Stadt Salzgitter lenkt ein: Händler dürfen weiter Schrott sammeln

Stadt Salzgitter lenkt ein: Händler dürfen weiter Schrott sammeln

Die Stadt Salzgitter hat ihre Meinung revidiert und lässt die Schrottsammler gewähren. Sie dürfen auch weiterhin an der Haustür die Altmetalle sammeln, allerdings nur befristet bis Ende 2014. Für die Zeit danach plant der Bund ein neues Wertstoffgesetz.

Dürfen weiter Schrott fahren im Stadtgebiet Salzgitters: Silvio und Fredi Jennebach mit Andreas Lange (Mitte).

Die gute Nachricht erreichte die Schrottsammler in Bleckenstedt am Mittwoch beim Mittagessen: „Ich habe das Radio gleich lauter gemacht und vor Freude in die Hände geklatscht“, sprudelt es aus Cornelia Jennebach heraus. Der NDR, der einen Bericht der Salzgitter Woche über die Existenznöte der hiesigen Kleinunternehmer durch das Kreislaufwirtschaftsgesetz aufgegriffen hatte, meldete als Erster die neue Linie im Rathaus.
Dort hatte Oberbürgermeister Frank Klingebiel das Thema an sich gezogen und entschieden, dass die Schrotthändler weiter durch die Orte fahren und die Altmetalle einsammeln dürfen. Davon profitieren auch die Bürger, die so noch etwas Geld für ihr Material bekommen.
Die Stadt hat die Genehmigung aber befristet und will sich bis Ende 2014 genau ansehen, wie gut die Sammlung in Salzgitter funktioniert. „Das ist für uns jedenfalls ein Lichtblick“, freut sich Jennebach, die sich nun den geplanten Einspruch sparen kann. „Die Stadt zieht ihre Verfügung zurück und schickt eine neue“, sagt Dietrich Leptien, Leiter des Städtischen Regiebetriebs (SRB). Noch am Dienstag hatte es so ausgesehen, als bliebe Salzgitter bei der Beschränkung, dass die Händler bei Privatleuten nur Einzelteile ab 60 Kilogramm mitnehmen dürfen. Aller sonstiger Schrott, der derzeit etwa 160 Euro pro Tonne bringt, sollte beim SRB landen.
Für die Gewerbetreibenden wäre das einem Berufsverbot nahegekommen. Diese Folgen hatte der Vermittlungsausschuss von Bundestag und Bundesrat wohl nicht im Blick, als er über das Kreislaufwirtschaftsgesetz verhandelte. Auch bei der Stadt und beim SRB hatte niemand die Nöte der Familien auf dem Schirm, die seit Generationen vom Altmetall leben.
Umso mehr freuen sich die Jennebachs, die in vierter Generation über die Dörfer fahren, über den Zuspruch nach der Berichterstattung. „Ohne die Öffentlichkeit hätten wir das nicht geschafft.“ Nicht nur Salzgitter habe seine Verfügung zurückgenommen, sondern auch Goslar. Und der Landkreis Wolfenbüttel gab vorige Woche dem Widerspruch der Familie statt, erteilte sogar eine unbefristete Erlaubnis.
Auch wenn die Existenzangst etwas abgeklungen ist, die Sorgen bleiben, was mit dem Wertstoffgesetz auf die kleinen Händler zukommt. Jennebachs hoffen auf ein Nebeneinander: „Jeder sollte die Freiheit haben, ob er seinen Schrott einem Händler verkauft oder dem Wertstoff gibt.“ Jedenfalls müssen die Händler weiter um ihr Recht streiten. Denn viele Kommunen bleiben eisenhart. Ein Kollege der Jennebachs  bekam gerade Post vom Landkreis Gifhorn: Sammeln ist dort künftig verboten.