Wolfsburg: Straftaten leicht rückläufig– Aufklärungsquote aber auch
Stellten die Wolfsburger Kriminalitäts-Statistik vor: Andreas Waldhof, Olaf Gösmann, Reinhard Ahrens und Fabian Schwabe (v.l.).Photowerk

Wolfsburg: Straftaten leicht rückläufig– Aufklärungsquote aber auch

Wolfsburg. Die Zahl der Straftaten in Wolfsburg ist 2016 im Vergleich zu 2015 leicht zurück gegangen, die Aufklärungsquote auch. Auf besorgniserregend hohem Niveau bewegt sich weiter die Zahl der Wohnungs- und Wohnhauseinbrüche (286) – und es gab nicht weniger als elf versuchte oder vollendete Tötungsdelikte. Das sind die Kernaussagen der Kriminalitäts-Statistik, die die Polizei am Mittwoch vorstellte.
Die wichtigsten Zahlen im Überblick: 8988 Straftaten insgesamt (2015: 9606); Aufklärungsquote 55,3 Prozent (57,4 Prozent); Tatverdächtige 3475 (3787), davon 1121 Ausländer (1024) und 318 Kinder oder Jugendliche (408). Es gab 286 Einbrüche in Wohnungen oder Wohnhäuser (2015: 301; 2014: 200), die Aufklärungsquote stieg in diesem Bereich auf gute 30,4 Prozent (2015: 19,6 Prozent, 2014: 18 Prozent). Die Straftaten rund ums Automobil sind in der VW-Stadt weiter rückläufig: 457 nach 575 im Vorjahr. Der kommissarische Inspektionsleiter Olaf Gösman, der vorübergehend aus Hannover nach Wolfsburg abgeordnet ist, sprach angesichts zahlreicher Tötungsdelikte, Einbrüche und Containerbränden von einer „anspruchsvollen Krimi-nalitätslage“, die man in der Regel ohne Unterstützung von außen bewältigen müsse: „Und dafür macht die Polizei hier einen guten Job.“
Was wenige Bürger mitbe-kommen, den Beamten in Uniform aber zunehmend Sorge bereite, sei die steigende Gewaltbereitschaft gegenüber Polizisten. „Das Klima wird rauer“, glaubt Gösmann beobachtet zu haben. Wenn, wie in der Borsigstraße, einem Beamten in den Bauch gebissen oder Kollegen bespuckt werden, „dann ist das widerlich.“ Auch wenn Autofahrer bei Kontrollen auf Beamte zu rasten, frage er sich: „Werden Polizisten überhaupt noch als Menschen betrachtet?“


286 Wohnungs-Einbrüche: Das hat die „Priorität eins“

Wolfsburg. Die Zahl der Wohnungseinbrüche ist vergangenes Jahr zwar leicht gesunken (286 Fälle nach 301 im Vorjahr), bewegt sich aber weiter auf hohem Niveau. Gut: Die Aufklärungsquote stieg von 18 auf über 30 Prozent, und in vielen Fällen scheitert der Einbruchversuch: Immer mehr Bürger sichern ihre vier Wände besser.
„Solche Einbrüche bewegen die Menschen, viele werden traumatisiert“, weiß Fachkommissariats-Leiter Reinhard Ahrens. „Leider wird das Delikt von der Rechtsprechung noch stiefmütterlich behandelt.“
Die geographische Lage mit der Nähe zur A2 und A39 ma-che Wolfsburg weiter attraktiv für überregionale, insbesondere osteuropäische Banden: „Die kommen und sind ganz schnell wieder weg.“ Viele Täter hätten dabei auch Anlaufstellen vor Ort: „Da gibt es Verwertungsstränge, der Schmuck muss ja abgesetzt werden.“
Die stark gestiegene Aufklärungsquote habe zwei Ursachen. Zum einen begegne man dem Problem „mit Priorität eins“, was bedeutet: Viel Personal auf die Straße, ob in Uniform oder in zivil; künftig kommt noch das System „Premap“ dazu (siehe Text rechts). Zum anderen habe man zwei Serientäter aus dem Verkehr ziehen können; im Februar einen Bosnier, dem 29 Taten zugeordnet werden, im November zwei Albaner mit vermutlich 49 Fällen. Polizeichef Olaf Gösmann: „Natürlich ist die Zahl dieser Einbrüche weiter hoch. Aber 30 Prozent ist eine beachtliche Aufklärungsquote, sie liegt neun Prozentpunkte über dem Landesdurchschnitt.“ Auch Prävention zeigt Erfolge: 381 Wolfsburger ließen sich über Einbruchschutz beraten, 25 Mal trat die Polizei mit Info-Ständen auf Messen oder beim VfL-Stadionfest auf.