/26) verhaften. Bei den verhafteten Männern handelt es sich um drei Deutsche mit russischem Migrationshintergrund. Keiner der Männer wohnt in dem Asylheim, für zwei Verdächtige beantragte die Staatsanwaltschaft Haftbefehl.
Die Aussage eines jugendli-chen Heimbewohners führte die Polizei auf die Spur der drei Tatverdächtigen. Einer der Männer war erheblich verletzt. Insgesamt 13 Vernehmungsteams sprachen mit Zeugen, die Mordkommission umfasste 40 Polizeibeamte. Die Tatwaffe wurde trotz intensiver Suche bis Redaktionsschluss noch nicht gefunden.
Innenminister Boris Pistorius erklärte im Landtag, Drogengeschäfte hätten zu dem tödlichen Streit geführt. Das wollte die Polizei in dieser Form nicht bestätigen. Zwar habe es Streit wegen eines Drogendeals gegeben, der Getötete selbst aber habe ganz offenbar nicht mit Rauschgift gehandelt.
Eine Seelsorgerin kümmerte sich am vergangenen Freitag um die Heimbewohner, die in der Hafenstraße geblieben waren – darunter befand sich ein enger Freund des Todesopfers, der unter Tränen versuchte, seiner Verzweiflung Herr zu werden.